Apparative Augenuntersuchungen: Medizingerätediagnostik zur Früherkennung und Abklärung von Augenerkrankungen

Die apparative Augenheilkunde hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Moderne medizintechnische Verfahren ermöglichen heute eine hochpräzise, nicht-invasive Beurteilung nahezu aller Augenstrukturen – von der Hornhaut (äußere, durchsichtige Augenhaut) über die Linse bis hin zur Netzhaut (Retina) und dem Sehnerv. Die Medizingerätediagnostik dient nicht nur der Abklärung akuter oder chronischer ophthalmologischer Beschwerden, sondern auch der Früherkennung von Glaukom (Grüner Star), Makulopathien (Erkrankungen der Netzhautmitte), Netzhauterkrankungen oder Tumoren. Zahlreiche Verfahren werden darüber hinaus im Rahmen der augenärztlichen Vorsorge und Verlaufskontrolle eingesetzt.

Die Auswahl der Untersuchungsmethoden erfolgt indikationsbezogen und stufenweise – orientiert an klinischen Fragestellungen, Alter und Risikoprofil des Patienten sowie an Vorbefunden. Nachfolgend erfolgt eine strukturierte Darstellung der wichtigsten medizingerätediagnostischen Verfahren für die Augengesundheit.

Basisdiagnostik – Beurteilung der Sehfunktion und Augenvorderabschnitte

  • Sehtest – standardisierte Messung der Sehschärfe (Visus) mit Landolt-Ringen oder Zahlen-/Buchstabenreihen.
  • Sehschärfenprüfung (Refraktometrie) – objektive Bestimmung der Brechkraft von Hornhaut und Linse.
  • Schielwinkelmessung (Strabismuswinkelmessung) – quantitative Analyse von Augenstellungsabweichungen (Schielen).
  • Spaltlampenuntersuchung – mikroskopische Beurteilung von Hornhaut, vorderer Augenkammer (Flüssigkeitsraum im Auge), Iris (Regenbogenhaut) und Linse.
  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) – direkte oder indirekte Inspektion von Netzhaut (Retina), Makula (Netzhautmitte), Papille (Sehnervenkopf) und Gefäßen.
  • Gonioskopie – Beurteilung des Kammerwinkels (Übergangsbereich zwischen Hornhaut und Iris) zur Glaukomdiagnostik.

Funktionelle Diagnostik – elektrische, dynamische und subjektive Verfahren

  • Retinometer – Bestimmung des potenziellen Sehvermögens bei getrübten Medien (z. B. Katarakt – Grauer Star).
  • Visuell evozierte Potenziale (VEP) – neurophysiologische Funktionsdiagnostik der Sehbahn (Reizweiterleitung vom Auge ins Gehirn).
  • Elektroretinographie (ERG) – Erfassung der Netzhautfunktion durch Ableitung elektrischer Antwortsignale.
  • Nystagmographie – objektive Analyse pathologischer Augenbewegungen (unwillkürliches Augenzittern).
  • Dämmerungssehschärfen-Prüfung (Nyktometrie) – Erfassung der Sehschärfe bei geringer Leuchtdichte (Dämmerungssehen).
  • Kontaktglasdynamometrie – Messung des okulären Gewebewiderstands (Spannung im Auge) zur Beurteilung der Druckverhältnisse.

Diagnostik des Augeninnendrucks und der Papille (Glaukomvorsorge)

  • Augeninnendruckmessung (Tonometrie) – Applanations- oder Non-Contact-Verfahren zur Glaukomfrüherkennung.
  • Heidelberg Retina-Tomograph (HRT) – topografische Darstellung des Sehnervenkopfes (Papille).
  • Optische Kohärenztomographie (OCT) – hochauflösende Querschnittsbildgebung von Retina (Netzhaut), Papille und Makula (Netzhautmitte).
  • Retinal Thickness Analyzer (RTA) – Messung der Netzhautdicke, insbesondere bei diabetischer Retinopathie (Netzhautschädigung bei Diabetes).
  • Frequenzverdopplungs-Perimetrie (FDP) – sensitive Gesichtsfelduntersuchung zur Frühdiagnose von Glaukomen.
  • Gesichtsfeldmessung (Perimetrie) – standardisierte Untersuchung der zentralen und peripheren Gesichtsfeldbereiche.
  • Glaukomvorsorge – strukturierte Kombination aus Tonometrie, Papillenanalyse und Gesichtsfeldprüfung.

Netzhaut- und Gefäßdiagnostik

  • Fluoreszenzangiographie – Darstellung der retinalen Gefäßperfusion (Durchblutung der Netzhautgefäße) nach intravenöser Farbstoffapplikation.
  • Statistische retinale Gefäßanalyse – quantitative Auswertung der Netzhautgefäße (z. B. Kaliber, Windungen).
  • Netzhautuntersuchung per Retinal Vessel Analyzer – dynamische Gefäßanalyse unter definierten Reizen (z. B. Lichtreiz).
  • Nerve Fiber Analyzer – quantitative Darstellung der Nervenfaserschichtdicke (Fasern des Sehnervs).
  • VSL Analyzer – ergänzende Diagnostik bei vaskulären Netzhauterkrankungen (Durchblutungsstörungen der Netzhaut).
  • Optomap®-Laserscanner – ultraweite Netzhautbildgebung ohne Pupillenerweiterung.

Hornhaut- und Vorderabschnittsdiagnostik

  • Anomaloskopie – Differenzierung von Farbsehstörungen (z. B. Rot-Grün-Schwäche).
  • Optisches Kohärenz-Pachymeter (OCP) – präzise Messung der Hornhautdicke.
  • Orbscan-Topographie – topografische und pachymetrische Analyse (Dickenmessung) der Hornhaut.
  • Augensonographie (Augenultraschall) – Darstellung intraokularer Strukturen (Strukturen im Augeninneren) bei getrübtem Medienstatus (z. B. Glaskörperblutung, Linsentrübung).

Fazit

Die Medizingerätediagnostik in der Augenheilkunde ermöglicht eine differenzierte und frühzeitige Erkennung pathologischer Veränderungen am Auge. Sie ist essenziell für eine gezielte Therapieplanung, Verlaufskontrolle und nicht zuletzt für die augenärztliche Vorsorge. Moderne Verfahren wie die optische Kohärenztomographie, die Papillentomographie oder die Retinagefäßanalyse sind heute integraler Bestandteil einer qualitativ hochwertigen augenärztlichen Diagnostik.