Differentialdiagnosen
Husten

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Kartagener-Syndrom – angeborene Erkrankung; Trias aus Situs inversus viscerum (spiegelbildliche Anlage der Organe), Bronchiektasen (Synonyme: Bronchiektasie; Erweiterungen der Bronchien) und Aplasie (Nichtausbildung) der Nasennebenhöhlen Erkrankungen ohne Situs inversus nennt man primäre ziliäre Dyskinesie (engl. Primary Ciliary Dyskinesia, PCD): angeborene Erkrankung der Atemwege, bei der die Bewegung der Flimmerhärchen, auch Zilien genannt, gestört ist; die Erkrankung geht mit rezidivierenden (wiederkehrenden) Infektionen der Atemwege einher. [Säuglingsalter]
  • Larynxspalte (Defekt der oberen Luftwege im Sinne einer spaltförmigen Kommunikation zwischen Oesophagus/Speiseröhre und Larynx/Kehlkopf) [Säuglingsalter]
  • Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalten (LKGS-Spalten) [Säuglingsalter]
  • Tracheoösophageale Fistel (Fistel zwischen Trachea (Luftröhre) und Ösophagus (Speiseröhre)) [Säuglingsalter]

Atmungssystem (J00-J99)

  • Akute Bronchitis 1
  • Asthma bronchiale 1, 2 [Beginn meist im Jugendalter]
  • Bronchiale Hyperreagibilität 1 (chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege mit dauerhaft bestehender Überempfindlichkeit; typischerweise nach Anstrengung und Kaltluftexposition) [insb. Kindheit]
  • Bronchiektasen (Synonym: Bronchiektasie) 2 – dauerhaft bestehende irreversible sackförmige oder zylindrische Ausweitungen der Bronchien (mittelgroße Atemwege), die angeboren oder erworben sein kann; Symptome: chronischer Husten mit "maulvoller Expektoration" (großvolumiger dreigeschichteter Auswurf: Schaum, Schleim und Eiter), Müdigkeit, Gewichtsverlust und eine verringerte Leistungsfähigkeit
  • Bronchozentrische Granulomatose ‒ nekrotisierende Granulomatose der Lunge im Bereich der kleinen Bronchien und Bronchiolen
  • Grippaler Infekt ("common cold") 1
  • Chronische Bronchitis 2
  • Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) (ggf. akute Exazerbation/deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes)[Erwachsene]
  • Exazerbation einer chronischen Bronchitis ‒ akute Verschlimmerung einer chronischen Bronchitis
  • Exogen allergische Alveolitis (Hypersensitivitätspneumonitis) ‒ Farmerlunge, Vogelzüchterlunge etc.
  • Infekte der oberen Atemwege (upper respiratory tract infection, URTI) 1
  • Infektionen der oberen und unteren Atemwege, nicht näher bezeichnet
  • Lungenfibrose – Lungenerkrankungen, die mit der Vermehrung von Bindegewebsfasern (Fibrosierung) einhergehen
  • Lungenödem –  Ödem (Wasseransammlung) in der Lunge [Symptome: Tachypnoe (Atemfrequenz > 20/min), Dyspnoe (Atemnot), verschärftes Atemgeräusch, feuchte RGs/Rasselgeräusche]
  • Papillomatose ‒ Auftreten multipler gutartiger Neubildungen, meist in den Atemwegen
  • Pleuritis (Rippenfellentzündung) 1:
    • Leitsymptome der Pleuritis sicca (trockene Verlaufsform): atemabhängige Schmerzen, Reizhusten (ohne Auswurf)
    • Leitsymptome der Pleuritis exsudativa (feuchte Verlaufsform): Dyspnoe (Atemnot) (je nach der Größe des Pleuraergusses) und gelegentlich Fieber
  • Pneumothorax – Kollaps der Lunge, der durch eine Luftansammlung zwischen der Pleura viszeralis (Lungenfell) und der Pleura parietalis (Brustfell) bedingt ist; klinisches Bild: Dyspnoe (Atemnot), trockener Husten und stechende Schmerzen im Thorax (Brustkorb), können auch ins Abdomen (Bauchraum) und/oder die Schulter ausstrahlen; später bei stabilem Pneumothorax nur noch dumpfer Druck
  • Pseudokrupp (Laryngitis subglottica) – Laryngitis (Kehlkopfentzündung), die vor allem zu einer Schwellung der Schleimhaut unterhalb der Stimmbänder führt [Säuglingsalter, Kindesalter]
  • Pneumonie 1 (Lungenentzündung)
  • Postinfektiöser Husten
  • Protrahierte bakterielle Bronchitis (PBB) 2 – häufigere Form der Differentialdiagnosen des chronischen Hustens v. a. bei ansonsten (lungen)gesunden Kindern < 6 Jahren; klinisches Bild: feuchter Husten ≥ 4 Wochen, ≥ 104 CFU/ml (engl. „colony-forming units“, kolonienbildende Einheiten) in der bronchoalveolären Lavage (BAL; Methode zur Probengewinnung, die im Rahmen einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) eingesetzt wird) oder im Sputum (Auswurf) nachgewiesene Monoinfektion der unteren Atemwege; Ursachen: primäre Tracheomalazie (Erkrankung, welche durch eine Erschlaffung der Luftröhre gekennzeichnet ist) oder Folge des mechanisch belastenden Hustens; Komplikation: unerkannt geht die PBB häufig in eine chronisch eitrige Lungenerkrankung über; Therapie: unter einem 2‑wöchigen empirischen Antibiotikazyklus (meist Amoxicillin-Clavulansäure) typischerweise Besserung des Hustens [Alter zwischen 10 und 60 Monaten]
    Beachte: Die Rückfallquote ist bei Kindern mit PBB trotz prolongierter Antibiotikagabe sehr hoch.
  • Reactive Airway Dysfunction Syndrome (RADS): asthmaähnliche Anfälle mit Husten nach Exposition von Gasen oder anderen chemisch-irritativen Stoffen,; wird oft als berufsbedingtes Asthmas („irritant asthma“) angesehen
  • Rhinitis ("Schnupfen")
  • Rhinosinusitis 2 – (gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut („Rhinitis“) und der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen ("Sinusitis")
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)Sinubronchitis
  • Stimmbanddysfunktion (engl. Vocal Cord Dysfunction, VCD) – Leitsymptom der VCD: anfallsartige auftretende, atemnotinduzierende laryngeale Obstruktion (kehlkopfbedingte Verengung, die meist im Hals- oder oberen Trachealbereich erlebt wird), meist während der Inspiration (Einatmung), die zu Atemnotzuständen unterschiedlicher Intensität führen kann, inspiratorischer Stridor (Atemgeräusche beim Einatmen), keine bronchiale Hyperreagibilität (Überempfindlichkeit der Atemwege, bei der sich die Bronchien schlagartig verengen), normale Lungenfunktion; Ursache: paradoxer, intermittierender Stimmritzenverschluss; vor allem bei jüngeren Frauen
  • Tracheitis (Luftröhrenentzündung)
  • Tracheobronchitis 1 (Entzündung der Luftröhren- und Bronchialschleimhaut) [Säuglingsalter, Kindesalter]
  • Upper-airway-cough-Syndrom 2 (UARS; früher: postnasales Drip-Syndrom, (PNDS), sinubronchiales Syndrom) – Symptome: chronischer Husten, Räusperreiz, Überproduktion von Schleim auf der Nasenschleimhaut bzw. in den Nasennebenhöhlen, die zu einer Sekretakkumulation im Rachenbereich führt
  • Unterform der schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS); Symptome: Schnarchen, Tagesschläfrigkeit, affektive Störungen, Einschlafstörungen und Atemflusslimitationen, die mit Weckreaktionen im Schlaf einhergehen [Erwachsene]

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Sarkoidose – entzündliche Multisystemerkrankung, deren Ursache noch unklar ist

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Mukoviszidose (Zystische Fibrose, ZF) 2 ‒ genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch die Produktion von zu zähmen Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist. [frühes Kindesalter; bei bis zu 20 % innerhalb der ersten 24 Lebensstunden]

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Akute Linksherzinsuffizienz (Linksherzschwäche) mit Stauung 1
  • Asthma cardiale (Herzasthma im Rahmen einer Linksherzinsuffizienz) 
  • Endokarditis 2 (Herzinnenhautentzündung)
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Herzvitien (Herzklappenfehler) [nächtlicher Husten]
  • Lungenembolie 1 (Lungenarterienembolie oder Pulmonalarterienthrombembolie) ‒ Verstopfung eines Lungengefäßes durch einen Blutpfropf (Blutgerinnsel), dem sogenannten Thrombus 
  • Pulmonale Hypertension (Lungenhochdruck)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) – durch Schimmelpilze der Schlauchpilz-Gattung Aspergillus ausgelöste gemischtförmige allergische Erkrankung der Lunge (Typ-I- und Typ-III-Allergie)
  • Infektionserkrankungen, nicht näher bezeichnet
  • Influenza 1
  • Morbilli (Masern) [trockener Reizhusten]
  • Pertussis 1 [Keuchhusten, Erbrechen/Schleimerbrechen] [Kinder]
  • Tuberkulose 1, 2 (Schwindsucht)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit 2 (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); Gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); Gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird – Beschwerden sind besonders stark im Liegen und nach dem Essen
    [klassische, ösophageale Symptome (Sodbrennen, Aufstoßen); 75 % der Fälle keine typischen Symptome! Räusperreiz, Heiserkeit, Husten, "Asthma"]
  • Laryngopharyngealer Reflux (LRP) – "stiller Reflux", bei dem die Kardinalsymptome des gastroösophagalen Refluxes, wie Sodbrennen und Regurgitation (Zurückströmen von Speisebrei aus der Speiseröhre in den Mund), fehlen.

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) (Husten als signum mali ominis (im Sin­ne der Pro­gnose schlech­tes Zeichen); weitere Symptome: Dyspnoe (Atemnot), Gewichtsabnahme oder Hämoptyse (Bluthusten))
  • Larynxkarzinom (Kehlkopfkrebs)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Habitueller HustenDiagnose kann gestellt werden, wenn mindestens 1 + 2 + 5 vorliegen [1]: 
    1. Klangcharakter: tracheal, bellend, röhrend, laut (individuelle Stereotypie))
    2. Häufigkeit: langfristig bestehend, am Tage sehr variabel häufig auftretend (wenige Male bis unaufhörlich)
    3. Dauer: mind. 4 Wochen
    4. kein nächtliches Husten
    5. Nichtansprechen auf eine adäquate Pharmakotherapie
    6. ggf. auch Ablenkbarkeit
  • Psychogener Husten (Synonyme: somatische Hustenstörung, Tic-Husten; häufig bei Kindern zwischen sechs und 16 Jahren; ca. 3-10 % der Kinder (> 1 Mt) mit chronischem Husten) – Husten- oder Räusperzwang

Schlüsselnummern für besondere Zwecke (U00-U99) 

  • Sars-CoV-2 (Synonyme: neuartiges Coronavirus (2019-nCoV); 2019-nCoV (2019-novel Coronavirus; Coronavirus 2019-nCoV); Wuhan-Coronaviru) – bei der Infektion der Atemwege mit dem Sars-CoV-2 kommt es zu einer atypischen Pneumonie (Lungenentzündung), die den Namen COVID-19 (engl. coronavirus disease 2019, Coronavirus-Krankheit-2019) erhalten hat.

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Chronischer idiopathischer Husten (CIC, chronic idiopathic cough)/Husten ungeklärter Ursache: Trotz differenziertem diagnostischen Vorgehen und spezifischen therapeutischen Maßnahmen bleibt bei bis zu 20 % der Hustenpatienten die Ätiologie des chronischen Hustens ungeklärt, d. h. es findet sich keine Ursache und kein Trigger. Ursächlich wird eine Überempfindlichkeit der Hustenrezeptoren diskutiert. Unterschwellige Reize bei CIC sind: längeres Sprechen, Einatmen von Rauch, kalte Luft, trockene Luft und Parfümgeruch.
    Interdisziplinäre Therapieansätze (u. a. Physiotherapie, Logopädie, Psychotherapie) können hilfreich sein [S3-Leitlinie].
  • Dysphonie (Heiserkeit), funktionelle (häufig Frauen in Berufen mit starkem Stimmgebrauch; unspezifische Symptome: Kratzen, Räuspern, Hüsteln; Schluckzwang, Globus; Verschleimungsgefühl)
  • Husten ungeklärter Ursache: 
  • Kardiomegalie – Vergrößerung des Herzens über das Normale hinaus
  • Xerostomie (Mundtrockenheit)

Ursachen (äußere) von Morbidität und Mortalität (V01-Y84)

  • Fremdkörperaspiration 1 (Einatmen von Fremdkörpern); Symptome: inspiratorischer Stridor (Atemgeräusch beim Einatmen (Inspiration); insb. bei Kindern/vor allem Sämereien und Erdnüsse– plötzlicher Beginn; BeachteBei der Entfernung von Fremdkörpern aus den Atemwegen von Kindern ist stets ein interdisziplinäres Vorgehen erforderlich!

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)

  • Allergien 2 gegen nicht näher bezeichnete Antigene (z. B. Chemikalien, Holzstaub, intramurale Pilze, Mehlstaub, Nahrungsmittel, Pflanzenstaub (Pollen), Tierhaare etc.)

Medikamente (Reizhustenpotential)

  • ACE-Hemmer 2 (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Imidapril, Lisinopril, Moexipril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril, Trandolapril, Zofenopril) [Reizhusten; trockener Husten; nicht dosisabhängig; Auftreten innerhalb von Stunden bis Wochen/Monate]
  • Amiodaron (Antiarrhythmikum)
  • Analgetika
    • Coxiebe (Celecoxib, Parecoxib)
  • Angiotension-II-Rezeptor-Antagonisten (AT-II-RB; ARB; Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten; Angiotensin-Rezeptorblocker; AT1-Rezeptorantagonisten, AT1-Rezeptorblocker, AT1-Antagonisten, AT1-Blocker; Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane) – Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan [Nebenwirkung: Reizhusten ist nach aktuellem Studienstand fraglich]
  • Anticholinergika (Ipratropiumbromid)
  • Betablocker
  • Cromoglicinsäure
  • mTOR-Inhibitoren (Everolimus, Temsirolimus)
  • N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptorantagonist (Memantine)
  • Zytostatika
    • Antimetabolite (Methotrexat (MTX))

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Inhalierte Noxen 1 (Feinstaub, Rauch)

Weiteres

  • Fremdkörper (Haar nach Friseurbesuch; Cerumen (Ohrenschmalz)) im äußeren Gehörgang → reflektorischer Husten (Reflexhusten) [Kinder]
  • Fremdkörperhusten [Kinder]
  • Rauchen

Legende

  • In Fettdruck die häufigsten Erkrankungen
  • 1Häufigste Ursachen von akutem Husten
  • 2Häufigste Ursachen von chronischem Husten

Literatur

  1. Niggemann B: How to diagnose psychogenic and functional breathing disorders in children and adolescents. Pediatr Allergy Immunol 2010 Sep;21(6):895-9. doi: 10.1111/j.1399-3038.2010.01060.x.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Akuter und chronischer Husten. (AWMF-Registernummern: 053-013) Februar 2021. Kurzfassung Langfassung
     
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