Botulismus – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Toxinnachweis aus Erbrochenem oder Speiseresten, Blutserum (Blutflüssigkeit), Stuhl; außerdem in Nahrungsmittelproben
- Achtung: Bei Säuglingsbotulismus (Säuglingsvergiftung durch Bakteriengift) gelingt der Toxinnachweis selten!
- Bakteriologische Untersuchungen (Bakteriennachweis) (oft verspätet positiv) – nur beim Säuglingsbotulismus bzw. Wundbotulismus (Wundinfektion durch Bakteriengift) (bei Lebensmittelbotulismus nur Toxinwirkung relevant)
Beachte: Meldepflichtig im Sinne des Infektionsschutzgesetzes (IfSG): Der direkte oder indirekte Nachweis von Clostridium botulinum oder des Toxins ist namentlich meldepflichtig.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Kleines Blutbild – zum Ausschluss begleitender Infektionen oder hämatologischer Auffälligkeiten
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
- Elektrolyte – Calcium, Kalium, Magnesium
- Nüchternglucose – Ausschluss einer Hypo-/Hyperglykämie
- Blutgasanalyse (BGA) – Beurteilung der respiratorischen Funktion (Atmungsfunktion) und Azidose/Alkalose (Übersäuerung/Überalkalisierung)
- Schilddrüsenparameter – TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
- Blutkulturen (Bakterienanzucht), Abstriche aus Drainagen etc. – bei Verdacht auf Wundbotulismus zur Differenzierung gegen bakterielle Koinfektionen
Zusätzliche Parameter zur differentialdiagnostischen Abklärung neuromuskulärer Erkrankungen (Nerven- und Muskelerkrankungen)
- Acetylcholinrezeptor-Antikörper (AChR-AK) und Muskelspezifische Kinase-Antikörper (MuSK-AK) – zum Ausschluss einer Myasthenia gravis (Autoimmunerkrankung mit Muskelschwäche)
- Liquoruntersuchung (Untersuchung des Nervenwassers) – bei Verdacht auf Guillain-Barré-Syndrom (entzündliche Nervenerkrankung mit Lähmungen) (typisch: zytoalbuminäre Dissoziation – Eiweißvermehrung bei normaler Zellzahl)
- Creatinkinase (CK) – Ausschluss muskulärer Schädigungen bzw. Myopathien (Muskelerkrankungen)
- Vitamin-B12- und Folsäurespiegel – Abklärung nutritiver Neuropathien (durch Mangel bedingte Nervenstörungen)
- Autoantikörper-Diagnostik (Nachweis fehlgeleiteter Abwehrstoffe) – ANA (antinukleäre Antikörper), ENA (extrahierbare nukleäre Antigene), ggf. Gangliosid-Antikörper (z. B. GM1, GD1a) bei Verdacht auf autoimmune Neuropathien (autoimmun bedingte Nervenstörungen)