Nesselsucht (Urtikaria) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Urtikaria (Nesselsucht) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie allergische Erkrankungen, wie z. B. allergische Rhinitis (Heuschnupfen), Asthma bronchiale, Nahrungsmittelallergien oder Kontaktallergien?
  • Bestehen bei Ihren Angehörigen chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes oder Multiple Sklerose?
  • Kommen in Ihrer Familie chronische Hauterkrankungen vor, z. B. atopische Dermatitis (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte) oder Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)?
  • Sind rezidivierende (wiederkehrende) Hautausschläge oder Urtikaria-ähnliche Beschwerden bei Verwandten bekannt?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Sind Sie in Ihrem Beruf reizenden, allergieauslösenden oder hautbelastenden Substanzen ausgesetzt, z. B. Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln, Farben, Lösemitteln, Latex, Metallen oder Pflanzenstoffen?
    • Arbeiten Sie in Umgebungen mit starker Lufttrockenheit, Kälte, Wärmequellen oder Temperaturschwankungen (z. B. Lagerhallen, Großküchen, Laboratorien, Kühlräume)?
  • Umgebungsbezogene Faktoren und psychosoziale Situation:
    • Bestehen in Ihrem Alltag oder Beruf häufige mechanische Reize auf die Haut, z. B. durch enger Kleidung, Druck, Reibung oder Schutzausrüstung?
    • Haben Sie in Ihrem Umfeld erhöhten psychischen Stress, Drucksituationen oder familiäre Belastungen bemerkt, die mit dem Auftreten oder der Verschlechterung der Hautsymptome zusammenhängen könnten?
    • Hat sich Ihre Wohn-, Arbeits- oder Lebenssituation in letzter Zeit verändert (z. B. Umzug, Arbeitsplatzwechsel, Veränderung der Lebensgewohnheiten)?

Reiseanamnese

  • Haben Sie sich in den letzten Wochen in einer Polarregion oder im Hochgebirge aufgehalten (> 1.500 m Höhe)?
  • Wenn ja, wie lange dauerte Ihr Aufenthalt und in welcher Region befanden Sie sich?
  • Gab es während oder nach dem Aufenthalt eine plötzliche Verschlechterung der Hautsymptome (z. B. Auftreten oder Zunahme von Quaddeln/Nesseln)?
  • Haben Sie während der Reise tiefe Temperaturen oder starke Temperaturschwankungen erlebt?
  • Kam es zu Kälteexposition, etwa durch Wind, Schnee oder kalte Oberflächen (z. B. Skifahren, Eisbaden, Aufenthalt im Freien bei Minusgraden)?
  • Haben Sie Symptome bemerkt, die unmittelbar nach Kontakt mit kaltem Wasser, kalter Luft oder kalten Gegenständen aufgetreten sind?
  • Haben Sie sich in großer Höhe aufgehalten, wo es möglicherweise zu Sauerstoffmangel oder vermindertem Luftdruck gekommen ist?
  • Haben Sie während der Reise neue Kleidung, Pflegeprodukte oder Ausrüstungsgegenstände verwendet (z. B. Funktionskleidung, Cremes, Waschmittel)?
  • Gab es eine ungewohnte körperliche Belastung (z. B. Bergsteigen, Skitouren, Schneeschuhwandern) vor Auftreten der Symptome?
  • Haben Sie in der Reisezeit neue oder ungewohnte Nahrungsmittel, Getränke oder Medikamente zu sich genommen?
  • Wurde Ihre Unterkunft (z. B. Berghütte, Lodge) durch Heizungen oder Klimageräte reguliert, die trockene oder kalte Luft erzeugt haben?
  • Haben Sie während der Reise Alkohol konsumiert oder Medikamente eingenommen, die Sie zuvor nicht verwendet hatten?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • An welcher Stelle treten die Quaddeln/Nesseln auf?
    • Nur in einem Bereich?
    • Über den gesamten Körper verteilt?
  • Seit wann haben Sie die Quaddeln/Nesseln?
  • Haben Sie plötzlich auftretende Schwellungen der Haut oder Schleimhäute festgestellt?
  • Sind die Hautveränderungen schmerzhaft oder jucken sie stark?
  • Gab es Ihnen bekannte Auslöser für die Bildung der Quaddeln/Nesseln?
    • Mechanische Reizung (z. B. durch Kleidung, Druck)?
    • Kälte- oder Wärmereize?
    • Kontakt mit bestimmten Substanzen?
    • Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme? (Wenn ja, welche Lebensmittel?)
  • Haben Sie sich vor Auftreten der Quaddeln körperlich angestrengt, Alkohol konsumiert oder bestimmte Medikamente eingenommen?
  • Bestehen weitere Symptome wie Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit?
  • Haben Sie Atembeschwerden oder Engegefühl im Hals bemerkt?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Haben Sie bestimmte Lebensmittel bewusst gemieden oder neu eingeführt?
  • Haben Sie Ihre Essgewohnheiten kürzlich geändert?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:

    • Bestehen Hauterkrankungen, Nahrungsmittelallergien oder bekannte Allergien gegen Medikamente?
    • Haben Sie Infektionen in der jüngeren Vergangenheit durchgemacht?
  • Wurden Sie kürzlich operiert?
  • Haben Sie eine Radiatio (Strahlentherapie) erhalten?

Medikamentenanamnese

  • ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Peridopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril)
  • Anästhetika
  • Anthelminthika (Praziquantel)
  • Antibiotika wie Penicillin
  • Antivertiginosa (Betahistin)
  • AT1-Antagonisten (Sartane) – gehören zu den Anithypertensiva
  • Chelatbildner (Deferoxamin, Deferasirox)
  • Histaminliberatoren (z. B. Röntgenkontrastmittel, Muskelrelaxantien)
  • Mukolytika (Acetylcystein (ACC); N-Acetylcystein (NAC); N-Acetyl-L-Cystein)
  • Monoklonale Antikörper (Nataliztumab)
  • Muskelrelaxantien, nicht näher bezeichnet
  • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Opiate bzw. Opioide (Alfentanil, Apomorphin, Buprenorphin, Codein, Dihydrocodein, Fentanyl, Hydromorphon, Loperamid, Morphin, Methadon, Nalbuphin, Naloxon, Naltrexon, Oxycodon, Pentazocin, Pethidin, Piritramid, Remifentanil, Sufentanil, Tapentadol, Tilidin, Tramadol)
  • Röntgenkontrastmittel (als Sofortreaktion)
  • Sterine (Sterole) – Ursodeoxycholsäure

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.