Symptome – Beschwerden
Schwitzen (Hyperhidrose)

Die Hyperhidrose (Schweißbildung) ist:

  • lokal bzw. fokal, d. h. gesteigerte Schweißbildung in bestimmten Körperregionen (z. B. Achselhöhlen, Hände, Füße)
  • generalisiert, d. h. gesteigerte Schweißbildung am ganzen Körper (z. B. als Nachtschweiß).
    Eine generalisierte Hyperhidrose tritt im Regelfall als Begleitsymptom bei Vorliegen einer Grunderkrankung auf.

Diagnosekriterien der primären fokalen Hyperhidrose (PFH) [1]:

  • Positive Familienanamnese (bei bis zu 65 % der Erkrankten)
  • Beginn der Symptomatik bereits in der Kindheit bzw. Jugend (< 25. Lebensjahr) 
  • Bilaterales, symmetrisches Schwitzen an Prädilektionsstellen (fokales Auftreten: Körperregionen, an denen die Erkrankung bevorzugt auftritt: Achselhöhlen, Handflächen, Fußsohlen und Stirn, seltener Leisten, Analfalte u. a.)
  • Temperaturunabhängiges, unvorhersehbares und nicht willentlich kontrollierbares Auftreten
  • Mindestens einmal wöchentlich auftretende Episoden
  • Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten (mindestens einmal pro Woche)
  • Oft erhebliche psychosoziale Belastung
  • Sistieren des Schwitzens während des Schlafs, d. h. keine nächtlichen Symptome

Warnzeichen (red flags)

Sekundäre generalisierte Hyperhidrose

  • Anamnestische Angaben:
    • Bei Zuwanderern aus Afrika, Südostasien und der westlichen Pazifikregion sowie bei Obdachlosen an eine Tuberkulose denken (auch wenn kein Fieber vorliegt).
    • Alkohol, Drogen (Nikotin, Kokain, Heroin), Intoxikationen
  • Nachtschweiß → denken an:
    • Infektionen wie AIDS, Brucellose, infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber), Malaria, Tuberkulose
    • Kardiovaskuläre Erkrankungen: Herzfehler, Herzinsuffizienz, instabile Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend mit inkonstanter Symptomatik)
    • Menopause (Klimakterium; Wechseljahre der Frau)
    • Neurologische Erkrankungen wir Morbus Parkinson, Querschnittslähmungen, Syringomyelie
    • Psychiatrische Erkrankung: Depression, Panikstörungen, Angststörungen
    • Psychovegative Erkrankungen wie Burnout, Stress
    • Rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis oder Vaskulitiden (Gefäßentzündungen)
    • Tumorerkrankungen: Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom, Bronchialkarzinom (Lungenkrebs), akute lymphatische Leukämie (ALL), chronische lymphatische Leukämie (CLL), chronische myeloische Leukämie (CML); Neuroblastom (beim Säugling)
  • Kalter Schweiß → denken an: akute Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und Schock
  • Gewichtsverlust → denken an: malignen (bösartigen) Prozess oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • An Hypoglykämie (Unterzucherung) denken. Typische Zeichen einer Hypoglykämie sind: Blässe, Heißhunger, Palpitationen (Herzklopfen), Schwitzen, Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) und Tremor (Zittern).

Sekundäre regionale und fokale Hyperhidrose (Ätiologie/Ursachen)

Gustatorisches Schwitzen Nach Traumen/Operationen der Parotis (Frey-Syndrom, aurikulotemporales Syndrom),
periphere Neuropathie (z. B. bei Diabetes mellitus)
Kompensatorisches Schwitzen diabetische Neuropathie, Ross-Syndrom (gleichzeitige Auftreten von verminderter oder aufgehobender Schweißsekretion (Hypo- oder Anhidrose), tonischer Pupillenkontraktion (Pupillotonie) und abgeschwächten oder erloschenen Muskeleigenreflexen (Hyporeflexie oder Areflexie)), nach thorakaler Sympathektomie
Hautkrankheiten organoide Nävi, ekkrine und Gefäßtumoren, Pachydermoperiostose (PDP; Form von primärer hypertrophischer Osteoarthropathie/Knochenerkrankung mit Gelenkbeteiligung), Palmoplantarkeratosen (Verhornungsstörungen, die die Handinnenflächen (= palmar) und die Fußsohlen (= plantar) betreffen), in Ulkusumgebung (Umgebung eines Geschwür), am Amputationsstumpf
Neurologische Erkrankungen Apoplex, Rückenmarksschädigung, periphere Neuropathien (Erkrankungen des peripheren Nervensystems), komplexes regionales Schmerzsyndrom (engl. Complex Regional Pain Syndrome, CRPS; komplexes regionales Schmerzsyndrom; chronische neurologische Erkrankung, die nach einer Weichteil- oder Nervenverletzung auftritt) 
Thoraxtumoren Bronchialkarzinom (Lungenkrebs), Mesotheliom (von den Mesothelzellen (Zölomepithel) ausgehender bösartiger Tumor der Pleura (Brustfell)), Osteom (gutartiger Knochentumor), Halsrippe

Literatur

  1. Hornberger J et al.: Multi-Specialty Working Group on the Recognition, Diagnosis and Treatment of Primary Focal Hyperhidrosis. Recognition, diagnosis, and treatment of primary focal hyperhidrosis. J Am Acad Dermatol 2004;51:274-86
     
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