Folgeerkrankungen
Hepatitis C

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Hepatitis C mit bedingt sein können:

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59) 

  • Ulzerative Keratitis (PUK; Entzündung der Hornhaut des Auges mit Geschwürbildung) im Kontext einer Hepatitis-C-assoziierten Kryoglobulinämie (Form der Gefäßentzündung, die durch Ablagerungen von Immunkomplexen in den kleinen Gefäßen entsteht)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Hashimoto-Thyreoiditis – Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Kryoglobulinämie – chronisch rezidivierende Immunkomplexvaskulitiden (Immunerkrankung der Gefäße), die durch den Nachweis abnormaler, kältepräzipitierender Serumproteine (Kälte-Antikörper) gekennzeichnet sind; diese führt regelhaft zu Nierenfunktionsstörungen 
  • Purpura (Hauteinblutungen)
  • Porphyria cutanea tarda – Erkrankung, die durch Überschuss verschiedener Proteine (Aminolävulinsäure und Porphobilinogen) auftritt

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Pruritus (Juckreiz) [1]

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Akutes Leberversagen
  • Chronische Hepatitis C (ca. 70 % der Hepatitis-C-Patienten)
  • Leberzirrhose (irreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt)
    • ca. 2-35 % der Patienten mit einem chronischen Verlauf nach 20-25 Jahren (Lehrmeinung)
    • Studie mittels Fibrosis-4-Index (FIB-4; berücksichtigt: Alter, ALT (GPT), AST (GOT), Thrombozyten; als Leberzirrhose gelten Werte >  3, 5): 15,1 % der Patienten entwickelten bereits nach 5 Jahren eine Leberzirrhose, nach 10 Jahren waren es 18,4 % [2]

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Polymyositis – entzündliche Systemerkrankung der Skelettmuskulatur 
  • Sjögren-Syndrom (Gruppe der Sicca-Syndrome) – Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen, die zu einer chronisch entzündlichen Erkrankung der exokrinen Drüsen, am häufigsten der Speichel- und Tränendrüsen, führt; typische Folgeerkrankungen bzw. Komplikationen des Sicca-Syndroms sind:
    • Keratokonjunktivitis sicca (Syndrom des trockenen Auges) aufgrund fehlender Benetzung von Horn- und Bindehaut mit Tränenflüssigkeit
    • erhöhte Kariesanfälligkeit durch Xerostomie (Mundtrockenheit) aufgrund verminderter Speichelsekretion
    • Rhinitis sicca (trockene Nasenschleimhäute), Heiserkeit und chronischer Hustenreiz sowie eine gestörte Sexualfunktion durch Störung der Schleimdrüsenproduktion des Respirationstraktes und der Genitalorgane

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hepatozelluläres Karzinom (HCC, Leberzellkarzinom/Leberzellkrebs)
    • bei bestehender Leberzirrhose:
      • kumulative 5-Jahresrisiko für die Entwicklung einer hepatozellulären Karzinoms (HCC) ca. 17 % 
      • und Diabetes mellitus: 6-faches Risiko für ein HCC [6]
    • Auch nach erfolgreicher Viruselimination haben Patienten mit chronischer HCV-Infektion ein beträchtliches Risiko für ein primäres Leberkarzinom [8].
  • Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C ist die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für folgende nicht Leberkarzinome erhöht [3]:
    • Pankreaskarzinom/Bauchspeicheldrüsenkrebs (2.5 [1.7-3.2])
    • Rektumkarzinom/Mastdarmkrebs (2.1 [1.3-2.8])
    • Nierenkarzinom (1.7 [1.1-2.2])
    • Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) (1.6 [1.2-2.1])
    • Bronchialkarzinom/Lungenkrebs (1.6 [1.3-1.9])
    Die alterskorrigierte Mortalität (Sterberate) war signifikant höher unter Patienten mit Karzinomen der folgenden Organe:
    • Leber (RR, 29.6 [95 % CI, 29.1-30.1])
    • Mund (5.2 [5.1-5.4])
    • Rektum (2.6 [2.5-2.7]), NHL (2.3 [2.2-2.31])
    • Pankreas (1.63 [1.6-1.7])

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Enzephalitiden (Gehirnentzündung)
  • Hepatitis-C-assoziierter Neuropathien (Nervenkrankheiten): symmetrische sensible oder sensomotorische Polyneuropathien und wesentlich seltener eine  Mononeuropathie oder Mononeuropathia multiplex
    Polyneuropathien ist ein Oberbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mit chronischen Störungen der peripheren Nerven oder Anteilen von Nerven einhergehen.
    Von einer Mononeuropathie spricht man, wenn es zu einer Schädigung eines einzelnen peripheren Nerven kommt, die zum teilweisen oder vollständigen Verlust seiner motorischen, sensiblen oder autonomen Funktion(en) führt.
  • Leichte kognitive Beeinträchtigung (kognitive Defizite)
  • Myelitiden (Rückenmarksentzündung)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) – 7‑fach erhöhtes Risiko, eine Proteinurie und eine schwergradige chronische Nierenerkrankung zu entwickeln [7]

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Chronische Nierenerkrankung – 7‑fach erhöhtes Risiko, eine Proteinurie und eine schwergradige chronische Nierenerkrankung zu entwickeln [7]
  • Membranoproliferative Glomerulonephritis (MPGN) (Nierenkörperchenentzündung)
  • Reproduktionsstörungen der Frau (prämature ovarielle Insuffizienz/vorzeitiges Erlöschen der Eierstockfunktion) [5]
  • Sonstige Krankheiten der Niere – HCV-RNA-positive Patienten haben ein bis zu 10-fach erhöhtes Risiko haben, an einer renal bedingten Todesursache zu versterben [4].

Prognosefaktoren

  • Dialysepatienten – deutliche Reduktion von Lebenserwartung und -qualität 
  • Bei der PEG-IFN alpha/RBV Kombinationsbehandlung hat die Allel-Konstellation des Gens IFNL4 Einfluss auf den Therapieerfolg:
    • SNP: rs12979860 im Gen IFNL4
      • Allel-Konstellation: CC (ca. 80 % der Patienten sprechen auf die PEG-IFN alpha/RBV Kombinationstherapie an)
      • Allel-Konstellation: CT (ca. 20-40 % der Patienten sprechen auf die PEG-IFN alpha/RBV Kombinationstherapie an)
      • Allel-Konstellation: TT (ca. 20-25 % der Patienten sprechen auf die PEG-IFN alpha/RBV Kombinationstherapie an)

Literatur

  1. Suzuki K, Tamano M, Katayama Y, Kuniyoshi T, Kagawa K, Takada H, Suzuki K: Study of pruritus in chronic hepatitis C patients. World J Gastroenterol. 2014 Dec 21;20(47):17877-82. doi: 10.3748/wjg.v20.i47.17877.
  2. Butt AA et al.: Liver Fibrosis Progression in Hepatitis C Virus Infection After Seroconversion. JAMA Intern Med 2015; 175: 178-185
  3. Allison RD et al.: Increased Incidence of Cancer and Cancer-related Mortality Among Persons with Chronic Hepatitis C Infection, 2006-2010. J Hepatol. 2015 Apr 30. pii: S0168-8278(15)00304-9. doi: 10.1016/j.jhep.2015.04.021
  4. Gower E et al.: The global burden of viremic chronic HCV infection. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 914A.
  5. Karampatou A et al.: HCV-positive women of child-bearing age have premature ovarian senescence, associated with reproductive failure and more severe hepatic fibrosis. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 914A.
  6. Hedenstierna M et al.: Diabetes and Cirrhosis Are Risk Factors for Hepatocellular Carcinoma After Successful Treatment of Chronic Hepatitis C. Clin Infect Dis 2016; 63: 723-729 doi: 10.1093/cid/ciw362
  7. Lee MH et al.: Chronic hepatitis C virus infection increases mortality from hepatic and extrahepatic diseases: A community-based long-term prospective study. J Infect Dis 2012 Aug 15;206(4):469-77. doi: 10.1093/infdis/jis385. Epub 2012 Jul 17.
  8. Van der Meer AJ et al.: Risk of cirrhosis-related complications in patients with advanced fibrosis following hepatitis C virus eradication. J Hepatol 2017; 66: 485- 493 doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jhep.2016.10.017
     
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