Riesenzelltumor (Osteoklastom) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Biopsie (Gewebeprobe) – obligat zur histologischen Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen primären Knochentumoren
- Immunhistochemischer Nachweis des mutierten H3.3-Histon-Proteins (Eiweißstruktur im Zellkern) (H3F3A-Mutation) – in unklaren Fällen zur molekularpathologischen Absicherung
- Kleines Blutbild – zur Erfassung einer Anämie (Blutarmut) oder Infektkonstellation
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – zur Abgrenzung gegenüber entzündlichen oder infektbedingten Knochenerkrankungen
- Elektrolyte – Calcium, Phosphat, Magnesium – zur Erfassung einer Hypercalcämie (erhöhter Calciumwert) oder metabolischen Knochenerkrankung
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin – insbesondere AP zur Abgrenzung gegenüber osteoblastischen Prozessen
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin – zur Erfassung der Nierenfunktion (entscheidend vor systemischer Therapie oder kontrastmittelgestützter Bildgebung)
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
Differenzialdiagnosen:
- Osteosarkom (bösartiger Knochentumor)
- Alkalische Phosphatase (AP) [↑], AP-Isoenzyme, Ostase – typischerweise erhöht bei osteoblastischen Prozessen
- Lactatdehydrogenase (LDH) [↑] – unspezifisch, Hinweis auf hohe Zellumsatzrate
- Plasmozytom (Multiples Myelom, bösartige Erkrankung des Knochenmarks)
- Elektrophorese des Serumproteins, Immunfixation – Nachweis monoklonaler Gammopathie (M-Gradient)
- Freie Leichtketten im Serum/Urin – zum Nachweis einer Bence-Jones-Proteinurie
- Calcium [↑] – Hypercalcämie bei fortgeschrittener Knochenbeteiligung
- Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) – selten: Osteodystrophia cystica generalisata von Recklinghausen (Knochenerkrankung mit braunen Tumoren)
- Parathormon (PTH) [↑] – diagnostisch wegweisend
- Calcium [↑], Phosphat [↓] – typische Konstellation
- Anmerkung: Braune Tumoren (eingeblutete Resorptionszysten mit Riesenzell-Clustern) können histologisch mit einem Osteoklastom verwechselt werden
Red Flags (Warnzeichen) bei Osteoklastom (Riesenzelltumor des Knochens)
- Rasch progrediente Schmerzen, insbesondere Ruheschmerzen
- Neu auftretende Schwellung über der betroffenen Knochenregion
- Pathologische Fraktur (Knochenbruch ohne adäquates Trauma)
- Neurologische Ausfälle (z. B. Paresen = Lähmungen, Sensibilitätsstörungen) bei Wirbelsäulenbefall
- Laborchemisch nachweisbare Hypercalcämie (erhöhter Calciumwert im Blut) mit klinischer Symptomatik (z. B. Übelkeit, Bewusstseinsstörungen, Herzrhythmusstörungen)