Klassifikation
Prostatakarzinom

TNM-Klassifikation des Prostatakarzinoms

T Tumor
TX Primärtumor nicht beurteilbar
T0 Kein Anhalt für Primärtumor
T1 nicht tastbarer Tumor (Tumor weder tastbar noch in bildgebenden Verfahren sichtbar)
- T1a Zufälliger Befund bei TUR-P (Transurethrale Resektion der Prostata/chirurgische Entfernung der Prostata durch die Harnröhre), ≤ 5 % des resezierten Gewebes
- T1b Zufälliger Befund bei TUR-P, > 5 % des resezierten Gewebes
- T1c Diagnose durch Prostatastanzbiopsie (Gewebeentnahme aus der Prostata)
T2 tastbarer Tumor (auf die Prostata begrenz)
- T2a Befall der Hälfte eines Prostatalappens oder weniger
- T2b Befall von mehr als der Hälfte eines Prostatalappens
- T2c Befall beider Prostatalappen
T3 extraprostatatisches Tumorwachstum (Tumor überschreitet die Prostatakapsel)
- T3a Extrakapsuläre (außerhalb der Kapsel) Ausbreitung, unilateral
- T3b Extrakapsuläre Ausbreitung, bilateral
- T3c Tumoreinbruch in eine oder beide Samenblasen
T4 Infiltration von Nachbarorganen (Tumor ist fixiert oder infiltriert Nachbarstrukturen)
- T4a Tumoreinbruch in Blasenhals und/oder externen Sphinkter (Schließmuskel) und/oder Rektum(Mastdarm)
- T4b Tumoreinbruch in den Beckenboden und/oder an der Beckenwand fixierter Tumor
N Nodus (Lymphknoten)
NX Lymphknoten nicht beurteilbar
N0 Keine Lymphknotenmetastasen (Tochtergeschwülste in den Lymphknoten)
N1 Lymphknotenmetastasen in einem regionären Lymphknoten mit einem größten Durchmesser von nicht mehr als 2 cm
N2 Lymphknotenmetastasen in einem oder mehreren regionären Lymphknoten mit einem größten Durchmesser von mehr als 2 cm jedoch weniger als 5 cm
N3 Regionäre Lymphknotenmetastasen mit einem Durchmesser von mehr als 5 cm
M Metastasen (Tochtergeschwülste)
MX darf gemäß der aktuellen TNM-Klassifikation nicht mehr verwendet werden
M0 Keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen
- M1a Nichtregionäre Lymphknoten
- M1b Knochenmetastasen
- M1c Andere Lokalisation

Manchmal hat die TNM-Bezeichnung einen Buchstaben vorweg als Zusatz. Er kennzeichnet, wann die Beschreibung der Tumorausbreitung erfolgt ist:

  • cTNM = Beschreibung der Tumorausbreitung nach der klinischen Untersuchun
  • pTNM = Beschreibung der Tumorausbreitung nach der Operation durch eine pathologische Untersuchung 

Klinische Manifestationsformen

  • Inzidentelles Prostatakarzinom: normaler rektaler Palpationsbefund (Tastbefund), histologisch (feingeweblich nachgewiesen) nach Operation wegen benignem Prostata-Syndrom (BPS) im Rahmen einer TUR-P entdeckt.
  • Manifestes Prostatakarzinom: rektal tastbarer Tumor, unabhängig von Symptomen.
  • Okkultes Prostatakarzinom: Erstmanifestation des Tumors in metastatischen Absiedelungen ohne Nachweis des Primärtumors.
  • Latentes Prostatakarzinom: Klinisch inapparent ( "nicht in Erscheinung tretend"), Diagnosestellung durch Autopsie (Untersuchung des menschlichen Körpers nach dem Tod zur Feststellung der Todesursache).

Histologische Einteilung

  • Adenokarzinome (95 % aller Tumoren)
  • Muzinöse Karzinome
  • Papillär-ductale Karzinome
  • Adenoid-zystische Karzinome
  • Endokrin-differenzierte Karzinome
  • Entdifferenzierte Karzinome

Einteilung unter therapeutischen Gesichtspunkten

Im Hinblick auf die Therapie unterscheidet man:

  • Inzidentelle Karzinome, die im Rahmen einer transurethralen Resektion der Prostata gefunden werden und in weniger als 5 % der Resektionsspäne gefunden werden (T1a Tumoren).
  • Lokal begrenzte Tumoren (T1b – T2b, N0, M0)
  • Lokal fortgeschrittene Tumoren (T3, N0, M0)
  • Metastasierte Tumoren (Tx, N1, M0/1)
  • Kastrationsresistente Tumoren (= Prostatakarzinome (PCA), die trotz laufender primärer Androgenablationstherapie (ADT) und niedriger Serum-Testosteronwerte ein progredientes Wachstum aufweisen (CRPC))

Bestimmung des Progressionsrisikos beim lokalen Prostatakarzinom

Bestimmung aufgrund der Indikatoren PSA-Wert und Gleason-Score [2] und EAU-Risikogruppen abhängig vom biochemischen Rezidivrisiko nach fünf Jahren für lokal begrenzte bzw. lokal fortgeschrittene PCA 

Risikogruppe Bedingungen  
Niedriges Risiko PSA ≤ 10 ng/ml und Gleason-Score 6 und cT-Kategorie 1c, 2a Lokal begrentztes PCA  
Intermediäres Risiko PSA > 10-20 ng/ml oder Gleason-Score 7 oder cT-Kategorie
Hohes Risiko  PSA > 20 ng/ml oder Gleason-Score > 7 oder cT2c
cT3-4 oder cN+, jeder PSA-Wert, jeder Gleason-Score Lokal fortgeschrittenes PCA

Whitmore-Jewett-Stadium

Stadium Beschreibung Analoges TNM-Stadium
A 1 Gut differenzierter Tumor T 1a
A 2 Mehr diffuse Beteiligung T 1b
BIN Tastbar, < 1 Lappen, umgeben von Normalgewebe T 2a
B 1 Tastbar, < 1 Lappen T 2b
B 2 Tastbar, ein ganzer oder beide Lappen T 2c
C 1 Tastbar, außerhalb der Kapsel, nicht in Samenblasen T 3a
C 2 Tastbar, Samenblasen beteiligt T 3c
D Metastasen M 1

[1]

Gleason-Score [3]

Gleason-Score dient der histologischen (feingeweblichen) Beurteilung bzw. des Gradings des Prostatakarzinoms. Dabei wird der sogenannte Entdifferenzierungsgrad (Abweichungen in Drüsenmuster und Zellkernen) der häufigsten und der zweithäufigsten Zellpopulation des Tumors bewertet. Dafür werden jeweils Werte von 1 bis 5 vergeben. Je höher der Wert, desto höher ist der Grad der Entdifferenzierung.

Die Angabe des Gleason-Scores (Grade Group) erfolgt immer nach folgendem Muster: Gleason-Wert 1 + Gleason-Wert 2 = Summe beider Werte

Neben der TNM-Klassifikation und dem PSA-Wert ist der Gleason-Score der wichtigste Prognosefaktor des Prostatakarzinoms. Der Gleason-Score steht für folgende Grade der Differenzierung bzw. des Gradings:

Gleason-Score Differenzierungsgrad
 2-4  gut differenzierter Tumor
 5-6  mittelgradig differenzierter Tumor
 7  mittelgradig bis schlecht differenzierter Tumor 
 8-10  schlecht- bis entdifferenzierter Tumor

Tumoren mit einem Gleason-Score von 2 bis 4 werden meist zufällig im Rahmen einer Prostataoperation entdeckt (z. B. bei einer transurethralen Resektion (TUR)/Operationstechnik, bei der erkranktes Gewebe aus Harnblase oder Prostata abgetragen wird, hier: Ausschälung der Prostata wg. einer BPH, d. h. einer benignen Prostatahypertrophie/gutartigen Prostatavergrößerung). Die meisten Tumoren, die im Rahmen einer Stanzbiopsie (Punktion zur Gewinnung eines Gewebezylinders aus der Prostata) gefunden werden, weisen einen Score von 6 oder 7 auf. Tumoren mit einem Score von 8 bis 10 sind häufig schnell wachsende aggressive Tumoren, die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung häufiger bereits progress (fortgeschritten) sind.

Ärzte des Johns Hopkins Hospital haben im Jahr 2013 eine neue Risikoklassifizierung des Gleason-Scores (Glaeson-Grading) vorgeschlagen, die 2014 von der International Society of Urological Pathology (ISUP) [4] befürwortet und von der WHO akzeptiert wurde: dabei werden die beiden Summanden des Gleason-Scores in einem Prognosegrad umgerechnet:

ISUP  Glaeson-Score Fünf-Jahres-Überlebensrate, ohne biochemisches Rezidiv (per Biopsie ermittelte Gleason-Gruppen) [5] Fünf-Jahres-Überlebensrate, ohne biochemisches Rezidiv (Prostatektomiepräparat) [5]
1 ≤ 6  94,2 % 91,1 %
2 3 + 4  89,2 %  93,0 %
3 4 + 3   73,1 %  74,0 % 
4 8  63,1 %  64,4 %
5 9-10  54,7 %  49,9 %

Weitere Hinweise

  • Das Upgrading von niedriggradigen Tumoren nach einer zweiten Biopsie oder einer Prostatektomie deutet nicht unbedingt auf eine schlechtere Prognose hin [5].
  • Prostatakarzinome vom Gleason-Score 6, also der Grade Group (GG) 1: Männer mit GG1-Karzinomen und Watchful Waiting bzw. ohne erneute Biopsie und ohne kurativ intendierte Therapie haben nach 15 Jahren eine prostatakrebsspezifische Mortalität (PCSM) von 14 % bzw. 16 % [7]

TNM-Klassifizierung des Prostatakarzinoms nach radikaler Prostatektomie (pathologisches Stadium)

Stadium
Beschreibung
 pT2
 Tumor auf die Prostata begrenzt
 pT2a  Tumor befällt < 50 % eines Seitenlappens
 pT2b  Tumor befällt > 50 % eines Seitenlappens
 pT2c  Tumor befällt beide Seitenlappen
 pT3a  Infiltration des periprostatischen Fettgewebes
 pT3b  Infiltration einer oder beider Samenblasen
 pT4  Infiltration von Nachbarorganen
 pN0  Keine Metastasen in den regionären Lymphknoten
 pN1  Metastasen in den regionären Lymphknoten

Literatur

  1. Schroeder FF et al.: TNM Klassifikation des Prostatakarzinoms. Prostata [Suppl.] 4:129, 1992 und American Joint Committee on Cancer, 1992
  2. D’Amico AV, Whittington R, Malkowicz SB, et al.: Biochemical outcome after radical prosta-tectomy, external beam radiation therapy, or interstitial radiation therapy for clinically localized prostate cancer. JAMA. 1998;280(11):969-974. doi:10.1001/jama.280.11.969
  3. Humphrey PA: Gleason grading and prognostic factors in carcinoma of the prostate. Mod Pathol. 2004 Mar;17(3):292-306. Review
  4. Epstein JI et al.: The 2014 International Society of Urological Pathology (ISUP) Consensus Conference on Gleason Grading of Prostatic Carcinoma: Definition of Grading Patterns and Proposal for a New Grading System. Am J Surg Pathol. 2016 Feb;40(2):244-52. doi: 10.1097/PAS.0000000000000530.
  5. Spratt DE et al.: Independent surgical validation of the new prostate cancer grade-grouping system. doi: 10.1111/bju.13488
  6. Vickers AJ, Fine SW: Three things about Gleason grading that just about everyone believes but that are almost certainly wrong. Urology 2020; https://doi.org/10.1016/j.urology.2020.03.042
  7. Stroomberg HV et al.: Outcomes of Biopsy Grade Group 1 Prostate Cancer Diagnosis in the Danish Population. Eur Urol Oncol 2023; https://doi.org/10.1016/j.euo.2023.10.005

Leitlinien

  1. Mottet N et al.: EAU-EANM-ESTRO-ESUR-ISUP-SIOG Guidelines on Prostate Cancer. 2022; https://​go.​sn.​pub/​OjA6LA
     
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