Kieferhöhlenspiegelung (Antroskopie)

Bei der Antroskopie (Synonym: Kieferhöhlenspiegelung) handelt es sich um invasives Verfahren der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zur präzisen endoskopischen Beurteilung der Kieferhöhle. Liegt Bedarf für eine therapeutische Intervention vor, so kann die diagnostische Komponente der Kieferhöhlenspiegelung um eine minimalinvasive chirurgische Intervention als Behandlungsmethode erweitert werden.

Die Kieferhöhlenspiegelung spielt in der Diagnostik eine wichtige Rolle beim Vorliegen einer entzündlichen Veränderung in der Kieferhöhle, die auch als Sinusitis maxillaris bezeichnet wird. Neben der Beurteilung eines entzündlichen Infiltrates (Entzündungsherd) dient die Kieferhöhlenspiegelung dem Ausschluss einer Neoplasie (Neubildung). Durch die Kieferhöhlenspiegelung ist jedoch makroskopisch ("mit dem bloßen Auge sichtbar") nicht nachweisbar, ob die vorliegende Neoplasie benigne (gutartig) oder maligne (bösartig) ist. Dennoch stellt das Verfahren eine wichtige Methode in der Erkennung von Tumoren im Bereich der Kieferhöhle dar. Durch eine Probeexzision (Entfernen eines Gewebes zu diagnostischen Zwecken) kann in jedem Fall eine Malignitätsbestimmung erfolgen.

Die Ursache für die Entzündung der Kieferhöhle ist gegebenenfalls schwer zu determinieren, da es viele Infektionsursachen für eine Entzündung des Sinus maxillaris gibt.

Die folgenden Ursachen für eine Sinusitis maxillaris sind bei der Diagnostik auszuschließen:

  • Rhinogene Sinusitis – diese Ursache für die Entstehung einer Sinusitis maxillaris beruht auf dem Eindringen von Bakterien aus dem Nasenareal. Chronische Infektionen können sich auf die Kieferhöhle ausweiten und stellen eine häufige Ursache für die Kieferhöhlenentzündung dar.
  • Hämatogene Sinusitis – eine hämatogene Sinusitis beruht auf einer Bakteriämie (im Blutbild lassen sich Bakterien im Blut nachweisen). Die Ursprungsinfektion kann relativ weit von der Kieferhöhle entfernt sein, da sich bei Allgemeininfektionen entweder die Erreger oder spezielle Toxine über das Blut verbreiten können. Ein Beispiel für eine Erkrankung, die mit einer hämatogen Ausbreitung und der Folgeinfektion der Kieferhöhle assoziiert sein kann, ist Scharlach (Scarlatina).
  • Odontogene Sinusitis – diese Form der Kieferhöhlenentzündung beruht auf einem Zahn-assoziierten Entzündungsprozess. Die odontogene Infektion stellt die Ursache für etwa ein Drittel aller Kieferhöhlenentzündungen dar. Am häufigsten beruht die Ursache für die Entzündungsausbreitung auf einem apikalen Granulom (oberflächliche Gewebeneubildung) des ersten und zweiten Molars (erster und zweiter Backenzahn).
  • Radikuläre Zyste – bei einer radikulären Zyste handelt es sich um eine pathogene (krankhafte) Veränderung, die auf einem Entzündungsprozess basiert und mit einer Proliferation (Vermehrung) des sogenannten Malassez-Epithels (embryonales Gewebe) assoziiert ist.
  • Infizierte follikuläre Zyste
  • Eröffnung der Kieferhöhle bei der Zahnextraktion – bei nahezu jeder mechanischen Belastung des Zahnfleisches, wie zum Beispiel beim Zähneputzen, können Bakterien in die Blutbahn gelangen. Bei einer intakten Immunabwehr stellt dies jedoch keine relevante Gefährdung dar. Wird jedoch eine große Menge von Bakterien über eine Wunde in die Kieferhöhle getragen, so kann dies zu einem massiven Entzündungsprozess führen.
  • Parodontitis – die Parodontitis, bei der es sich um eine zumeist chronische Infektion des Zahnhalteapparates handelt, ist in sehr seltenen Fällen der Ursprung für eine Kieferhöhlenentzündung, obwohl unter diesem Krankheitsbild ein großer Teil der Bevölkerung leidet.
  • Intraossäre Implantate – im Knochen verankerte Implantate stellen für die Immunabwehr des Körpers einen Fremdkörper dar. Aufgrund dessen kann es zur Abwehrreaktion und somit zur Entzündung der Kieferhöhle kommen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Chronische Sinusitis maxillaris
  • Tumorverdacht im Sinus maxillaris
  • Zystenverdacht im Sinus maxillaris

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Angeborene Blutungsneigung: Besonders bei Hämophilie oder anderen schwerwiegenden Gerinnungsstörungen ist Vorsicht geboten. Bei zu hohem Risiko sollte die Endoskopie vermieden werden.
  • Akute Infektionen im Nasenbereich: Schwere akute Infektionen können den Eingriff riskant machen.
  • Schwere allergische Reaktionen auf Anästhesiemittel oder Endoskopie-Materialien: Bei bekannter Allergie muss eine alternative Methode in Betracht gezogen werden

Vor der Untersuchung

  • Zusätzliche bildgebende Diagnostik: Vor der Antroskopie sollten eine Röntgenaufnahme und/oder eine Computertomographie (CT) der Kieferhöhle durchgeführt werden, um die Notwendigkeit und den Umfang des Eingriffs zu bestimmen.
  • Aufklärung und Einwilligung: Der Patient muss über den Eingriff, seine Risiken und mögliche Komplikationen aufgeklärt werden und sein Einverständnis geben.

Das Verfahren

Bei der Kieferhöhlenspiegelung handelt es sich um einen Eingriff, bei dem mit einem starren Endoskop (unbewegliche Stange, die immer einen Lichtleiter und eine Lichtquelle enthält) die Kieferhöhle untersucht werden kann und im Verdachtsfall gegebenenfalls Gewebeproben entnommen werden können. Außerdem können Sekretproben für eine zytologische Untersuchung (Zelluntersuchung) durch eine Kieferhöhlenspiegelung gewonnen werden. Neben der diagnostischen Nutzung der Kieferhöhlenspiegelung ist auch eine therapeutische Verwendung des Verfahrens möglich. Mithilfe des Endoskops kann eine minimalinvasive, gezielte chirurgische Entfernung von Gewebemassen erfolgen.

Bei der Durchführung der Kieferhöhlenspiegelung und der Spülung der Kieferhöhle lassen sich verschiedene Zugangswege zur Kieferhöhle unterscheiden:

  • Unterer Nasengang – um über den unteren Nasengang zur Kieferhöhle zu gelangen, muss eine Punktion (Durchstoßung) der seitlichen Nasenwand erfolgen. In Abhängigkeit vom Ziel der Endoskopie kann die Punktion mittels Trokar (medizinisches Instrument zur Eröffnung einer Körperhöhle) oder bei der Durchführung einer Spülung mit einer sogenannten Lichtwitz-Nadel erfolgen.
  • Mittlerer Nasengang – als weitere Zugangsmöglichkeit zur Kieferhöhle dient der mittlere Nasengang, über den eine gebogene stumpfe Kanüle eingeführt werden kann.
  • Fossa canina – bei der Fossa canina handelt es sich um eine paarig angelegte Knochengrube des Oberkiefers. Über einen Schleimhautschnitt und der anschließenden Durchstoßung der faszialen Kieferhöhlenwand (Bindegewebskomponente) lässt sich der Sinus maxillaris erreichen.

Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)
Operationsdauer: 20-30 Minuten 

Nach der Untersuchung

  • Tamponade der Kieferhöhle: Einlage eines salbengetränkten Gazestreifens für drei Tage zur Förderung der Heilung.
  • Nachuntersuchung: Eine Kontrolluntersuchung sollte nach dem Eingriff durchgeführt werden, um den Heilungsprozess zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Mögliche Komplikationen

  • Nervenläsionen – nach dem Eingriff kann es zu postoperativen Neuralgien (Schmerzen im Versorgungsgebiet eines Nervs) kommen. Insbesondere der Nervus infraorbitalis kann durch narbige Verziehungen des Nervs bei der Vernarbung des Knochendefekts in der Fossa canina Schaden nehmen, sodass dies zu Neuralgien führen kann. In der Regel lässt sich diese Komplikation jedoch konsequent durch Einhaltung eines ausreichenden Abstandes des Operationsbereiches von den Nervensträngen vermeiden.
  • Desensibilität der Seitenzähne – die fehlende Empfindlichkeit insbesondere im Bereich vom Eckzahn bis zum ersten Backenzahn stellt eine klinisch relevante Komplikation dar. Diese Komplikation lässt sich präzise überprüfen, indem eine Vitalitätsprüfung der betroffenen Zähne durchgeführt wird. Trotz der Empfindlichkeitsdefizite handelt es sich bei den betroffenen Zähnen um vitale Zähne, da die Gefäßversorgung intakt ist. Der Grund für die Komplikation beruht maßgeblich auf den anatomischen Gegebenheiten, da die Nervenfasern direkt unter der Kieferhöhlenschleimhaut liegen und leicht verletzt werden.
  • Blutungen – die Wahrscheinlichkeit, dass Blutungen auftreten, ist abhängig von der Durchführung des Verfahrens. Bei der minimal-invasiven Chirurgie ist die Blutungswahrscheinlichkeit jedoch weitaus höher als bei der diagnostischen Nutzung des Verfahrens.
  • Infektionsrisiko: Obwohl gering, sollte auf Anzeichen einer Infektion geachtet werden.

Literatur

  1. Strutz J: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Georg Thieme Verlag 2009
  2. Esriti A, Maurer J, Mann W: Erfahrungen mit der Anwendung des Kozlov-Trokars zur transfazialen Entfernung von Kieferhöhlenbefunden. Laryngo-Rhino-Otol. 1999. 78:638-641
  3. Reiß M: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer Verlag 2009
  4. Zenner HP: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Schattauer Verlag 2008

     
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