Eiterbläschen (Pustel) – Differentialdiagnosen

Arzneimittelbedingte Hautreaktionen (L27-L27.9)

  • Akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) (medikamentenbedingter Hautausschlag mit Eiterbläschen) – akute, großflächige, sterile Pusteln (Eiterbläschen ohne Keime) nach Arzneimittelexposition (z. B. β-Laktam-Antibiotika, Hydroxychloroquin, Diltiazem)

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Acne vulgaris (gewöhnliche Akne) – häufigste Ursache von Pusteln (Eiterbläschen), Komedonen (Mitesser), Papeln (Knötchen) und entzündlichen Knoten durch gesteigerte Talgproduktion und bakterielle Besiedlung mit Cutibacterium acnes
  • Acne inversa (Synonyme: Aknetetrade; Hidradenitis suppurativa; Pyodermia fistulans sinifica; Schweißdrüsenabszess) – chronisch-entzündliche, rezidivierende Erkrankung der Talgdrüsen (Drüsen zur Fettproduktion) und Haarfollikel (Haarwurzeln), v. a. axillär (in den Achseln), inguinal (in der Leiste), submammär (unter der Brust) und perianal (um den After); führt zu Abszessen (Eiteransammlungen) und Narbenbildung
  • Dermatitis herpetiformis Duhring (bläschenförmige Hautentzündung bei Zöliakie) – chronisch-rezidivierende, juckende Bläschen- und Pustelerkrankung der Haut, assoziiert mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
  • Follikulitis (Haarbalgentzündung) – oberflächliche bakterielle Entzündung des Haarfollikels (Haarbalgs), meist durch Staphylococcus aureus
  • Impetigo contagiosa (Eiterflechte) – hochkontagiöse bakterielle Hautinfektion (Staphylokokken/Streptokokken) mit eitrigen Blasen oder Pusteln, typischerweise perioral (um den Mund) oder nasolabial (an der Nasenlippenfalte)
  • Periorale Dermatitis (Synonyme: Mundrose; Rosacea-artige Dermatitis) – entzündliche Hauterkrankung mit follikulären Papeln (Knötchen), Pusteln (Eiterbläschen) und Erythemen (Rötungen), typischerweise perioral (um den Mund), perinasal (um die Nase) oder periokulär (um die Augen); Lippenrand ausgespart
  • Pyoderma gangraenosum (paraneoplastisch, Geschwürbildung mit Eiterbläschen) – neutrophile Dermatose (entzündliche Hauterkrankung mit bestimmten weißen Blutkörperchen), häufig im Rahmen hämatologischer Neoplasien (bösartiger Bluterkrankungen wie Leukämien oder Myelome); beginnt mit pustulösen (eitergefüllten) Läsionen, die rasch ulzerieren (aufbrechen)
  • Psoriasis pustulosa (pustulöse Schuppenflechte) – seltene Form der Schuppenflechte mit sterilen Pusteln (Eiterbläschen ohne Keime), v. a. palmoplantar (an Handflächen und Fußsohlen) oder generalisiert (am ganzen Körper)
  • Rosacea (Gesichtsrose) – chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit Erythemen (Rötungen), Papeln (Knötchen) und Pusteln (Eiterbläschen) im Gesicht
  • Windeldermatitis (Hautausschlag im Windelbereich) – irritativ-entzündliche Dermatitis im Windelbereich mit möglichen Satellitenpusteln (umgebenden Eiterbläschen), häufig sekundär durch Candida albicans (Hefepilz) superinfiziert
  • Kontaktdermatitis (Kontaktallergie oder Kontaktentzündung) – allergische oder irritative Hautreaktion, kann sekundär pustulieren (Eiterbläschen bilden), v. a. bei bakterieller Superinfektion

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Candidose (Pilzinfektion mit Candida albicans) – Infektion mit Hefepilzen, z. B. intertriginös (in Hautfalten), genital (im Genitalbereich) oder oral (im Mund); kann pustulöse Läsionen (Eiterbläschen) verursachen
  • Ekthyma contagiosum (Schafpocken) – durch Parapoxvirus verursachte, pustulöse Hautläsionen (Eiterbläschen); Zoonose (vom Tier auf den Menschen übertragene Krankheit)
  • Herpes simplex (Lippen- oder Genitalherpes) – durch Herpes-simplex-Virus (HSV-1/2) verursachte, gruppierte Bläschen, die sekundär pustulieren (eitrig werden) können
  • Herpes zoster (Gürtelrose) – Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus mit typischer gruppierter Bläschenbildung entlang eines Dermatoms (Hautnervenbereichs), teils pustulierend (eitrig werdend)
  • Kuhpocken (Rinderpocken) – durch Orthopoxvirus verursachte, pustulöse Läsionen (Eiterbläschen) an Kontaktstellen (Zoonose, v. a. durch Melken)
  • Staphylokokkeninfektionen (Infektionen mit Eitererregern) – von oberflächlicher Impetigo contagiosa (Eiterflechte) über Follikulitis (Haarbalgentzündung) und Furunkel (tiefe Haarwurzelentzündung) bis zu tiefen Phlegmonen (Weichteilinfektionen)
  • Ulcus molle (weicher Schanker) – sexuell übertragbare, ulzerierende Erkrankung mit schmerzhaften Pusteln (Eiterbläschen) und Ulzera (Geschwüren) im Genitalbereich, verursacht durch Haemophilus ducreyi
  • Tinea pedis (Fußpilz) – dermatophytische Infektion (Pilzinfektion der Haut) mit möglichen sekundären pustulösen Läsionen (Eiterbläschen), v. a. interdigital (zwischen den Zehen) oder plantar (an der Fußsohle)
  • Varizellen (Windpocken) – durch Varizella-Zoster-Virus verursachte polymorphe Läsionen (Flecken, Knötchen, Bläschen, Pusteln)
  • Whirlpool-Follikulitis (Badefollikulitis) – durch Pseudomonas aeruginosa verursachte, oberflächliche pustulöse Follikulitis (Haarbalgentzündung) nach Kontakt mit kontaminiertem Wasser

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Morbus Behçet (Behçet-Krankheit) – systemische Vaskulitis (Gefäßentzündung) mit rezidivierenden oralen (im Mund) und genitalen (im Genitalbereich) Aphthen (kleinen Geschwüren), pustulösen Hautläsionen (Eiterbläschen) und Augenbeteiligung (Uveitis – Entzündung der mittleren Augenhaut)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00–D48)

  • Basalzellkarzinom (Basaliom, heller Hautkrebs) – semimaligner (halb-bösartiger) epithelialer Hauttumor; kann in seiner ulzerierten (geschwürigen) oder exulzerierten (aufgebrochenen) Form oberflächlich pustulös (mit Eiterbläschen) imponieren
  • Plattenepithelkarzinom (Spinaliom, Plattenkrebs der Haut) – maligner (bösartiger) Hauttumor mit ulzerierenden (geschwürigen) oder pustelähnlichen Krustenläsionen (verkrusteten Hautstellen), v. a. im Bereich chronisch geschädigter Haut (z. B. Narben, aktinische Keratose (Sonnenlichtschädigung der Haut))
  • Kutanes T-Zell-Lymphom (Mycosis fungoides, Hautlymphom) – seltene maligne (bösartige) lymphatische Neoplasie (Tumorerkrankung des lymphatischen Systems) der Haut, initial mit ekzematösen (ekzemähnlichen), später mit tumorösen (geschwulstartigen) und teils pustelartigen (eiterbläschenähnlichen) Hautveränderungen
  • Leukämide Infiltrate bei akuter oder chronischer Leukämie (weißer Blutkrebs) – können als erythematöse (gerötete) oder pustulöse (eitergefüllte) Papeln (Knötchen) auftreten („leukämide Hautinfiltrate“)
  • Hautmetastasen solider Tumoren (z. B. Mamma-, Bronchial-, Kolon- oder Nierenkarzinom – Brustkrebs, Lungenkrebs, Dickdarmkrebs, Nierenkrebs) – können als noduläre (knotige) oder pustelähnliche (eiterbläschenähnliche) Läsionen (Hautveränderungen) imponieren