Multiresistente Keime – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Sanierung bzw. Heilung des Patienten

Therapieempfehlungen

  • MRE (Multiresistente Erreger): Isolierung des Patienten (Einzelzimmer; chirurgischer Mundschutz; Arbeitsabläufe gemäß Infektionsschutzhandbuch)
    [Kritiker von isolierten Zimmern weisen darauf hin, dass Isolationseinheiten die Bakterieämieraten wg. Kontaminierung von Handschuhboxen häufig ansteigen lassen → mit den Einmalhandschuhen werden die Erreger per intravenöser Injektion weitergegeben]
  • Bei komplizierten Infektionen Konsil mit Mikrobiologen/Infektiologen
  • Multiresistente gramnegative Erreger (MRGN),
    • die gegen die 3 Antibiotikagruppen Fluorchinolone, Piperacilline und Cephalosporine der 3. Generation resistent sind: Therapie mit Carbapeneme
    • die gegen die 3 genannten und Carbapeneme resistent sind:  Kombination aus einem Carbapenem mit einem Carbapenemase-Inhibitor (Vabomere, dieses enthält einmal Meropenem, ein als Einzelsubstanz seit 1997 zugelassenes Carbapenem, das mit Vaborbactam kombiniert ist, das zu den Beta-Laktamase-Inhibitoren gehört)
  • Therapie bei MRSA [1]:
    • Stamm haMRSA (für "healthcare associated"): Reserveantibiotika sind Linezolid und Quinupristin/ Dalfopristin. Kombination aus Cotrimoxazol und Rifampicin oder Clindamycin und Rifampicin
    • Stamm caMRSA ("Community-Acquired"; das sind MRSA, die außerhalb des Krankenhauses vorkommen): Reserveantibiotikum ist Linezolid. Auch kleinere Solitärfurunkel sollen bei caMRSA systemisch antibiotisch behandelt werden.
  • Sanierungsmaßnahmen [1, 2]: Zur Dekolonisierung von haMRSA und caMRSA; Dauer der Sanierungsmaßnahmen: 5 Tage
      • Nasenvorhöfe: 3 x tgl. Mupirocin-Nasensalbe
      • Rachenraum: 3 x tgl. Gurgeln mit 0,1%iger Chlorhexidinlösung oder Octenidinlösung
      • Haut und Haare: 1 x tgl.: Desinfektion, d.h. Duschen oder Ganzkörperpflege inkl. Haarwäsche mit geeigneter desinfizierenden Waschlotion (z. B Octenisan® Waschlotion)
    • Wunden: 3 x tgl. Octenidin, bei kleineren Läsionen (< 3 cm2) auch Mupirocinsalbe
    • Flächendesinfektion der Dusche/Wanne nach jeder Benutzung
    • Zur Verhinderung der Rekolonisierung während der Sanierung: 
      • täglicher Wechsel von Bettwäsche, Kleidung und Körperpflegeutensilien (Handtücher, Waschlappen)
      • Persönliche Gegenstände (z. B. Rasierer) sind nach Anwendung zu desinfizieren bzw. auszutauschen. Verzicht auf Deoroller.
    • Kontrolle des Sanierungserfolges bei MRSA [2]:
      • Erster Kontrollabstrich nach einer Behandlungspause von mind. 48 Std. (Vermeidung falsch-negativer Ergebnisse)
      • Bei MRSA-negativem Abstrich (vorläufiger Sanierungserfolg): Kontroll-Abstriche nach 3-6 und nach 12 Monaten.
  • Weitere "Medikamentöse Therapie": siehe unter der jeweiligen Krankheit

Weitere Hinweise

  • Ureidothiophen-Carbonsäuren, eine neuartige Substanzklasse, wirkt sowohl gegen HIV als auch gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Umfangreiche Studien und Entwicklungsarbeiten sind allerdings noch erforderlich, bis eine klinische Anwendung möglich wird [3].
  • Colistin (Reserveantibiotikum für die Behandlung von Infektionen durch extrem multiresistente gramnegative Bakterien): Resistenzentwicklung durch weltweite Ausbreitung des mobilen Colistin-Resistenzgens mcr-1 in vielen Bakterienarten und verschiedenen Umgebungen – u. a. in Lebensmitteln, Tieren und Menschen [4].
  • Cresomycin überwindet die Resistenz­me­chanismen vieler Bakterien, darunter auch der ESKAPE-Keime*, die für schwer behandelbare In­fektionen in Kliniken verantwortlich sind [5].
    *Die Abkürzung ESKAPE steht für die Krankenhauskeime Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacter-Spezies.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz: Multiresistente Erreger. Freistaat Sachsen, Oktober 2010
  2. S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie. (AWMF-Registernummer: 053-034b), November 2013 Springer Link
  3. Elgaher WAM et al.: Discovery and Structure-Based Optimization of 2-Ureidothiophene-3-carboxylic Acids as Dual Bacterial RNA Polymerase and Viral Reverse Transcriptase Inhibitors. J. Med. Chem., 2016, 59 (15), pp 7212–7222. doi: 10.1021/acs.jmedchem.6b00730
  4. Frantz R. et al.: A single residue within the MCR-1 protein confers anticipatory resilience, Microbiol Spectr (2023), doi: 10.1128/spectrum.03592-22
  5. Wu KJY et al.: An antibiotic preorganized for ribosomal binding overcomes antimicrobial resistance Scinece 2024;383(6684):721-726 doi: 10.1126/science.adk8013

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie. (AWMF-Registernummer: 053-034b), November 2013 Springer Link