Zika-Virus-Infektion – Einleitung

Die Zika-Virus-Infektion wird durch Zika-Viren ausgelöst. Seinen Namen erhielt das Virus, weil es 1947 aus einem gefangen gehaltenen Rhesusaffen in einer Forschungsstation im Zika Forest in Entebbe (Uganda) isoliert wurde.

Synonyme und ICD-10: Zikafieber; Zika-Viruskrankheit; ZIKV; ICD-10-GM A92.5: Zika-Viruskrankheit)

Das Zika-Virus zählt zur Familie der Flaviviren (Einzelstrang-RNA-Viren). Die Familie der Flaviviren gehört zur Liste der auf den Menschen durch Arthropoden (Gliederfüßer) übertragbaren Arboviren.

Formen der Erkrankung

Die Zika-Virus-Infektion kann in verschiedenen Formen auftreten:

  1. Asymptomatische Infektion: Die meisten Infektionen verlaufen ohne erkennbare Symptome.
  2. Symptomatische Infektion: Bei einigen Betroffenen treten Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und Konjunktivitis (Bindehautentzündung) auf.
  3. Schwere Verläufe: Bei Schwangeren kann die Infektion zu Fehlbildungen beim Fetus führen, insbesondere zu Mikrozephalie (verkleinerter Kopf).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen; Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Infektion kann Menschen jeden Alters betreffen, doch aufgrund der potenziellen schweren Folgen für Schwangere und deren ungeborene Kinder liegt ein besonderer Fokus auf dieser Gruppe.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Genau Daten zur Prävalenz der Zika-Virus-Infektion variieren je nach Region und Ausbruchssituation. Während der Epidemien in Südamerika und der Karibik wurden hohe Infektionsraten berichtet.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz variiert stark und ist abhängig von der Präsenz der Aedes-Stechmücken, die das Virus übertragen, sowie von Ausbruchsituationen.

Erregerreservoir: Primaten, Nagetiere und Menschen stellen das Erregerreservoir dar.

Vorkommen: Das Zika-Virus kommt natürlicherweise im tropischen Afrika vor und wurde 1947 im Zikawald, Uganda, entdeckt. Bis 2007 waren weltweit weniger als 20 Infektionen bekannt, hauptsächlich in Afrika und Südostasien (Brunei, Indonesien, Malaysia, Malediven, Myanmar, Kambodscha, Laos, Osttimor, Philippinen, Thailand, Vietnam).

Mittlerweile tritt der asiatische Zika-Virusstamm in Südamerika, der Karibik, im Südpazifik und auf den Kapverdischen Inseln auf. 2015 wurden erstmals in Brasilien Zika-Virus-Infektionen dokumentiert. Ende Januar 2016 meldeten 21 mittel- und südamerikanische Länder Zika-Virus-Infektionen. Seit Oktober 2015 wurden auf Kap Verde 7.557 Zika-Verdachtsfälle gezählt.

Im Juli 2016 wurden Zika-Fälle in Florida und Puerto Rico (USA) gemeldet. Auch in Europa (Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Italien, Schweiz, Spanien) werden nach und nach Fälle von Zika-Virus-Infektionen bestätigt, wobei sich die Erkrankten auf Fernreisen angesteckt haben.

Die WHO sieht ein erhöhtes Risiko für die Ausbreitung des Erregers in Regionen wie der Insel Madeira und der Schwarzmeerküste in Georgien und Russland. Ein mäßiges Risiko besteht in 18 Ländern, darunter viele Mittelmeerstaaten wie Frankreich, Italien, Spanien, Kroatien, Griechenland und die Türkei.

Die Deutsche Gesellschaft für Virologie geht davon aus, dass sich das Zika-Virus nicht in Deutschland ansiedeln wird, da der Hauptüberträger, die Stechmücke Aedes aegypti, nicht in Deutschland vorkommt. Die verwandte Art, Aedes albopictus, kommt nur sehr selten vor. Beachte: Im Mittelmeerraum ist die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) weitverbreitet.
Beachte: Im Mittelmeerraum ist die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) weitverbreitet.

Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Der Kontagiositätsindex für das Zika-Virus liegt bei 0,1, das heißt, dass 10 von 100 nicht-immunen Personen nach Kontakt mit einem Infizierten ebenfalls infiziert werden.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, das Virus kann durch Geschlechtsverkehr, Bluttransfusionen und perinatal (von der Mutter auf das Kind) übertragen werden.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 3-7 Tage.

Übertragungsweg: Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt über die ganztägig stechenden Stechmücken der Gattung Aedes (Hauptvektoren sind die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) und die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus); weitere Stechmücken sind Aedes africanus, Aedes luteocephalus, Aedes vittatus, Aedes furcider)). Eine Übertragung durch infiziertes Sperma/Geschlechtsverkehr ist ebenfalls möglich. Das Zika-Virus überlebt länger als 6 Monate im Ejakulat [2]. Die Möglichkeit einer perinatalen Infektion (Infektion im Zeitraum kurz vor oder nach der Geburt) wird nicht ausgeschlossen. Auch verseuchte Bluttransfusionen kommen als Überträger in Betracht. So waren im Rahmen einer Zika-Virus-Epidemie in Französisch Polynesien 3 % aller Blutproben von asymptomatischen Spendern positiv getestet worden [1]. Bezüglich Kinder, die intrauterin ("in der Gebärmutterhöhle") mit dem Zika-Virus infiziert wurden, ist zu beachten: Ein Kind schied das Virus noch zwei Monate nach der Geburt mit dem Speichel und Urin aus [3].

Die Krankheitsdauer beträgt circa 2 Wochen. Die Symptome treten in der Regel 3-12 Tage nach dem infektiösen Mückenstich auf und halten bis zu einer Woche an.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • In den meisten Fällen ist der Verlauf der Zika-Virus-Infektion mild und selbstlimitierend, d. h. ohne äußere Einflüsse endend. Nicht jeder Infizierte entwickelt Symptome (asymptomatischer Verlauf). Spätestens nach einer Woche klingen die Symptome wieder ab.
  • In das Interesse der Öffentlichkeit ist die Infektionskrankheit geraten, weil es Hinweise darauf gibt, dass eine Infektion von Schwangeren im ersten oder zweiten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) zu schweren Hirn-/Schädel-Fehlbildungen bei Föten und Neugeborenen führt. Besonders in Brasilien wurde eine Zunahme der Fälle von Mikrozephalie verzeichnet, was auf eine Infektion mit dem Zika-Virus der Schwangeren zurückgeführt wurde. Inzwischen weiß man, dass mindestens eine von zehn Infektionen zu Fehlbildungen führt [5].
  • Die Schädigungen beim Fetus wurden inzwischen unter dem Begriff kongenitales ZikV-Syndrom (CZS) zusammengefasst. Dazu gehören u. a. Abort (Fehlgeburt), intrauteriner Minderwuchs, Mikrozephalie, vergrößerte Ventrikel, Lissenzephalie (schwere Fehlentwicklung des Gehirns) und Arthrogryposis (angeborene Gelenksteife) [4].
  • In Brasilien ist der Gesundheitsnotstand ausgerufen worden (Stand: Januar 2016). Circa 1,3 Millionen Menschen sind bereits infiziert. Zur Vorsicht raten die entsprechenden Behörden Schwangeren dringend davon ab, in bekannte Zika-Virus-Regionen zu reisen. Wenn sich das nicht vermeiden lässt, muss auf einen adäquaten Mückenschutz geachtet werden.

Prognose

  • Die Mortalität (Sterberate) der Zika-Virus-Infektion ist gering, jedoch ist die Morbidität (Erkrankungshäufigkeit) bei infizierten Neugeborenen hoch. Fast jedes achte Kind mit kongenitalem Zika-Syndrom stirbt vor dem dritten Geburtstag [6].
  • Die Erkrankung hinterlässt lebenslange Immunität.

Eine Schutzimpfung gegen das Zika-Virus steht bislang nicht zur Verfügung.

Die WHO warnt Schwangere davor, in betroffene Gebiete zu reisen. Des Weiteren sollten werdende Mütter, deren Sexualpartner in betroffenen Gebieten lebten, während der Schwangerschaft nur geschützten Geschlechtsverkehr haben.

In Deutschland besteht seit dem 1. Mai 2016 nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine Meldepflicht für Arboviren, zu denen auch das Zika-Virus gehört.

Literatur

  1. Musso D et al.: Potential for zika virus through blood transfusion demonstrated during an outbreak in french Polynesia, November 2013 to Tebruary 2014 Eurosurveillance 2014; doi: 10.2807/1560-7917.ES2014.19.14.20761
  2. Nicastri E et al.: Persistent detection of zika virus rna in semen for six months after symptom onset in a traveller returning from Haiti to Italy, February 2016 Eurosurveillance, Volume 21, Issue 32, 11 August 2016
  3. Oliveira DBL et al.: Prolonged Shedding of Zika Virus Associated with Congenital Infection. August 24, 2016 doi: 10.1056/NEJMc1607583
  4. Melo AS et al.: Congenital Zika virus infection: beyond neonatal microcephaly. JAMA Neurol 2016 Dec 1;73(12):1407-1416. doi: 10.1001/jamaneurol.2016.3720.
  5. Reynolds MR et al.: Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR): Vital Signs: Update on Zika Virus-Associated Birth Defects and Evaluation of All U.S. Infants with Congenital Zika Virus Exposure – U.S. Zika Pregnancy Registry, 2016. Weekly / April 7, 2017 / 66(13);366-373
  6. Paixao ES et al.: Mortality from Congenital Zika Syndrome — Nationwide Cohort Study in Brazil N Engl J Med 2022; 386:757-767 doi: 10.1056/NEJMoa2101195