Weitere Therapie
Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom)

Allgemeine Maßnahmen

  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum; Rauchstopp reduziert Rezidiv- und Progressionsrisiko (Risiko des Wiederauftretens und des Fortschreitens der Erkrankung)
    • Rauchen beeinträchtigt das rezidiv- und das progressionsfreies Überleben. Aktive Raucher haben ein höheres Rezidivrisiko als ehemalige Raucher [2].
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie aromatischen Aminen (wie z. B. Anilin, Benzidin, Toluidine, 2-Naphthylamin, Naphthylamine etc. und deren Abkömmlinge; Ausgangsstoff für Arzneimittel, Kunststoffe, Pflanzenschutzmittel oder Farbstoffe)
    • Dieselabgase (wg. polyzyklischer Kohlenwasserstoffe, PAH; Ausscheidung von PAH-Metabolite über die Nieren)
    • Umgang mit Haarfärbemitteln

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Kaltplasmatherapie (kaltes atmosphärisches Plasma (KAP); engl. cold atmospheric pressure plasma, CAPP) – Ionisierung der Umgebungsluft durch elektrische Entladungen oder elektromagnetische Strahlung; des Weiteren UV-Strahlung, Licht verschiedener Wellenlängen und geladene Teilchen (Ionen, Elektronen) → Bildung von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS/RNS), vor allem Ozon und Stickoxide; Wirkung: wahrscheinlich zytotoxisch/antitumoral und immunstimulierend; keine Nebenwirkungen) [experimentelle Studien laufen]

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Tumorerkrankung)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen zur Früherkennung eines Rezidivs (Wiederauftreten der Krankheit). Die Nachsorgetermine sind risikoadaptiert [[Leitlinien: S3-Leitlinie]
  • Nachsorge des nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms (NMIBC) [Leitlinien: S3-Leitlinie]:
    • Low-risk NMIBC (engl. non-muscle-invasive bladder cancer): Patienten mit einem low-risk nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom sollten nach Erstdiagnose und transurethraler Resektion eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) nach 3 und 12 Monaten erhalten.
      Bei Rezidiv-Freiheit sollte das Zystoskopie-Intervall auf einmal pro Jahr erweitert werden. Wird kein Rezidiv festgestellt, sollte die urologische Nachsorge nach 5 Jahren beendet werden.
    • Intermediate-risk NMIBC: Patienten mit einem intermediate-risk nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom sollen eine Zystoskopie im 1. Jahr alle drei Monate, im 2. und 3. Jahr alle 6 Monate und ab dem 4. Jahr einmal jährlich erhalten.
    • High-risk NMIBC: Patienten mit einem high-risk nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom sollen eine Zystoskopie in den ersten 2 Jahren alle 3 Monate, im 3. und 4. Jahr alle 6 Monate und ab dem 5. Jahr einmal jährlich erhalten.
  • Nachsorge des muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms [Leitlinien: S3-Leitlinie]: Die Nachsorge-Intervalle zur Detektion von Tumorrezidiven mittels Bildgebung sollten bei Patienten nach radikaler Zystektomie und Harnableitung in Abhängigkeit vom Tumorstadium erfolgen.
    Lokal begrenzte Blasentumore (< pT2pN0cM0):
    • Erste Nachsorge nach 3-6 Monaten
    • 1. bis 2. Nachsorgejahr: 6-Monatsintervalle
    • 3. bis 5. Nachsorgejahr: 12-Monatsintervalle
    • Ab 6. Nachsorgejahr: Bei neuer Hydronephrose* oder positiver Urinzytologie
    Lokal fortgeschrittene Blasentumore (> pT3 und/oder pN1):
    • Erste Nachsorge nach 3-6 Monaten
    • bis 3. Nachsorgejahr: 6-Monatsintervalle
    • 4. bis 5. Nachsorgejahr: 12-Monatsintervalle
    • Ab 6. Nachsorgejahr: Bei neuer Hydronephrose oder positiver Urinzytologie

*Erweiterung des Nierenbeckens und/oder der Nierenkelche oder auch des Harnleiters durch eine Abflussstörung im Bereich der ableitenden Harnwege, die mittel- und langfristig zu einer Zerstörung des Nierengewebes führt.

Weitere Hinweise

  • Patienten mit nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen (NMIBC) und transurethraler Resektion des Tumors (TURBT) sind auch nach 5 Jahren und länger anhaltender Tumorfreiheit nicht sicher vor Rezidiven: 12,7 (55 Patienten von 434 Patienten (79 % Männer) mit nicht muskelinvasivem Harnblasenkarzinom) Rezidivrisiko von 10,5 % nach zehn und 22,6 % nach 15 Jahren. Dabei spielte die ursprünglichen Risikokategorie keine Rolle [1].

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der allgemeinen Erkenntnisse über die Ernährung bei einer Tumorerkrankung. Das bedeutet:
    • nur begrenzt energiereiche Lebensmittel verzehren
    • moderate Gesamtfettaufnahme
    • wenig rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Kalb) und Wurstwaren
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • auf schadstoffbelastete Lebensmittel wie Innereien und Wildpilze verzichten
    • keine angeschimmelten Lebensmittel essen
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Die Entstehung des Blasenkrebs wird begünstigt durch den häufigen Verzehr von gesalzenem, geräuchertem sowie gepökeltem Fleisch und Fisch. Diese Nahrungsmittel enthalten Karzinogene wie Benzo(a)pyren, Nitrate und Nitrite (als Bestandteil des Pökelsalzes). Bei deren Zubereitung entstehen Verbindungen (Nitrosamine), die Risikofaktor für ein Harnblasenkarzinom sind.
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (A, C, D, E, Folsäure)
      • Mineralstoffen
      • Spurenelementen (Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren: Alpha-Linolensäure – grünes Blattgemüse, z. B. Spinat, Linsen, Walnüsse sowie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) – wenigstens ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische wie Lachs, Hering, Makrele
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoide, Polyphenole)
      • probiotischen Lebensmitteln (ggf. Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen)
    • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Blasenkrebs sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
    • Generell kann ein Ausdauertraining auf einem Fahrradergometer empfohlen werden, das nach dem Prinzip des Intervalltrainings durchgeführt wird. Das heißt, dass sich Belastungsphasen von 1 bis 3 Minuten Dauer mit Ruhephasen von ebenfalls 1 bis 3 Minuten Dauer abwechseln. Das Training sollte bei etwa 80 % der maximalen Herzfrequenz insgesamt 30 Minuten durchgeführt werden; Trainingshäufigkeit 5-mal pro Woche.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Krebsinformationsdienst KID, telefonischer Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
    Mo-Fr 8-20.00; in türkischer Sprache Di, Mi, Don 18-20.00. Telefon: 06221-410121
  • Deutsche Krebshilfe e. V.
    Thomas-Mann-Str.40, Postfach 1467, 53111 Bonn
    Telefon: 0228-72990-0, Fax: 0228-72990-11, E-Mail: deutsche@krebshilfe.de, Internet: www.krebshilfe.de
  • Deutsche Krebsgesellschaft und ihre Landesverbände, Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
    Paul-Ehrlich-Straße 41, 60596 Frankfurt/M.
    Telefon: 069-6300960

Literatur

  1. Hirata Y et al. Late recurrence in patients with non-muscle-invasive bladder cancer after 5-year cancer-free periods. Int J Urol 2022; https://doi.org/10.1111/iju.14936
  2. Ślusarczyk A et al.: The impact of smoking on recurrence and progression of non-muscle invasive bladder cancer: a systematic review and meta-analysis. J Cancer Res Clin Oncol 2022; https://doi.org/10.1007/s00432-022-04464-6

Leitlinien

  1. Rieger CT et al.: Anti-infective vaccination strategies in patients with hematologic malignancies or solid tumors—Guideline of the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Annals of Oncology, Volume 29, Issue 6, 1 June 2018, Pages 1354-365. doi.org/10.1093/annonc/mdy117
  2. S3-Leitlinie: Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 032-038OL), März 2020 Kurzfassung Langfassung
     
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