Eiterbläschen (Pustel) – Medizingerätediagnostik
Eine Pustel (Eiterbläschen) ist eine mit Eiter (leukozytäre Infiltrate) gefüllte, erhabene Effloreszenz (Hautveränderung) der Haut. Die Diagnostik der Pustel erfolgt primär klinisch (Inspektion der Haut). Die Medizingerätediagnostik dient der weiteren morphologischen Beurteilung, der Abgrenzung gegenüber anderen Effloreszenzen (Papeln (Knötchen), Vesikeln (Bläschen), Blasen) sowie der differentialdiagnostischen Einordnung (z. B. infektiös (durch Erreger verursacht) vs. sterile pustulöse Dermatosen (nicht durch Erreger bedingte Hauterkrankungen)).
Obligate Medizingerätediagnostik
- Klinische Fotodokumentation (medizinische Fotoaufnahme)
- Standardisierte Makrofotografie (Nahaufnahme) der betroffenen Hautareale (hochauflösend, neutraler Hintergrund, definierte Lichtquelle)
- Verlaufskontrolle bei progredienten (fortschreitenden) oder disseminierten (ausgedehnten) Prozessen
- Dokumentation vor Beginn einer lokalen/systemischen Therapie (z. B. Antibiotika, Glucocorticoide (Kortisonpräparate))
- Dermatoskopie/Auflichtmikroskopie der Hautläsionen (lichtmikroskopische Untersuchung der Hautveränderungen)
- Beurteilung der Oberflächenstruktur, Begrenzung, Farbe, Gefäßmorphologie (Gefäßstruktur)
- Abgrenzung: follikulär gebundene Pustel (z. B. bakterielle Follikulitis (Haarbalgentzündung), Acne vulgaris (gewöhnliche Akne), Rosacea (Rosazea)) vs. intraepidermale sterile Pustel (z. B. pustulöse Psoriasis (Schuppenflechte), subkorneale pustulöse Dermatosen (oberflächliche eitergefüllte Hauterkrankungen))
- Identifikation von Krusten, Hämorrhagien (Einblutungen), Teleangiektasien (erweiterte Gefäße), follikulären Pfropfen (Talgpfropfen)
- Erfassung multipler Pusteln in Arealen mit Erythem (Rötung), Schuppung oder Infiltration (Verdickung) der Umgebung (Hinweis auf systemische oder autoentzündliche Genese (Ursache))
- Digitale Dermatoskopie mit Bildspeicherung (digitale Auflichtmikroskopie)
- Serielle Verlaufskontrolle bei unklaren Pusteleruptionen (Eiterausbrüchen)
- Beurteilung der Dynamik (Ausbreitung, Konfluenz (Zusammenfluss), Nekrosenbildung (Gewebeuntergang), Ulzeration (Geschwürbildung))
- Früherkennung drohender Komplikationen wie ausgedehnter Zellulitis (Hautentzündung), Abszessbildung (Eiteransammlung)
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik (Laboruntersuchung) und der obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Hochauflösende Fotodokumentation unter UV-/Holz-Licht (Wood-Lampe (UV-Licht))
- Einsatz der Wood-Lampe (langwelliges UV-Licht) zur Detektion typischer Fluoreszenzmuster (Leuchtmuster) der Hautoberfläche
- Differenzierung bestimmter oberflächlicher bakterieller Infektionen (z. B. Corynebacterium-assoziierte Erythrasma (bakterielle Hautinfektion) mit korallroter Fluoreszenz) gegenüber nicht fluoreszierenden sterilen pustulösen Dermatosen
- Beurteilung von Pigmentverschiebungen oder Nekrosen (Gewebeuntergang) in Arealen mit multiplen Pusteln (z. B. Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) mit sekundärer Pustelbildung)
- Hochfrequenz-Ultraschall der Haut (Hochfrequenz-Ultraschalluntersuchung) (z. B. 15–20 MHz)
- Beurteilung der Tiefe der Läsion (epidermal (Oberhaut), subkorneal (unter der Hornschicht), intraepidermal (innerhalb der Oberhaut), dermal (Lederhaut))
- Abgrenzung oberflächlicher Pusteln gegenüber frühem Abszess (Eiterhöhle) bzw. phlegmonöser Weichteilinfektion (tiefe Hautentzündung)
- Nachweis subkutaner (unter der Haut liegender) Einschmelzungen, Flüssigkeitsansammlungen, Septenbildung (Bindegewebsstrukturen)
- Relevanz insbesondere bei schmerzhaften, druckdolenten (druckempfindlichen) Pusteln oder konfluierenden (zusammenfließenden) Pustelaggregaten in intertriginösen Arealen (Hautfalten) (z. B. Verdacht auf frühe Hidradenitis suppurativa (Schweißdrüsenentzündung))
- Sonographische Weichteildiagnostik der betroffenen Region mit Farbdoppler (Ultraschalluntersuchung mit Durchblutungsmessung)
- Darstellung hypervaskularisierter (stark durchbluteter) Areale bei florider (akuter) bakterieller Entzündung
- Abgrenzung gegenüber ischämisch-nekrotischen (mangelhaft durchbluteten) oder vaskulitischen (entzündeten Gefäßen) Läsionen
- Indiziert bei klinischem Verdacht auf komplizierten Verlauf, z. B. rasch zunehmende Schwellung, Rötung, Überwärmung, Fieber
- Weitwinkel-Ganzkörperfotodokumentation (Übersichtsfotografie des gesamten Körpers)
- Indiziert bei generalisierten pustulösen Exanthemen (Hautausschlägen) oder pustulösen Schüben vor systemischer Therapie (z. B. pustulöse Psoriasis (Schuppenflechte), akute generalisierte exanthematische Pustulose (großflächiger pustulöser Hautausschlag))
- Dient der quantitativen Erfassung der Ausdehnung, der Segmentverteilung und der Schleimhautbeteiligung
- Verlaufsabbildung bei stationären Verläufen oder unter systemischer Therapieeskalation (z. B. Beginn von Immunsuppression (Abschwächung der Immunabwehr) oder Biologika (zielgerichtete Medikamente))
- Videokapillaroskopie/Nagelfalzkapillarmikroskopie (Mikroskopie kleinster Gefäße im Nagelfalzbereich)
- Indiziert bei Pusteln in Kombination mit akralen (an Händen oder Füßen) trophischen Läsionen (Ernährungsstörungen der Haut), Ulzerationen (Geschwüren) oder Raynaud-Phänomen (Gefäßkrämpfen)
- Beurteilung von Mikroangiopathien (Kleingefäßerkrankungen) oder Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) als mögliche Ursache einer sekundären pustulösen Komponente
- Konfokale Laserscan-Mikroskopie (in vivo) (Laser-Mikroskopie der Haut in Echtzeit)
- Nichtinvasive hochauflösende Schichtanalyse der Epidermis (Oberhaut) und oberen Dermis (Lederhaut)
- Erlaubt die Identifikation neutrophiler (weißer Blutkörperchen) Ansammlungen in/unter der Hornschicht (subkorneale Mikroabszesse (kleine Eiteransammlungen)), was z. B. bei pustulöser Psoriasis (Schuppenflechte) typisch ist
- Kann einen direkten histologischen Biopsienachweis (Gewebeprobe) ergänzen oder in Einzelfällen ersetzen, wenn Biopsien z. B. bei Kindern oder im Gesicht vermieden werden sollen
- Hautbiopsie (Gewebeprobe) unter lokaler Anästhesie (örtlicher Betäubung) mit anschließender histopathologischer Aufarbeitung (mikroskopische Gewebeuntersuchung) gilt formal nicht als bildgebendes Verfahren, kann aber mittels digitaler Mikroskopie (digitale Mikroskopaufnahmen) dokumentiert und teledermatologisch (fernbeurteilend durch Hautspezialisten) konsiliarisch beurteilt werden
- Indiziert bei therapierefraktären (behandlungsresistenten), atypischen, nekrotisierenden (absterbenden) oder bullös-pustulösen (blasen- und eiterbildenden) Läsionen
- Dient der Abgrenzung zwischen infektiöser Genese (durch Erreger), autoimmunen/autoentzündlichen Dermatosen (Hautkrankheiten) und neutrophilen Dermatosen (entzündlichen Hautkrankheiten durch Immunzellen)
Hinweis zur Priorisierung innerhalb der fakultativen Medizingerätediagnostik:
- Ultraschall und Dopplersonographie (Ultraschall mit Blutflussdarstellung) der Weichteile werden in der akuten Praxisroutine vor allem dann eingesetzt, wenn der Verdacht auf tiefer reichende entzündliche Prozesse oder Abszessbildung besteht.
- Konfokale Laserscan-Mikroskopie (Laser-Mikroskopie) und Nagelfalzkapillarmikroskopie (Mikroskopie kleinster Gefäße am Nagelrand) werden typischerweise in spezialisierten dermatologischen Zentren (Hautkliniken) verwendet, nicht in der Primärversorgung.
Damit ist die Medizingerätediagnostik bei Pusteln (Eiterbläschen) vollständig abgebildet: von der Basistechnik (Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie), Fotodokumentation) bis zu spezialisierten bildgebenden bzw. optischen Hochauflösungsverfahren (z. B. konfokale Laserscan-Mikroskopie (Laser-Hautmikroskopie), hochfrequenter Weichteilultraschall (Ultraschalluntersuchung des Unterhautgewebes)) für die differenzialdiagnostische Abklärung komplexer oder systemischer pustulöser Erkrankungsbilder (Eiterbildungen).