Harntransportstörung/Harnstau (Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie) – Körperliche Untersuchung

Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:

  • Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
    • Inspektion (Betrachtung)
      • Haut und Schleimhäute
    • Auskultation (Abhören) des Herzens
    • Auskultation der Lunge
    • Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch) (Druckschmerz?, Klopfschmerz?, Hustenschmerz?, Abwehrspannung?, Bruchpforten?, Nierenlagerklopfschmerz?) 
    • Palpation der Nierenregion [Druckgefühl im Bereich der Niere durch den Harnaufstau]
    • Digital rektale Untersuchung (DRU): Untersuchung des Rektums (Mastdarm) und der angrenzenden Organe mit dem Finger per Palpation: Beurteilung der Prostata in Größe, Form und Konsistenz [Prostatahyperplasie (BPH) (gutartige Prostatavergrößerung)]
  • Krebsvorsorge
    [wg.
    möglicher Ursachen bzw. Differentialdiagnosen:
    • Metastasen (Tochtergeschwülste) verschiedener solider Tumoren
    • Tumoren des Beckens wie das Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
    • Tumoren des Urogenitaltraktes wie das Prostatakarzinom (Prostatakrebs)
    • Uterusmyome (gutartige Neubildung in der Gebärmutter)]
  • Ggf. neurologische Untersuchung
    [wg.
    möglicher Ursachen bzw. Differentialdiagnosen:
    • Multiple Sklerose (MS) – neurologische Erkrankung, die bis zu Lähmungen führen kann
    • Paraplegie (Querlähmung) – Lähmung beider Arme bzw. beider Beine]
  • Urologische/nephrologische Untersuchung
    [wg.
    möglicher Ursachen:
    • Obstruktive Uropathie (kongenitale Ureter- und Urethra-Verengungen (Stenosen bzw. Strikturen))
    • Vesikorenaler Reflux (der kongenitale Reflux basiert auf einer Fehlanlage der Ureteröffnung in der Blasenwand)]
    [wg. möglicher Differentialdiagnosen:
    • Beckenbodensenkung
    • Blutkoagel bei Hämaturie (Blut im Urin)
    • Endometriose (gutartige, aber schmerzhafte Wucherung von Gebärmutterschleimhaut) (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle
    • Harnleiterstriktur (Harnleiterverengung)
    • Megaureter (meist angeborene Erweiterung eines oder beider Harnleiter (>10 mm))
    • Narbenstrikturen (hochgradige Einengung) der ableitenden Harnwege
    • Nierenstein
    • Prostatahyperplasie (BPH) (gutartige Prostatavergrößerung)
    • Retroperitonealfibrose (Synonyme: retroperitoneale Fibrose; Morbus Ormond; Ormond-Syndrom; im angloamerikanischen Schrifttum: Albarran-Ormond Syndrome, „Gerota’s fascitis“ oder „Gerota’s syndrome“) – langsam zunehmende Bindegewebsvermehrung zwischen dem hinteren Peritoneum (Bauchfell) und der Wirbelsäule mit Ummauerung der Gefäße, Nerven und der Ureteren (Harnleiter)
    • Ureterozele (Vorwölbung der Schleimhaut des intramuralen Harnleiterabschnitts in das Blasenlumen)
    • Ureterstein (Harnleiterstein)
    • Urolithiasis (Harnsteinleiden), nicht näher bezeichnet]
    [wg. möglicher Folgeerkrankungen:
    • Harnsteinbildung (Urolithiasis/Nephrolithiasis)
    • Harnwegsinfektion (HWI)
    • Hydronephrose (Wassersackniere) – irreversible, sackartige Ausweitung des Nierenhohlsystems, die mit einer Zerstörung des Nierengewebes einhergeht
    • Nierenfunktionsstörungen bis zur Niereninsuffizienz (Nierenschwäche/Nierenversagen)]

In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.