Herpes zoster-Impfung
Impfung

Die Herpes zoster-Impfung wurde bislang mit einem Lebendimpfstoff (attenuierter Varizella-zoster-Virus Stamm) durchgeführt.

Inzwischen ist ein adjuvanter rekombinanter Spaltimpfstoff in einer randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie erfolgreich auf Effektivität und Sicherheit getestet worden [2].

Seit März 2018 ist ein adjuvantierter Subunit-Totimpfstoff (enthält Glykoprotein E des Erregers) zur Verhinderung von Herpes zoster (HZ) und postherpetischer Neuralgie (PHN) für Personen ab dem Alter von 50 Jahren zugelassen.

Beim Herpes zoster (HZ) handelt es sich um die Reaktivierung einer latenten (verborgenen) Infektion mit dem Varizella zoster-Virus. Dieses Virus verursacht im Kindesalter Varizellen (Windpocken). Der Herpes zoster kann also nur bei Personen auftreten, die in ihrer Vergangenheit Windpocken durchgemacht haben.

Beim Herpes zoster kommt es zu einem Hautausschlag, der meist nur im Bereich eines Dermatoms (Hautareal, welches von einem Nerven innerviert wird) auftritt und starke Schmerzen verursacht.

Jeder vierte Mensch über 50 Jahre erkrankt im weiteren Verlauf seines Lebens an Herpes zoster.

Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Herpes-Zoster-Impfung:

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • S: Personen ≥ 60 Jahren
  • I: Erwachsenen im Alter von 18 Jahren und älter mit erhöhtem Risiko für HZ (Indikationserweiterung für Herpes zoster (Shingrix) wurde genehmigt durch die EU-Kommission)
    Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit, wie z. B.:
    • Angeborene oder erworbene Immundefizienz (Abwehrschwäche) oder Immunsuppression (Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems)
    • HIV-Infektion
    • Rheumatoide Arthritis
    • Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
    • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
    • Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) oder Asthma bronchiale
    • Chronische Niereninsuffizienz – Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt
    • Diabetes mellitus

Legende

  • S: Standardimpfungen mit allgemeiner Anwendung 
  • I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter

Hinweis: Die Herpes zoster-Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-zoster-Totimpfstoff können auch Personen bekommen, die bereits in der Vergangenheit an Herpes zoster erkrankt waren (STIKO).
Beachte: Während einer akuten Herpes zoster Episode sollte nicht geimpft werden; frühestens ein Jahr nach einer Erkrankung darf geimpft werden (NACI, Canada).

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute behandlungsbedürftige Erkrankungen
  • Immundefekte
  • Immunsuppression
  • Allergie gegen Impfstoffbestandteile (siehe Zusätze des Herstellers)
  • Schwangerschaft

Durchführung

  • Einmalige Impfung beim Lebendimpfstoff; ggf. Boosterung nach 20-30 Jahren [3] 
    Beachte: Die Impfung mit dem Herpes-zoster-Lebendimpfstoff wird nicht als Standardimpfung empfohlen.
  • Zweimalige Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten.
  • Subkutane Applikation

Wirksamkeit

  • Lebenimpfstoff
    • Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von Herpes zoster: -51 %
    • Inzidenz postherpetische Neuralgie (PHN): -67 %
    • Inzidenz Zoster mit schweren/langanhaltenden Schmerzen: -73 %
    • Dauer/Schwere der Erkrankung: -61 %
    • SPS-Studie (Shingles Prevention Study): Zeitraum von 4 Jahren
    • Die STPS-Studie (Short-Term Persistence Substudy): mind. 5 Jahre
    • LTPS-Studie (Long-Term Persistence Substudy): hinsichtlich der Inzidenz von Herpes zoster Wirksamkeit bis ins 8. Jahr [1]
    • Die Wirksamkeit der Impfung hingegen nimmt mit zunehmendem Alter ab und reicht von 70 % bei den 50- bis 59-Jährigen über 41 % bei den 70- bis 79-Jährigen bis zu weniger als 20 % bei den ≥ 80-Jährigen. Die Schutzdauer der Impfung ist nur für wenige Jahre belegt [5].
  • Totimpfstoff [6]
    • Schutzwirkung beträgt 94 % (79 bis 98 %) auf einen vom Arzt diagnostizierten Herpes zoster; im direkten Vergleich ist der neue Impfstoff zu 85 % (31 bis 98 %) effektiver,
    • Zoster ophthalmicus (Schutzwirkung um 88 %; 16 bis 100 %)
    • Postherpetische Neuralgie (PHN) (87 versus 66 %)
    Bei den > 50-Jährigen liegt die klinische Wirksamkeit bei 97,2% [9], bei den > 70-Jährigen immer noch bei 91,3% [10].
  • Rekombinanter Zoster-Impfstoff: Bei Erwachsenen ab 50 Jahren bleibt der klinische Nutzen des Impfstoffs für mindestens zehn Jahre nach der Impfung erhalten; Wirksamkeit von über 80 Prozent während der Nachbeobachtungszeit von sechs bis zehn Jahre [11].
  • In einer Beobachtungsstudie zeigte sich, dass Menschen, die gegen Herpes zoster geimpft waren, ein um 16 % geringeres Schlaganfallrisiko hatten als nichtgeimpfte Kontrollpersonen (Inzidenz: 7,18 vs. 8,45 Fälle pro 1.000 Personenjahre); bei Personen im Alter zwischen 66 und 79 war die Risikoreduktion stärker als bei älteren Personen (20 % vs. 10 %) [7].

Mögliche Nebenwirkungen/Impfreaktionen

  • Leichte lokale Reaktionen
    Beim Totimpfstoff sind Lokalreaktion am Injektionsort zu 79 % häufiger (Risk Ratio 1,79; 1,05-2,34) [6]
  • Leichte Allgemeinreaktionen; systemische Nebenwirkungen traten beim Totimpfstoff tendenziell mit 87 % häufiger auf (Risk Ratio von 1,87 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,88 bis 2,96 jedoch nicht signifikant) [6].
  • Kopfschmerzen – entwickeln sich tendenziell innerhalb von 24 Stunden und verschwinden auch innerhalb dieser Zeit wieder
  • Allergische/anaphylaktische Reaktionen

Impfstatus ‒ Kontrolle von Impftitern

  • Nicht erforderlich

Weitere Hinweise

  • Nicht zeitgleich mit Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff anwenden.
  • In England hat die Aufnahme von Herpes zoster in den Impfkalender mit dem Impfstoff Zostavax für über 70-Jährige innerhalb von drei Jahren zu einem Rückgang der Herpes zoster-Erkrankungen in der Zielgruppe um 35 % (relative Inzidenzrate IRR 0,65; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,60 bis 0,72) geführt; die postherpetische Neuralgie (PHN; langandauernde Nervenschmerzen nach einer Herpes zoster-Infektion) ging um 38 % (IRR 0,62; 0,50-0,79) zurück [4].
  • Die Schlaganfallinzidenz war bei Patienten ohne Impfung und ohne antivirale Behandlung in den ersten 14 Tagen der Erkrankung verdoppelt, mit alleiniger antiviraler Therapie gegen die Gürtelrose um 90 %, mit Impfung um 66 % und mit beidem um 39 % erhöht [8].

Literatur

  1. Morrison VA et al.: Long-term Persistence of Zoster Vaccine Efficacy. Clin Infect Dis. 2015 Mar 15;60(6):900-9. doi: 10.1093/cid/ciu918. Epub 2014 Nov 20.
  2. Lal H et al.: Efficacy of an adjuvant Herpes zoster subunit vaccine in older patients. N Engl J Med 2015; doi:10.1056/NEJMoa1501184
  3. Weaver BA, Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) of the Centers for Disease Control and Prevention: Update on the advisory committee on immunization practices’ recommendations for use of herpes zoster vaccine. J Am Osteopath Assoc 2011; 111(Suppl 6):S31-S33
  4. Amirthalingam G et al.: Evaluation of the effect of the herpes zoster vaccination programme 3 years after its introduction in England: a population-based study. Lancet Public Health 2017 Published Online December 21, 2017 http://dx.doi.org/10.1016/ S2468-2667(17)30234-7
  5. Robert Koch Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024
  6. Tricco AC et al.: Efficacy, effectiveness, and safety of herpes zoster vaccines in adults aged 50 and older: systematic review and network meta-analysis BMJ 2018; 363 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4029 (Published 25 October 2018)
  7. Yang Q et al.: Herpes Zoster Vaccine Live And Risk For Stroke Among Medicare Beneficiaries: Population Based Matched Cohort Study, International Stroke Conference, 20.02.2020 in Los Angeles; Abstract: TP493
  8. Yang Q et al.: Effect of Herpes Zoster Vaccine and Antiviral Treatment on Risk of Ischemic Stroke. Neurology July 7, 2020, doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000010028
  9. Lal H, Cunningham AL, Godeaux O et al.: Efficacy of an Adjuvanted Herpes Zoster Subunit Vaccine in Older Adults New Engl J Med. 2015;372:2087-96
  10. Cunningham AL, Lal H, Kovac M et al.: Efficacy of the Herpes Zoster Subunit Vaccine in Adults 70 Years of Age or Older New Engl J Med. 2016;375:1019-32
  11. Strezova A et al.: Long-term Protection Against Herpes Zoster (HZ) by the Adjuvanted Recombinant Zoster Vaccine (RZV): Interim Efficacy, Immunogenicity, and Safety Results up to 10 Years after Initial Vaccination. Open Forum Infect Dis. 2022, https://academic.oup.com/ofid; ofac485

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner DocMedicus Verlag