Einleitung
Hodengeschwülste (Hodenmalignome)

Bei Hodenmalignomen – umgangssprachlich Hodengeschwülste genannt – (Synonyme: anaplastisches Seminom; bösartiger Leydigzell-Tumor beim Mann; bösartiges Androblastom beim Mann; bösartiges Arrhenoblastom beim Mann; Chorionkarzinom beim Mann; Dottersacktumor beim Mann; Dysgerminom beim Mann; Embryom eines deszendierten Hodens; Embryom eines nichtdeszendierten Hodens; Embryonalzellkarzinom; Epithelioma seminifere; Epithelioma spermatogonique Masson; Hodenchorionepitheliom; Hodenembryom; Hodengerminom; Hodenkarzinom; Hodenkarzinom bei Kryptorchismus; Hodenmesotheliom; Hodenseminom; Hodenteratokarzinom; Hodenteratom; Keimzelltumor; maligner Hodentumor; metastasierender Hodentumor; Orchioblastom; polyvesikulärer Dottersacktumor beim Mann; polyvesikulärer Vitellustumor beim Mann; Seminom; Sertoli-Zell-Karzinom; Sertoli-Zell-Karzinom beim Mann; spermatozytäres Seminom; Spermatozytom; Teratokarzinom; Teratom; Teratom eines maldeszendierten Hodens; Teratom eines skrotalen Hodens; Testiskarzinom; ICD-10-GM C62.-: Bösartige Neubildung des Hodens) handelt es sich um eine maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) im Bereich des Hodens. Bei 95 % der Männer treten die Tumoren im Hoden auf und nur bei 5 % extragonadal (außerhalb der Hoden). Bei ca. 1-2 % der erkrankten Männer sind beide Hoden betroffen.

Man kann verschiedene Gruppen der Hodenmalignome unterscheiden:

  • Keimzelltumoren (KZT) ‒ machen etwa 85-90 % der Hodentumoren aus; bei Männern zwischen 20 und 44 Jahren ist ein KZT mit einem Anteil von etwa 25 % die häufigste bösartige Tumorerkrankung; KZT können unterteilt werden in: 
    • Seminome (häufiger als Nichtseminome)
    • Einheitliche nicht-seminomatöse Keimzelltumoren
    • Kombinierte nicht-seminomatöse Keimzelltumoren
    • Kombinierte Tumoren
  • Tumoren des Gonadenstromas wie die Leydig- oder Sertoli-Zell-Tumoren
  • Keimzell-Stroma-Mischtumoren
  • Maligne Lymphome

Die Hodenmalignome machen circa 1-2 % der bösartigen Tumoren des Mannes aus.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der Hodenmalignome liegt im Allgemeinen zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr. Das mittlere Erkrankungsalter ist 38 Jahre. Unter Berücksichtigung des Tumortyps lassen sich folgende Häufigkeitsgipfel nennen:

  • Seminome haben ihren Erkrankungsgipfel zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr
  • Nicht-Seminome haben ihren Erkrankungsgipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 11,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland. Die nationalen Unterschiede sind groß: In Norwegen betrifft es 13,5 Männer pro 100.000 Einwohner, in Schweden 9,3, in Dänemark 7,8, in Finnland 3,1, in Österreich 7,5, in der Schweiz 10, in Italien 3,9, in Frankreich 5,0, in Spanien 2,2, in Holland 5,8, in Belgien 3,0, in England 5,4, in Irland 4,4 und in Polen 2,7.
In den vergangenen Jahren konnte eine Zunahme der Erkrankung verzeichnet werden, vor allem in der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen.

Verlauf und Prognose: Hodenmalignome haben im Regelfall sehr hohe Heilungschancen, wobei die Früherkennung einen großen Einfluss auf die Prognose hat. 
Bis zu 80 % der Seminome befinden sich im klinischen Stadium I und nur circa 3 % im Stadium III.
Zur Prognose siehe unter Klassifikation unter "Prognoseabhängige Klassifikation des metastasierten Keimzelltumors nach IGCCCG". 
Die Heilungsraten in den niedrigen Stadien erreichen bis zu 100 %. Spätrezidive, d. h. Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) mehr als zwei Jahre nach Erkrankungsbeginn, können durchaus mal fatale Verläufe nehmen.
Die Prognose der Patienten hängt im Wesentlichen von der Histologie (feingeweblicher Befund), dem Tumorstadium, dem Alter und der Qualität der Versorgung ab.
Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt ca. 4 %.

Hodentumoren im klinischen Stadium I (CS1) weisen eine Langzeitremissionsrate auf, die bei nahezu 100 % liegt. Dieses gilt unabhängig von der primär gewählten Therapiestrategie [1, 2]. 
Die stadienunabhängige 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei Patienten mit einem Keimzelltumor (KZT) liegt in Deutschland für Seminome bei 97,9 % und für nichtseminomatöse KZT bei 94,9 %.
Für Patienten mit einem KZT im Stadium I liegen die krebsspezifische 10-Jahres Überlebenswahrscheinlichkeit bei 99,7 % sowie die 10-Jahres-Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit bei 95-99 %.
Die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten liegen beim metastasierten KZT für Patienten der guten Prognosegruppe zwischen 86 und 95 %, für Patienten der intermediären Prognosegruppe zwischen 72 und 8 5 % und für Patienten der schlechten Prognosegruppe zwischen 48 und 64 %.
[S3-Leitlinie].

Literatur

  1. Mortensen MS et al.: A nationwide cohort study of stage I seminoma patients followed on a surveillance program. Eur Urol 2014 Dec;66(6):1172-8. doi: 10.1016/j.eururo.2014.07.001. Epub 2014 Jul 23.
  2. Kollmannsberger C et al.: Patterns of relapse in patients with clinical stage I testicular cancer managed with active surveillance. J Clin Oncol 2015 Jan 1;33(1):51-7. doi: 10.1200/JCO.2014.56.2116. Epub 2014 Aug 18.

Leitlinien

  1. Oldenburg J, Fosså SD, Nuver J, Heidenreich A, Schmoll HJ, Bokemeyer C, Horwich A, Beyer J, Kataja V; ESMO Guidelines Working Group: Testicular seminoma and non-seminoma: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2013 Oct; 24 Suppl 6:v i125-32 doi: 10.1093/annonc/mdt304
  2. Albers P, Albrecht W, Algaba F et al.: Guidelines on Testicular Cancer: 2015 Update. Euro Urol. 2015;68:1054-68
  3. Lorch A, Albers P,  Beyer J,  Cathomas R,  Oing C,  Souchon R,  Stöger H,  Bokemeyer C: Keimzelltumoren des Mannes. onkopedia leitlinien: Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen; September 2016
  4. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens. (AWMF-Registernummer: 043 - 049OL), Mai 2019 Kurzfassung Langfassung
  5. Patientenleitlinie: Hodenkrebs; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. Juli 2021. Leitlinienprogramm Onkologie

     
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