Einleitung
Soziale Phobie

Bei der sozialen Phobie – umgangssprachlich soziale Ängste genannt – (Synonyme: soziale Angststörungen; Sozialphobie, Phobie; Soziale Neurose; ICD-10-GM F40.1: Soziale Phobien), auch krankhafte Schüchternheit genannt, handelt es sich gewissermaßen um eine Angst vor anderen Menschen und vor ihnen auszuführende Handlungen. Meist sind die Betroffenen sehr schüchtern.

Im ICD-10-GM F40.1 wird die soziale Phobie wie folgt beschrieben: "Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt. Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Sie können sich in Beschwerden wie Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen äußern. Dabei meint die betreffende Person manchmal, dass eine dieser sekundären Manifestationen der Angst das primäre Problem darstellt. Die Symptome können sich bis zu Panikattacken steigern".

Die soziale Phobie zählt zu den primären Angststörungen und somit zu den häufigen Erkrankungen im Bereich der Psychiatrie. Sie ist die häufigste Angststörung in Deutschland.

Geschlechterverhältnis: Frauen sind annähernd doppelt so häufig betroffen wie Männer. In Therapie befinden sich hingegen mehr Männer als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Die soziale Phobie beginnt meist im Jugendalter (um das 15. Lebensjahr herum). Selten sind Personen > 30 Jahre betroffen. Die genauen Daten sind schwer zu ermitteln, da die Betroffenen häufig erst zu spät einen Arzt aufsuchen.

Die Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit während des gesamten Lebens) liegt für Männer bei ca. 11 % und für Frauen bei ca. 15 %. Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei ca. 2 %  (in Deutschland).

Die folgende Tabelle zeigt die 12-Monats-Prävalenz einer sozialen Phobie [in %] Erwachsener (in Deutschland) [1]

  Gesamt Männer Frauen Altersgruppe
        18-34 35-49 50-64 65-79
Soziale Phobie 2,7 1,9 3,6 4,6 3,1 2,1 0,7

Verlauf und Prognose: Die Betroffenen vermeiden es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Daraus resultieren nicht selten Probleme im privaten und beruflichen Umfeld.
Die Erkrankung kann in einer sozialen Isolation enden.
Eine wirksame Therapie sozialer Angststörungen im Erwachsenenalter stellt die systemische Therapie dar. Diese ist ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Schwerpunkt auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt. Dabei werden insbesondere Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie und deren sozialer Umwelt berücksichtigt.
Unbehandelt nimmt die soziale Phobie in der Regel einen chronischen Verlauf. Die Prognose ist umso günstiger, je früher eine soziale Phobie behandelt wird.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Ca. 80 % der Betroffenen haben eine psychische Komorbidität (insb. Depressionen, Angststörungen).

Die folgende Tabelle zeigt die psychische Komorbidität einer sozialen Phobie [in %] (in Deutschland) [2]

  Irgendeine psychische
Störung
Depressive Störungen
(ICD-10-GM F32-34)
Somatoforme Störungen
(ICD-10-GM F42)
Zwangsstörungen
(ICD-10-GM F42)
Alkoholabhängigkeit
(ICD-10-GM F10.2)
Essstörungen
(ICD-10-GM F50)
Soziale Phobie  87,8  65,3  31,3  11,5  10,3  0,0

Literatur

  1. Jacobi F, Hofler M, Strehle J et al.: Mental disorders in the general population: Study on the health of adults in Germany and the additional module mental health (DEGS1-MH). Nervenarzt 2014; 85 (1): 77-87
  2. Jacobi F, Wittchen HU, Holting C et al.: Prevalence, comorbidit y and correlates of mental disorders in the general population: results from the german Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychol Med 2004; 34 (4): 597-611

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen, Behandlung. (AWMF-Registernummer: 028-022), Oktober 2019 Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Behandlung von Angststörungen. (AWMF-Registernummer: 051-028), April 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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