Nasenlaufen (Rhinorrhoe) – Differentialdiagnosen
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)
- Primäre ziliäre Dyskinesie (PCD) (Synonym: Syndrom der immotilen Zilien) – seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung; heterogene, primär respiratorische Erkrankung, die durch eine chronische Erkrankung der oberen und unteren Atemwege gekennzeichnet ist; diese Patienten weisen in der Regel bereits nach der Geburt eine ausgeprägte Atemanpassungsstörung auf; jeder zweite Patient hat einen Situs inversus; charakteristisch ist ein feuchter Husten; einige Patienten entwickeln einen Dauerschnupfen
Atmungssystem (J00-J99)
- Allergische Rhinitis (Heuschnupfen)
- Chronisch hypertrophe Rhinitis – Obstruktion (Verengung), v. a. bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Infekten, Sekret ist zäher
- Chronische Rhinusinositis – Entzündung der Nasen (Rhinits) und der Nebenhöhlen (Sinusitis)
- Common cold (Erkältung)
- Endokrine Rhinitis – beispielsweise bei der Hormonumstellung in einer Schwangerschaft oder bei Einnahme von Hormonpräparaten in den Wechseljahren
- Hyperreflektorische Rhinitis – ausgelöst durch gestörte Funktion des autonomen Nervensystems
- Idiopathische Rhinitis – Rhinitis mit unbekannter Ursache
- Oberer Atemwegsinfekt
- Polypen ‒ Schleimhautwucherungen des Nasen-Rachen-Raums
- Postinfektiöse Rhinitis – nach viralen oder bakteriellen Infekten
- Rhinitis atrophicans – Entzündung durch den Untergang der Schleimhaut nach Operationen oder Verletzungen
- Rhinitis bei Rhinolithen – Rhinitis bei Nasensteinen
- Rhinitis medicamentosa ‒ siehe unter Medikamente
- Rhinitis sicca anterior – Entzündung im vorderen Anteil der Nase
- Seröse Rhinorrhoe älterer Menschen – Die altersassoziierte Rhinorrhoe („Alterstropfnase“, „Alterstriefnase“, senile Rhinitis) ist ein häufiges, ab dem 65. Lebensjahr auftretendes Beschwerdebild, das durch ein persistierendes, klares Nasensekret ohne entzündliche Ursache gekennzeichnet ist. Es beruht auf altersbedingten morphologischen und funktionellen Veränderungen der Nasenschleimhaut und kann durch Temperaturwechsel oder Nahrungsaufnahme verstärkt werden. Trotz einer Prävalenz von bis zu 30 % wird die Störung in der klinischen Praxis oft unterschätzt, obwohl sie die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.
- Toxisch-irritative Rhinitis – durch Chemikalien wie Chlor oder Zigarettenrauch ausgelöst
- Unspezifische granulomatöse Rhinitis – Rhinitis mit entzündungsbedingter Knötchenbildung
- Vasomotorische Rhinitis – durch die langfristige Anwendung abschwellender Nasensprays mit α-Sympathomimetika
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung (Haut, Lunge und Lymphknoten)
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Impetigo (Pustelflechte, feuchter Grind)
- Syphilis (Lues) ‒ sexuell übertragbare Infektionserkrankung
- Tropenkrankheiten – wie beispielsweise Lepra oder Leishmaniose
- Tuberkulose (Schwindsucht)
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Herpes simplex (→ infizierte Nasenschleimhautläsionen)
- Infektion mit dem Bakterium Corynebacterium diphtheriae
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Bösartige Neubildungen im Bereich der Nase, nicht näher bezeichnet (z. B. Rhinitis bei Tumoren des Nasenraumes)
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Clusterkopfschmerzen ‒ trigeminoautonome Kopfschmerzen; der Schmerz tritt in Attacken auf und ist einseitig und schwer; meist hinter dem Auge lokalisiert
- Kokainabusus (Kokainsucht)
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Barotrauma ‒ vor allem bei Tauchern auftretenden Erkrankung, die durch schnelle Luftdruckänderungen bedingt ist
- Chemische Irritationen durch Rauch oder Abgase
- Kopfverletzungen mit Rhinoliquorroe (zerebrospinale Rhinorrhoe) ‒ Liquor- (Nervenwasser-) Ausfluss aus der Nase (z. B. Liquorfistel) – einseitig, klar wässrig laufende Nase nach Trauma; des Weiteren nach OP oder spontan
Weitere Ursachen
- Fremdkörper (bei Kleinkindern/Kindern)
- Gustatorische Rhinorrhoe – Auftreten einer wässrig laufenden Nase nach dem Essen
Medikamente
- Rhinitis medicamentosa – ausgelöst durch Medikamente bzw. Wirkstoffe wie beispielsweise:
- Antihypertensiva (z. B. Captopril, Enalapril)
- Antihistaminika (z. B. Cetirizin)
- Alphablocker (Stimulation von α-Rezeptoren, die zu einer Vasokonstriktion (Gefässverengung) führen)
- Abschwellende Nasensprays oder -tropfen (α-Sympathomimetika z. B. Xylometazolin, Oxymetazolin, Naphazolin oder Phenylephrin)
- Calciumantagonisten (Calciumkanalblocker)
- Psychopharmaka (z. B. Amitryptilin)
- Sympathomimetika (es existieren Wirkstoffe, die bevorzugt an α-Rezeptoren, an β-Rezeptoren oder an beiden Rezeptortypen wirken; die, die auch β-Rezeptoren stimulieren, lösen eine Vasodilatation (Gefässerweiterung) aus)
Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Chemische Irritationen durch Rauch oder Abgase