West-Nil-Fieber – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Antikörpernachweis (serologisch):
    • Nachweis von West-Nil-Virus-IgM und IgG im Serum und Liquor (Nervenwasser) (CSF), vorzugsweise mittels ELISA oder gleichwertiger Immunoassays.
    • IgM-Antikörper sind typischerweise ab 3-8 Tagen nach Symptombeginn nachweisbar und persistieren meist 30-90 Tage (gelegentlich länger).
    • Bei Reaktivität → PRNT (Plaque-Reduction-Neutralisationstest) zur Abgrenzung gegenüber anderen Flaviviren (z. B. Usutu-Virus, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), Dengue; auch Impfreaktionen).
    • Bei früher Probennahme (< 8 Tage) und negativem IgM → Konvaleszenzprobe nach 1-2 Wochen erforderlich.
  • Direkter Virusnachweis (molekular):
    • PCR (RT-qPCR) aus Vollblut oder Serum möglichst früh (idealerweise Tage 0-5). Virämie (Virus im Blut) in Blut häufig nur sehr kurz nachweisbar.
    • Nachweis von WNV-RNA im Urin ist oft länger möglich als im Blut und besitzt in der Praxis zunehmende Bedeutung.
  • Kleines Blutbild, Differentialblutbild – zur Einschätzung typischer Befunde wie Leukopenie (Verminderung weißer Blutkörperchen), Lymphopenie (Verminderung von Lymphozyten) oder Granulozytopenie (Verminderung der Granulozyten) bei viralen Infektionen; Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen) möglich bei schwerem Verlauf.
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin – mögliche hepatische Beteiligung bei systemischen oder neuroinvasiven Verläufen.

Weitere Hinweise

  • Meldepflicht in Deutschland: Direkter oder indirekter Erregernachweis einer akuten WNV-Infektion (Infektion mit dem West-Nil-Virus) (z. B. IgM-positiv, PCR-positiv) ist nach IfSG (Infektionsschutzgesetz) namentlich meldepflichtig.
  • RKI-Bestätigung: Positive Befunde werden häufig über ein Nationales Referenzzentrum oder Konsiliarlabor (Speziallabor) bestätigt, insbesondere wegen potenzieller Kreuzreaktionen mit Flaviviren.
  • Diagnostischer Algorithmus (2025): Primär: IgM-Testung in Serum oder Liquor (Nervenwasser). Bei sehr frühem Symptombeginn oder schwerer Erkrankung: parallele PCR. Bei unklarem Resultat: konvaleszente Serologie nach 1-2 Wochen (IgM-/IgG-Serokonversion oder signifikanter Titeranstieg).
  • Qualitätssicherung: Einsatz validierter Testsysteme mit externer Qualitätskontrolle ist essenziell, um Kreuzreaktionen und falsch-positive Ergebnisse zu minimieren.

Literatur

  1. Robert Koch-Institut: Aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health: Epidemiologisches Bulletin 36, 2020, 3.9.2020