Blutungszeit

Die Blutungszeit (BZ) ist die Zeit, die nach dem künstlichen Setzen einer blutenden Verletzung bis zur Hämostase ("Blutstillung") vergeht. Es handelt sich dabei um einen Test zur orientierenden Beurteilung der primären Hämostase.

Die Verfahren

Blutungszeit nach Duke: Setzen eines Lanzettenstichs am Rand des Ohrläppchen.
Ohne die Wunde zu berühren, wird alle 15 Sekunden das ausfließende Blut mit Zellstoff oder einem sterilen Tupfer entfernt. Sobald auf dem Tupfer keine Rötung mehr nachweisbar ist, gilt die Blutungszeit als abgeschlossen.

Blutungszeit nach Ivy: Dazu wird eine Blutdruckmanschette am Oberarm des Patienten angebracht und auf 40 mmHg (5,32 kPa) Druck eingestellt, damit die Druckverhältnisse im Gewebe standardisiert sind. Im nächsten Schritt wird ein kleiner Einschnitt mit definierter Länge und Tiefe an einer günstigen Stelle der Innenseite des Unterarms gesetzt.
Ohne die Wunde zu berühren wird alle 30 Sekunden das ausfließende Blut mit Zellstoff oder einem sterilen Tupfer entfernt. Sobald auf dem Tupfer keine Rötung mehr nachweisbar ist, gilt die Blutungszeit als abgeschlossen.

Subaquale Blutungszeit nach Marx: Dazu wird ein Lanzettenstich in der Fingerbeere gesetzt. Sofort danach wird der Finger in ein wassergefülltes Kolbenglas (mit 37 °C) eingetaucht. Anschließend wird die Zeit bis zum visuellen Blutungsstillstand gemessen.

Normalwerte 

Verfahren
Normwerte
Blutungszeit nach Duke  3-5 min.
Blutungszeit nach Ivy  - 5 min.
Subaquale Blutungszeit nach Marx  - 2 min.

Indikationen

  • Orientierende Beurteilung der primären Hämostase

Interpretation

Verlängert Blutungszeit 

  • Hämorrhagische Diathesen (krankhaft gesteigerte Blutungsneigung)
  • Thrombopathien (Funktionsstörung der Thrombozyten (Blutplättchen))
  • Thrombozytopenien (Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut): Thrombozyten < 100/nl
  • Willebrand-Jürgens-Syndrom – häufigste angeborene Blutgerinnungsstörung des Menschen
  • Weitere Erkrankungen:
    • Dysproteinämien (Störung des Eiweißhaushalts im Blut)
    • Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)
    • schwere Hypo- bis Afibrinogenämien
  • Medikamente:
    • Acetylsalicylsäure (ASS) 
    • Thrombozytenaggregationshemmer (Medikamente, welche die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) hemmen)
    • Heparin in hohen Dosen
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) 

Cave: Eine stark verlängerte Blutungszeit ist ein Hinweis auf eine bedrohliche bzw. lebensbedrohliche Blutungsneigung und muss umgehend weiter abgeklärt werden.

Weitere Hinweise

  • Bei ausschließlich plasmatischen Gerinnungsstörungen liegt meist eine normale BZ vor!