Gesichtsfeldmessung (Perimetrie)

Die Perimetrie ist ein nicht-invasives (nicht in den Körper eindringend) diagnostisches Verfahren der Augenheilkunde zur Bestimmung des Gesichtsfeldes. Das Gesichtsfeld ist das Gebiet, das man von der Außenwelt wahrnehmen kann, ohne das Auge von einem zentralen Punkt wegzubewegen. Im Gegensatz dazu bezeichnet das Blickfeld den Bezirk, den man mit maximaler Blickbewegung des Auges, aber ruhig gestelltem Kopf registrieren kann. Die Bestimmung des Blickfeldes ist z. B. bei Augenmuskelparesen (Augenmuskellähmungen) von Bedeutung. 

Neben der Sehschärfe ist das Gesichtsfeld für die korrekte Sehfunktion von großer Bedeutung. Besonders beim Fortbewegen (z. B. Laufen oder Autofahren) dient es der Orientierung und dem rechtzeitigen Erkennen neu auftauchender Gefahren. Ausfälle im Gesichtsfeld werden als Skotome bezeichnet (Skòtos, griech. = Schatten) und sind durch verschiedene Erkrankungen wie z. B. Glaukom ("Grüner Star") bedingt. Da kleine absolute Skotome wie der physiologische „blinde Fleck“ vom Gehirn „eingefüllt“ werden, können sie vom Patienten häufig nicht registriert und nur mithilfe der Perimetrie ermittelt werden. Bei relativen Skotomen ist das Sehvermögen lediglich reduziert, sodass sie in der Regel als graue, verwaschene Bereiche empfunden werden.  

Zielsetzung der Perimetrie

Die primäre Zielsetzung der Perimetrie ist es, das gesamte Gesichtsfeld eines Patienten zu vermessen, um etwaige Gesichtsfeldausfälle (Skotome) oder andere Anomalien zu identifizieren, die auf Augenkrankheiten oder neurologische Störungen hinweisen können.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Unklare Sehstörungen: Bei Orientierungsstörungen, Helligkeitsverlusten, Nyktalopie (Nachtblindheit) oder Lesestörungen sollte eine Perimetrie durchgeführt werden. Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die Skotome verursachen können:
    • Glaukom ("grüner Star"): Bedingt durch einen erhöhten Augeninnendruck kommt es zu Nervenfaserschädigungen und somit zu Gesichtsfeldausfällen. Die Skotome treten erst auf, wenn bereits ein großer Teil der Nervenfasern (über 30 %) zugrunde gegangen ist und sind daher Zeichen eines fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung.
    • Ablatio retinae (Netzhautablösung): sektorale Gesichtsfeldausfälle
    • Makuladegeneration (Gruppe von Erkrankungen des menschlichen Auges, die die Makula lutea („der Punkt des schärfsten Sehens“) – auch „Gelber Fleck“ genannt – der Netzhaut betreffen und mit einem allmählichen Funktionsverlust der dort befindlichen Gewebe einhergehen): zentrale Gesichtsfeldausfälle
    • Retinopathia pigmentosa (Untergang der Sehrezeptoren): konzentrisch eingeengtes Gesichtsfeld
  • Läsionen der Sehbahn: Je nach Lokalisation der Sehbahnläsion (Schädigung) kommt es zu verschiedenen Arten der Gesichtsfeldausfälle (z.B. Hemianopsie/Halbseitenausfall). Mögliche Ursachen: 
    • Hirntumor
    • Aneurysma (Gefäßerweiterung)
    • Apoplex (Schlaganfall) – meist Quadranten- oder Halbseitenausfälle
    • Trauma
  • Verlaufskontrolle bei bekannten Skotomen (z. B. im Rahmen eines Glaukoms)
  • Gutachten / Eignungsbeurteilung: Das binokulare Gesichtsfeld (Summe aus den Gesichtsfeldern für das linke und rechte Auge) ist für die Beurteilung entscheidend. Beispielsweise dürfen sich Skotome zur Erteilung der Fahrtauglichkeit nicht überlagern.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Es gibt keine Kontraindikationen für die Nutzung des Verfahrens. Es sollte jedoch auf die ausreichende Compliance (Mitarbeit) des Patienten geachtet werden.

Vor der Untersuchung

  • Patientenaufklärung: Die Patienten werden über den Ablauf der Untersuchung informiert, einschließlich der Bedeutung des Fixierens eines zentralen Punktes während der Testung.
  • Anpassung der Umgebung: Die Untersuchung sollte in einem abgedunkelten Raum stattfinden, um die Kontrastsensitivität zu maximieren.
  • Überprüfung der Sehhilfen: Bestehende Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen sollten überprüft und bei Bedarf während der Untersuchung getragen werden, um korrekte Messergebnisse zu gewährleisten.

Das Verfahren

Das einfachste Verfahren das Gesichtsfeld zu bestimmen ist die Fingerperimetrie. Der Arzt sitzt dabei gegenüber dem Patienten und prüft durch Bewegung seines Fingers, wo die periphere Wahrnehmung bei zentral fixiertem Blick des Patienten aufhört. Außer dieser einfachen, jedoch nur groben Methode, gibt es heutzutage mehrere Perimetriearten, die sich unterschiedlicher Techniken und Geräte bedienen. Alle Methoden beruhen darauf, dass der Patient einen festen Punkt fixieren muss und anschließend ein Signal gibt, sobald er eine auftauchende Lichtmarke wahrnimmt. Es können unterschiedliche Größen, Helligkeiten und Farben der Lichtmarken getestet werden. Bei allen Messverfahren ist stets darauf zu achten, dass die Bedingungen konstant gehalten werden. Es muss eine standardisierte Helligkeit von Hintergrund und Lichtmarke bestehen, Brechungsfehler des Auges sollten ausgeglichen sein und besonders bei Folgeuntersuchungen sollte die Pupillenweite gleich bleiben. Außerdem muss bedacht werden, dass die Perimetrie ein subjektives Messverfahren darstellt und von der Mitarbeit, Aufmerksamkeit, Ermüdung sowie den fehlerhaften Angaben des Patienten abhängt. 

Untersuchungstechnik

Die Perimetrie wird immer monokular (an einem Auge) durchgeführt. Der Kopf wird im Zentrum des Perimetriegerätes mit einer Kinn- und Stirnstütze fixiert. Der Untersuchte erhält in der Regel einen Signalknopf, mit dem er angibt, wann die Lichtmarken sichtbar werden.

  • Kinetische Perimetrie
    • Gerät: Hohlkugelperimeter nach Goldmann.
    • Der Untersuchte hält sein Auge im Zentrum der Hohlkugel und fixiert einen Punkt in der Mitte der Halbkugelfläche, wobei der Abstand zwischen Auge und Fixationspunkt 33 cm betragen muss. Der Arzt befindet sich hinter dem Gerät und kann durch ein Fernrohr beobachten, ob der Patient das Auge ruhig hält. Gleichzeitig bewegt er mithilfe eines mechanischen Hebelsystems Lichtmarken von der Peripherie der Halbkugel zum Zentrum hin. Sobald die Lichtmarken für den Patienten sichtbar werden, gibt er ein Signal von sich.  Die Punkte, an denen eine bestimmte Lichtmarke zum ersten Mal wahrgenommen wird, sind Punkte mit gleicher Netzhautempfindlichkeit. Diese Punkte werden in einer radiären (strahlenartig) Anordnung ermittelt und im Nachhinein miteinander verbunden. Die Verbindungslinie zwischen den Punkten bezeichnet man als Isoptere. Anschließend werden die Lichtmarken stufenweise in ihrer Intensität und Größe reduziert, sodass sie immer schlechter in der Peripherie wahrgenommen werden können. Je geringer die Leuchtdichte eines Punktes ist, desto zentraler verläuft die Isoptere für diesen Punkt, da die Helligkeitsempfindung der Netzhaut zur Peripherie hin abnimmt. 
  • Statische Perimetrie
    • Gerät (heutzutage): computergesteuertes Perimeter
    • Der Untersuchte hält sein Auge im Zentrum eines halbkugelähnlichen, jedoch computergesteuerten Gerätes und fixiert einen zentralen Punkt. An verschiedenen Stellen des Gesichtsfeldes lässt der Computer eine Lichtmarke kurz aufleuchten. Wird diese vom Patienten registriert, signalisiert er dieses durch Drücken einer Taste. Bleibt die Lichtmarke unbemerkt, erscheint sie später am selben Ort mit einer höheren Leuchtstärke noch einmal, bis sie schließlich wahrgenommen wird. Auf diese Weise werden die Reizschwellen verschiedener Punkte der Netzhaut bestimmt. Die Ergebnisse können als Graustufen- oder Farbausdruck dargestellt werden.
  • Kampimetrie
    • Gerät: Kampimeter
    • Die Kampimetrie ist eine ältere Untersuchungsmethode. Der Patient fixiert einen Punkt im Zentrum eines schwarzen Schirms, sein Gesichtsfeld wird mit Vorschieben heller Reizmarken geprüft. Die moderne Variante ist die Rauschfeldkampimetrie. Dem Patienten wird ein Flimmerbild gezeigt, bei dessen Anblick er seine Skotome selbst wahrnehmen und ggf. mit einer Computermaus markieren kann.
  • Gitternetz nach Amsler
    • Diese Untersuchungsmethode ist sehr einfach und dient dem Nachweis zentraler Skotome sowie der Metamorphopsie (Bildverzerrung). Der Patient blickt auf einen zentralen Punkt eines Gitternetzes und kann anhand der geraden Linien erkennen, ob er Lücken im Gitter (bei Skotomen) oder Verzerrungen der Linien (bei Metamorphopsie) erkennen und ggf. einzeichnen kann.

Mögliche Befunde

  • Normalbefund: Ein unauffälliges Gesichtsfeld ohne signifikante Abweichungen von der Norm.
  • Pathologischer Befund: Anzeichen von Gesichtsfeldausfällen oder unregelmäßigen Gesichtsfeldgrenzen, die auf eine mögliche Augenerkrankung oder neurologische Beeinträchtigung hindeuten.
  • Veränderung im Verlauf: Vergleich mit vorherigen Untersuchungen, um die Progression oder Verbesserung des Gesichtsfeldes zu dokumentieren.

Nach der Untersuchung

  • Auswertung der Ergebnisse: Die erhobenen Daten werden analysiert und interpretiert, um eine fundierte Diagnose zu stellen.
  • Beratung des Patienten: Der Patient wird über die Ergebnisse informiert und bei Bedarf werden weitere diagnostische Schritte oder eine Behandlung eingeleitet.
  • Dokumentation und Follow-up: Die Ergebnisse werden dokumentiert und bei Bedarf wird ein Folgetermin für weitere Untersuchungen vereinbart.

Mögliche Komplikationen

Es sind keine Komplikationen bei der Perimetrie zu erwarten.

Schlussbetrachtung

Die Perimetrie spielt eine wichtige Rolle in der Diagnostik und Überwachung von Erkrankungen, die das Gesichtsfeld beeinflussen, wie Glaukom, neurologische Erkrankungen und Retinopathien. Die genaue Bestimmung des Gesichtsfeldes kann entscheidend sein für die Früherkennung, das Management und die Prognose dieser Bedingungen.

Literatur

  1. Grehn F: Augenheilkunde. Springer Verlag 2008
  2. Kanski JJ: Klinische Ohpthalmologie Lehrbuch und Atlas. Elsevier, Urban & Fischer Verlag: 2008 
  3. Sachsenweger M: Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag 2003

     
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