Die Respiratorische Synzytialvirus (RSV) Impfung (RSV-Impfung) ist erstmals 2023 von der Europäischen Kommission zugelassen worden.
Der Impfstoff, der Säuglinge vor der Infektion schützt, stellt eine maternale Impfung (mütterliche Impfung) dar, d. h. der Säugling erhält einen passiven Schutz vor RSV über die Mutter (= passive Immunisierung des Kindes/Nestschutz).
Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) führt vor allem zu Infektionen der Schleimhäute der oberen Atemwege und des Flimmerepithels der Luftröhre und der Bronchien. Es bedingt dort unter anderem eine Verschmelzung der betroffenen Zellen, d. h. zu Synzytien, was dem Virus seinen Namen gab.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Passiver Schutz vor durch RSV verursachte Erkrankungen der unteren Atemwege (engl. Lower respiratory tract disease, LRTD) bei Säuglingen von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten*
- Aktive Immunisierung von Personen ab 60 Jahren zur Vorbeugung von durch RSV verursachten LRTD; insbesondere, wenn sie unter Lungen-, Herzkrankheiten oder Diabetes mellitus leiden.
- Schwangere**, die sich in den Monaten September bis Januar in der 32.-36. SSW befinden, sollten diese Impfung erhalten, weil in dieser Zeit das Infektionsrisiko am höchsten ist.
*Seitens des Robert Koch-Instituts liegt bislang keine Empfehlung für diese Impfung vor!
**Sächsische Impfkommission (SIKO)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
- Allergie gegen Impfstoffbestandteile (siehe Zusätze des Herstellers)
Durchführung
- Wird als Einzeldosis-Injektion von 0,5 ml in einen Muskel verabreicht, üblicherweise in den Oberarm (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))
Wirksamkeit
- Der Impfstoff soll das Risiko für Säuglinge, schwer an RSV zu erkranken, in den ersten drei Lebensmonaten um 82 %, in den ersten sechs Monaten um 69 % senken.
- Die Impfstoffwirksamkeit betrug 82,6 % gegen eine bestätigte RSV-Erkrankung der unteren Atemwege bei Erwachsenen ab 60 Jahren. Die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen betrug 94,1 % [1]. (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))
Mögliche Nebenwirkungen/Impfreaktionen (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))
Sehr häufig (Nebenwirkungen, die bei mehr als 1 von 10 Impfstoffdosen auftreten können):
- Ermüdung
- Gelenkschmerzen (Arthralgie)
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen (Myalgie)
- Schmerzen an der Injektionsstelle
Häufig (Nebenwirkungen, die bei bis zu 1 von 10 Impfstoffdosen auftreten können):
- Fieber
- Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle
- Schüttelfrost
Gelegentlich (Nebenwirkungen, die bei bis zu 1 von 100 Impfstoffdosen auftreten können):
- Allergische Reaktionen wie Hautausschlag
- Bauchschmerzen
- Erbrechen
- Jucken an der Injektionsstelle
- Schmerzen
- Übelkeit
- Unwohlsein
- Vergrößerte Lymphknoten oder Lymphknotenschwellung an Hals, Achsel oder Leiste (Lymphadenopathie)
Weitere Hinweise
- Zur passiven Immunisierung steht für pädiatrische Risikopatienten ein gegen das F-Protein des RSV-Virus gerichteter monoklonaler Antikörper (Palivizumab) zur Verfügung. Das Präparat ist während der RSV-Saison monatlich i.m. zu applizieren [Robert Koch-Institut].
Beachte: die pädiatrischen Fachgesellschaften empfehlen das Präparat nur für ausgebildete Risikogruppen [S2k-Leitlinie].
Literatur
- Papi A et al.: Respiratory Syncytial Virus Prefusion F Protein Vaccine in Older Adults. N Engl J Med 2023; 388: 595-608 doi: 10.1056/NEJMoa2209604
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) (AWMF-Registernummer: 048-012) August 2018 Langfassung