Labordiagnostik
Asthma bronchiale

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild (wg. Leukozyten/weiße Blutkörperchen) oder CRP (C-reaktives Protein) – zur Entzündungsdiagnostik 
  • Differentialblutbild: Bestimmung der absoluten Eosinophilenzahl [Eosinophilie (≥ 150 Eosinophile/μl)/ eosinophiles und nicht-eosinophiles Asthma: unterstützt die Diagnose Asthma bronchiale; COPD: normalerweise niedrig, in der Phase einer Exazerbation kann eine Eosinophilie vorliegen] (s. u. "Weitere Hinweise")
    Internationale Empfehlungen bevorzugen einen Grenzwert von ≥ 300 Eosinophile/μl [2]
    Hinweis: Vermehrung der Bluteosinophilen sowohl beim Early-onset-Asthma als auch beim Adult-onset-Asthma
    Beachte: 
    • Das Typ-2-low-Asthma beschreibt ein Asthma, bei dem weder eine Eosinophilie noch ein hohes fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid (FeNO) festgestellt werden kann. Dieser Asthma-Typ wurde im Zusammenhang mit neueren Antikörpertherapien eingeführt, wird aber sehr kontrovers diskutiert.
    • Eosinophile-Zahlen sind immer im Kontext mit der aktuellen ICS-Dosierung (inhalative Corticoide) zu betrachten, da höhere Dosierungen von ICS die Eosinophile-Zahl deutlich senken.
  • Allergendiagnostik (zum Nachweis des allergischen Asthmas/extrinsisches Asthma)
    • Pricktest (Hauttest; Methode der Wahl): dabei werden die in Frage kommenden Allergene in Tröpfchenform auf die Unterarme aufgebracht. Mit einer dünnen Nadel wird an diesen Stellen dann die Haut leicht eingeritzt, sodass die Testlösung ins Hautinnere gelangt. Dieses ist nur wenig schmerzhaft – es wird nur die oberste Hautschicht eingeritzt. Tritt nach etwa 15 bis 30 Minuten ein Erythem (flächenhafte Hautrötung) oder eine Quaddelbildung auf, so ist der Test positiv. Ein positives Testergebnis sagt allerdings nur aus, dass eine Sensibilisierung gegen diesen Stoff stattgefunden hat. Der Stoff muss aber nicht das auslösende Allergen sein. Daher schließen sich meist andere Untersuchungen wie der Provokationstest an, um das Ergebnis zu bestätigen.
    • Antikörpernachweis (sinnvolle Ergänzung zum Pricktest, wenn Hauttest nicht möglich (Ekzem, überempfindliche Haut mit positiver Reaktion auf das Lösungsmittel, fehlende Reaktion der Haut auf Histamin, fehlende Testsubstanz), oder das Ergebnis nicht eindeutig ablesbar ist (z. B. Dermographismus)): 
      • Ig-E-Nachweis (= Gesamt-IgE oder allergenspezifisches IgE im Serum) – bei Verdacht auf eine Allergie vom Sofort-Typ (Typ I); insbesondere, wenn ein Hauttest (s. o.) schwierig durchzuführen ist oder der Patient dadurch gefährdet wäre. 
      • präzipitierende IgG-Antikörper (Allergie Typ III)
    • ggf nasaler Provokationstest (NPT) (Indikation: Pricktest und spezifisches Ig E ist negativ)
      Hierbei werden beispielsweise Nasensprays, welche allergieverdächtige Pollen enthalten, auf die Nasenschleimhaut gesprüht. Da es sich beim Heuschnupfen um eine Allergie vom Soforttyp handelt, treten bei bestehender Allergie unmittelbar die typischen Heuschnupfensymptome auf.
      Nachdem beim NPT das Allergen appliziert worden ist, wird die veränderte nasale Luftdurchgängigkeit ("durch die Nase") mithilfe der anterioren Rhinomanometrie (Messung und Analyse des Volumenstroms, der beim Atmen durch die Nasenhaupthöhle fließt) gemessen – zum Nachweis einer lokalen allergischen Rhinitis (LAR)
      Ein weiterer Provokationstest nutzt die Reaktion der Konjunktiven (Bindehäute) auf die Allergenexposition aus. Dieser Test ist geeignet als Prädiktor für die Symptome der allergischen Rhinokonjunktivitis während einer Pollensaison.
      Soweit inhalative Allergene als Ursache des Asthmas bronchiale in Frage kommen, sind in Einzelfällen inhalative Provokationstestungen (bronchiale Provokation) angezeigt.

Beachte: Die diagnostische Expositionskarenz kann Hinweise auf ein Allergen geben (z. B. Tiere im Haushalt; berufliches Umfeld).

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Blutgasanalyse (BGA) – zur Untersuchung der Lungenfunktion [art. Blutgase – Asthma: normal zwischen den Exazerbationen; COPD: abnormal zwischen den Exazerbationen einer schweren COPD]
  • IgG-Subklassen (humorale Immunität)
    IgG-Subklassenmangel: Regulationsdefekte, primäre Synthesestörung
    (Indikation: therapieresistentes Asthma bronchiale)
  • Vitamin D, Kupfer, Zink – Biomarker für die Bestimmung des Asthmarisikos bei Patienten mit rezidivierendem Giemen [1]
  • Bei Infektexazerbation:
    • Bakteriologie (kulturell) Sputum, Trachealsekret, Bronchialsekret auf Erreger und Resistenz
    • Antigen-Nachweis: Influenza, Respiratory-syncytial-Virus (RSV), Mykoplasmen, ggf. Legionellen
    • Direktnachweis (PCR): Legionella pneumophila, Chlamydophila pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae, Bordetella pertussis/parapertussis, Bocaparvovirus (bis 2015 Bocavirus), Adenovirus, Rhinovirus, Influenza TypA/TypB, Parainfluenza Typ 1,2,3, Respiratory-syncytial-Virus (RSV), Humanes Metapneumovirus, Humane Coronaviren, Enteroviren (Coxsackie, Polio, Picorna, ECHO)
    • Serologie: Nachweis von Antikörper gegen Chlamydien, Adeno-Viren, Coxsackie-Viren, ECHO-Viren, Influenza A/B-Viren, Parainfluenza-Viren, Respiratory-syncytial-Virus (RSV)
    • Periostin-Bestimmung im Sputum – Periostin gilt als Biomarker für Phänotypen von schwerem Asthma
    • Blutgasanalyse (BGA) – zur Untersuchung der Lungenfunktion bei schweren Verlaufsformen
  • Alpha-1-Antitrypsin  zum Ausschluss eines Alpha-1-Antitrypsin-Mangels bei Asthma bronchiale mit nicht vollständig umkehrbarer Atemwegsverengung

Weitere Hinweise

  • Gemäß S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma sollte „ein mindestens zweimaliger Nachweis von mehr als 300 Eosinophilen/μl Blut angestrebt werden, um das Vorhandensein eines eosinophilen Asthmas zu verifizieren“.
    Beachte: Die Grenzwerte für eine Eosinophilie differieren je nach antikörperbasierter Therapie, abhängig von den Kriterien in den Zulassungsstudien (Mepolizumab ≥ 150, Benralizumab ≥ 300, Reslizumab ≥ 400 Eosinophile/μl Blut).
  • Beachte:  Eine orale Cortisoltherapie kann ebenso wie hohe Dosierungen von inhalativen Corticosteroiden (ICS) dazu führen, dass eine Eosinophilie in Blut und Gewebe nicht mehr nachweisbar ist.

Literatur

  1. Uysalol M, Uysalol EP, Yilmaz Y, Parlakgul G, Ozden TA, Ertem HV, Omer B, Uzel N: Serum level of vitamin D and trace elements in children with recurrent wheezing: a cross-sectional study. BMC Pediatr. 2014 Oct 16;14:270. doi: 10.1186/1471-2431-14-270
  2. Buhl R et al.: Severe eosinophilic asthma: a roadmap to consensus. Eur Respir J 2017;49(5):1700634. https://​doi.​org/​10.​1183/​13993003.​00634-2017

Leitlinien

  1. Renz H: In-vitro-Allergiediagnostik. Rezensierte Publikation. JLM Band 39: Heft 4. Juli 2015 doi.org/10.1515/labmed-2015-0062
  2. S2k-Leitlinie: Fachärztliche Diagnostik und Therapie von Asthma. (AWMF-Registernummer: 020-009) März 2023. Langfassung

     
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