Folgende Symptome und Beschwerden können auf Hirntumoren hinweisen:
- Änderung von Verhalten, Wesen
- Aphasie ("Sprachlosigkeit")
- Apraxie ‒ Unfähigkeit, zweckmäßige Handlungen auszuführen
- Atemstörungen
- Bewusstseinsstörungen/Bewusstseinsveränderungen
- Cephalgie (Kopfschmerzen) – neu aufgetreten; ungewohnt; besonders nachts und in den frühen Morgenstunden; bessern sich tagsüber oft spontan; als erstes und einziges Symptom nur bei 2-8 % aller Patienten vorhanden [2, 3]; Lokalisation:
- Spannungskopfschmerz (Mehrzahl der Patienten)
- Frontale Schmerzen (gelten als unspezifisch)
- Okzipitale Schmerzen (häufig bei infratentoriellen Prozessen)
- Kopfschmerzen korrelieren nicht mit der Größe des Tumors
- Dysosmie (Riechstörungen)
- Epilepsie (Krampfanfall) [Hirnmetastasen manifestieren sich häufig initial als Krampfanfall]
- Gangstörungen/Koordinationsstörungen
- Intellektueller Abbau
- Konzentrationsstörungen
- Kreislaufstörungen
- Müdigkeit/Antriebslosigkeit
- Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
- Paresen (Lähmungen)
- Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Flackern oder ein vollständiger Verlust des Sehvermögens), Diplopie (Doppeltsehen, Doppelbilder)
- Sensibilitätsstörungen
- Sprachstörungen
- Vertigo (Schwindel)
Lokale Symptome sind Paresen (Lähmungen), Sensibilitäts-, Seh- oder Sprachstörungen.
Allgemeine Hirndruckzeichen sind:
- Cephalgie (Kopfschmerzen)
- (morgendliche) Nausea (Übelkeit)/Nüchternerbrechen
- Papillenödem (Schwellung (Ödem) an der Einmündung des Sehnervs in die Netzhaut, das sich als Vorwölbung des Sehnervenkopfes bemerkbar macht; Stauungspapille i. R. beidseitig) mit Sehstörungen (s. o.) oder
- Bewusstseinsveränderungen sowie ggf. fokale oder generalisierte Krampfanfälle.
Krampfanfälle treten gehäuft bei niedrigmalignen Gliomen auf.
Beachte: Als Hinweis für einen malignen (bösartigen) Hirntumor gelten die schnelle Zunahme klinischer Symptome sowie eine Liquorzirkulationsstörung. Treten die Symptome schlagartig auf, kann dieses durch Tumoreinblutungen bedingt sein.
Akute Hirndruckzeichen sind:
- starke (v. a.) nächtliche oder morgendliche Kopfschmerzen
-
(morgendliche) Nausea (Übelkeit)/Nüchternerbrechen
- Meningismus (Nackensteifigkeit)
- zunehmende Vigilanzminderung (Minderung der Wachsamkeit)
Chronische Hirndruckzeichen sind:
- Chronische Kopfschmerzen
-
Konzentrationsschwierigkeiten/Wesensänderungen
-
Abgeschlagenheit
Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen
Folgende Symptome und Beschwerden können bei Kindern und Jugendlichen auf Hirntumoren hinweisen [1]:
- Lethargie
- Benommenheit
- Gedeihstörungen
- Sehstörungen (Neugeborene bis zum vierten Lebensjahr)
- Cephalgie* (Kopfschmerzen) (ältere Kinder und junge Erwachsene im Alter zwischen fünf und 24 Jahren)
- Hirndruckzeichen wie
- Nausea (Übelkeit; insb. Nüchternübelkeit)/Erbrechen*
- Papillenödem (Schwellung (Ödem) an der Einmündung des Sehnervs in die Netzhaut, das sich als Vorwölbung des Sehnervenkopfes bemerkbar macht; Stauungspapille i. R. beidseitig) mit Sehstörungen und
- Krampfanfälle
- Fokal neurologische Symptome (selektive neurologische Ausfälle durch kleinere, umschriebene Läsionen des zentralen Nervensystems; seltener als die oben genannten lokalisierbaren Symptome)
*Kopfschmerzen und Erbrechen: 50-60 % der Fälle [4, 5]; auch verminderte Vigilanz (Wachsamkeit) gilt als absolutes "Warnsymptom"
Weitere Warenzeichen sind:
- Anamnestische Angaben:
- Lebensalter
- < 3-5 Jahre → denken an: Makrozephalus (Kopfumfang > 97. Perzentile bezogen auf Alter und Geschlecht (bzw. > 2 SD))?, Physiotherapie als Hinweis auf Entwicklungsverzögerungen?
- Kopfschmerzen
- Tageszeit: regelmäßige nächtliche Kopfschmerzen
- Lokalisation: starke okzipitale Kopfschmerzen ("am Hinterhaupt gelegen")
- Dauer: unter 8 Wochen
- Verstärkung durch Husten, Niesen oder beim Stuhlgang pressen
- Akute erstmalige oder erstmalig in dieser Stärke aufgetretene Kopfschmerzen
- Lebensalter
- Neurologische Auffälligkeiten
- Unklare Gesichtsfeldeinschränkungen
Beachte: Nahezu aller Kinder mit Cephalgie (Kopfschmerzen) infolge eines Hirntumors zeigen zusätzliche neurologische Auffälligkeiten.
Lokalisationsbezogene Leitsymptome bei ZNS-Tumoren
Lokalisation | Leitsymptome |
Supratentoriell-hemisphärische Tumoren | Anfälle und fokal-neurologische Ausfälle |
Mittellinientumoren | Sehstörungen und hormonelle Ausfälle |
Zerebelläre Tumoren (Kleinhirntumoren) | Ataxie (Störung der Bewegungskoordination und Haltungsinnervation) |
Hirnstammtumoren | Hirnnervenausfälle und Ausfälle der langen Bahnen |
Spinale Tumoren (2-4 % der ZNS-Tumoren) | Gangstörungen, Wirbelsäulendeformitäten, fokal-motorische Schwäche, Blasen- und Mastdarmstörungen |
Literatur
- Chu TPC et al.: Pattern of symptoms and signs of primary intracranial tumours in children and young adults: a record linkage study. Cephalalgia. 2010 Apr;30(4):389-98. doi: 10.1111/j.1468-2982.2009.01970.x.
- Vázquez-Barquero A, Ibáñez FJ, Herrera S et al.: Isolated headache as the presenting clinical manifestation of intracranila tumors: a prospective study. Cephalalgia 1994; 14 (4): 270-272
- Valentinis L, Tuniz F, Valent F et al.: Headache attributed to intracranial tumours. Cephalalgia. 2010 Apr;30(4):389-98. doi: 10.1111/j.1468-2982.2009.01970.x.