Blut im Urin (Hämaturie) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Nierensonographie (Ultraschall der Niere) inkl. Sonographie der Harnblase (Ultraschall der Harnblase) – bei Patienten mit Mikrohämaturie (mikroskopisch sichtbares Blut im Urin) und niedrigem oder mittlerem Krebsrisiko; zum Ausschluss von Nieren- oder Harnblasenveränderungen.
    Hinweise: Bei der Untersuchung der Harnblase sollte eine Füllung von 250-300 ml erreicht sein, um Unregelmäßigkeiten der Harnblasenoberfläche oder exophytische Tumoren (in das Hohlorgan hineinwachsende Geschwulst) zu erkennen. Bei der Untersuchung der Nieren ist auf Harnstauungen oder Tumoren im oberen Harntrakt (Nierenbecken, Harnleiter) zu achten.
    Befunde im oberen Harntrakt zeigten sich bei 1 % der Ultraschalluntersuchungen: renale Läsionen (Nierenveränderungen) 55,1 %, ureterale Veränderungen (Veränderungen des Harnleiters) 7,1 %, Nierensteine 39,0 % [4].
  • Röntgenuntersuchung des Abdomens (Bauchraums) – zum Ausschluss von schattengebenden Konkrementen (Steinen).
  • Urethrozystoskopie (Spiegelung der Harnröhre und Harnblase) – ggf. mit Biopsie (Gewebeentnahme); zum Ausschluss von Schleimhautveränderungen der Harnblase oder Harnröhre.
  • CT-Urographie (Computertomographie der Harnwege) – bei Hochrisikopatienten (z. B. ältere Patienten, Makrohämaturie (sichtbares Blut im Urin), Raucher, berufliche Exposition gegenüber Karzinogenen). Pathologien (krankhafte Veränderungen) der oberen Harnwege (Malignome (bösartige Tumoren), Steine, Nierenveränderungen) werden mit einer Sensitivität und Spezifität von ca. 90 % erfasst; bzgl. Harnblasentumoren liegt die Sensitivität bei ca. 60 %.
    Cave: Strahlenbelastung ca. 10-fach höher als bei Urographie [1].

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Urographie (Röntgendarstellung der Harnwege mit Kontrastmittel) – zur Darstellung der inneren Konturen der Nieren und ableitenden Harnwege; bei Verdacht auf Nieren- oder Uretersteine (Steine im Harnleiter).
  • Retrograde Pyelographie (Darstellung des Nierenbeckens durch Einbringen von Kontrastmittel über den Harnleiter) – bei Verdacht auf Stenosen (Verengungen) im Harnleiterbereich oder Erkrankungen des Nierenbeckens.
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) (Bauch-CT)/Beckens (Becken-CT) (Becken-CT).
  • Magnetresonanztomographie des Abdomens (Abdomen-MRT) (Bauch-MRT)/Beckens (Becken-MRT) (Becken-MRT) – bei Verdacht auf tumoröse oder entzündliche Veränderungen; auch bei Kontrastmittelallergie oder bei Kindern indiziert.
  • Angiographie (Darstellung der Gefäße mit Kontrastmittel) – bei Verdacht auf AV-Fistel (pathologische Verbindung zwischen Arterie und Vene) oder Nierengefäßverschluss.
  • Nierenbiopsie (Gewebeentnahme aus der Niere) – bei Verdacht auf tumoröse Nierenveränderungen oder bei Glomerulopathie (Erkrankung der Nierenfilter).

Krebsdiagnose in Abhängigkeit von Makro- und Mikrohämaturie

  • Makrohämaturie
    • In einer prospektiven Beobachtungsstudie waren 3,5 Prozent der Patienten mit Makrohämaturie und Krebsdiagnose jünger als 45 Jahre
      1 Prozent der Krebspatienten mit Mikrohämaturie war unter 60 Jahre [2].
    • Bei Patienten mit Makrohämaturie wurde in einer Studie 8-mal häufiger ein Malignom (bösartiger Tumor) der Harnwege festgestellt als bei Patienten mit Mikrohämaturie [3].
  • Mikrohämaturie:
    • Bei Patienten mit Mikrohämaturie zeigte sich in einer Studie eine Blasenkarzinominzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen eines Blasenkrebs) von 1-3 %, die Inzidenz für das Nierenzellkarzinom lag bei 1-2 % und für Urothelkarzinom des oberen Harntrakts (UTUC) bei 0-1 % [3].

Literatur

  1. Devlin CM et al.: CT urography as the first line investigation for haematuria: is it truly indicated? A single centre analysis of the use of CT urography in the haematuria clinic. Journal of Clinical Urology April 24, 2015 2051415815584116
  2. Tan WS et al.: Who Should Be Investigated for Haematuria? Results of a Contemporary Prospective Observational Study of 3556 Patients. Eur Urol (2018), doi: https://doi.org/10.1016/j.eururo.2018.03.008
  3. Fankhauser CD et al.: Diagnostic accuracy of ultrasonography, computed tomography, cystoscopy and cytology to detect urinary tract malignancies in patients with asymptomatic hematuria. World J Urol 2021;39:97-103 doi: 10.1007/s00345-020-03171-6.
  4. Ballon-Landa E et al.: Diagnostic yield of upper tract imaging performed for hematuria screening: Results from a national, privately-insured cohort. Urol Oncol 2023; https://doi.org/10.1016/j.urolonc.2023.09.002

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Hämaturie bei Kindern – Bildgebende Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 064 - 005), April 2020 Langversion