Folgeerkrankungen
Grippe (Influenza)

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Influenza (Grippe) mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Bronchitis – Entzündung der Bronchien
  • Bronchopneumonie, sekundär-bakterielle (durch Pneumokokken, Staphylococcus aureus oder Haemophilus influenzae)
  • Exazerbationen (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes), akute einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD): progrediente (fortschreitende), nicht vollständig reversible (umkehrbare) Obstruktion (Verengung) der Atemwege.
  • Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge)
  • Pneumonie (Lungenentzündung) – primär-hämorrhagische oder interstitielle Pneumonie; primär viral, ggf. mit bakteriellen Lungenkomplikationen, insb. mit Pneumokokken
    Beachte: Nach einer Doppelinfektion mit Streptococcus pneumoniae und Grippeviren (Influenza A-Virus) verläuft die Erkrankung stets besonders schwer, oft sogar letal [1].
  • Pseudokrupp – viral bedingte Kehlkopfentzündung
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) → schwere Linksherzinsuffizienz (links Herzschwäche)
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) – in den ersten sieben Tagen einer Influenzainfektion steigt das Risiko für einen Myokardinfarkt um das 6-fache im Vergleich zu Nichtinfizierten
  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Perikarditis (Herzbeutelentzündung)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Bakterielle Superinfektion – darunter versteht man das Aufpfropfen einer bakteriellen Infektion (z. B. Pneumokokken-Pneumonie/-Lungenentzündung) auf eine virale Infektion
  • Invasive Lungenaspergillose (IPA) – Influenza-Patienten, die wegen eines schweren Verlaufs auf einer Intensivstation behandelt werden; 90-Tage-Mortalität (Sterberate) betrug laut 51 % gegenüber 28 % bei den Influenza-Patienten ohne IPA [4]
  • Toxic-Shock-Syndrome (toxisches Schocksyndrom, TSS; Synonym: Tamponkrankheit) – schweres Kreislauf- und Organversagen durch Bakterientoxine (meist Enterotoxin des Bakterium Staphylococcus aureus, seltener Streptokokken, dann als Streptokokken-induziertes Toxisches Schocksyndrom bezeichnet)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Myositis (Muskelentzündung)
  • Rhabdomyolyse – Auflösung der Skelettmuskulatur

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Sklerosierende Cholangitis – Entzündung der extra- und intrahepatischen (außerhalb und innerhalb der Leber gelegenen) Gallengänge (1 Fallbericht) [3]

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Otitis media (Mittelohrentzündung) (im Kleinkindesalter)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS; Synonyme: Idiopathische Polyradikuloneuritis, Landry-Guillain-Barré-Strohl-Syndrom); zwei Verlaufsformen: akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie bzw. chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems); idiopathische Polyneuritis (Erkrankungen mehrerer Nerven) der spinalen Nervenwurzeln und peripheren Nerven mit aufsteigenden Lähmungen und Schmerzen; tritt meist nach Infektionen auf
  • Long Influenza
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Meningoenzephalitis (kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis))
  • Reye-Syndrom – akute Enzephalopathie (krankhafte Veränderung des Gehirns) mit gleichzeitiger Fettleberhepatitis (Fettleberentzündung) nach einem durchgemachten viralen Infekt bei Kleinkindern; tritt durchschnittlich eine Woche nach dem Abklingen der vorhergegangenen Erkrankung auf
  • Vigilanzstörungen bis zur Verwirrtheit (ältere Patienten)

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99) 

  • Frühgeburt (< 37 Schwangerschaftswoche) 3,9-faches Risiko im Vergleich zu Schwangeren ohne Influenza [5]
  • Niedriges Geburtsgewicht (< 2.500 g) 4,6-fach-faches Risiko im Vergleich zu Schwangeren ohne Influenza [5]
  • Niedriger Apgar-Wert (≤ 6, fünf Minuten nach Geburt erhoben) 8,7-faches Risiko im Vergleich zu Schwangeren ohne Influenza [5]

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Fieberkrämpfe (im Kleinkindesalter)
  • Multiorganversagen (MODS, Multi organ dysfunction syndrome; MOF: Multi organ failure) – gleichzeitige oder sequentielle Versagen bzw. die schwere Funktionseinschränkung verschiedener lebenswichtiger Organsysteme des Körpers
  • Myoglobinurie (Ausscheidung von Myoglobin im Urin)
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen (Jugendliche und junge Erwachsene)
  • Vigilanzstörungen (quantitative Bewusstseinsstörung, bei der die Daueraufmerksamkeit (Vigilanz) beeinträchtigt ist) bis zur Verwirrtheit (ältere Personen)

Weiteres

  • Zunahme der Herzinfarkttoten ein bis drei Wochen nach dem Infekt [2]

Prognosefaktoren

  • Mutationen in IFITM3 (für „Interferon-induced transmembrane protein 3“), die bei etwa 20 % der Chinesen und 4 % der Menschen europäischer Abstammung vorliegen, haben eine verstärkte Replikation des Virus zur Folge. Dieses führte bekanntermaßen zu schweren Verlaufsform einer Grippepneumonie (Schweinegrippe H1N1 2009/10) und gemäß einer Studie [6] auch zu vermehrten kardialen Komplikationen. Für Träger der IFITM3-Mutationen bedeutet das, dass diese vermutlich ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod (PHT) haben.

Literatur

  1. Sharma-Chawla N et al.: Influenza A virus infection predisposes hosts to secondary infection with different Streptococcus pneumoniae serotypes with similar outcome but serotype-specific manifestation. Infection and Immunity, 2016. doi:10.1128/IAI.00422-16
  2. Nguyen JL et al.: Seasonal Influenza Infections and Cardiovascular Disease Mortality. JAMA Cardiol 2016, online 4. MaiJAMA Cardiol. 2016;1(3):274-281. doi:10.1001/jamacardio.2016.0433
  3. Pischke S, Fischer L, Lohse AW: Very severe secondary sclerosing cholangitis as a sequela of influenza. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 429. doi: 10.3238/arztebl.2017.0429
  4. Schauwvlieghe A FAD et al.: Invasive aspergillosis in patients admitted to the intensive care unit with severe influenza: a retrospective cohort study. Lancet Respiratory Medicine Published:July 31, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S2213-2600(18)30274-1
  5. Newsome K et al.: Outcomes of infants born to women with influenza A(H1N1)pdm09. Volume111, Issue2 January 15, 2019 Pages 88-95Birth Defects Research https://doi.org/10.1002/bdr2.1445
  6. Kenney AD et al.: IFITM3 protects the heart during influenza virus infection NAS September 10, 2019 116 (37) 18607-18612; first published August 26, 2019 https://doi.org/10.1073/pnas.1900784116
     
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