Ursachen
Posttraumatische Belastungsstörung

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Grundvoraussetzung für die Diagnose der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist das Vorliegen eines Traumas/Belastung, das objektiv als lebensgefährlich betrachtet wird und subjektiv Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen auslöst.

Studien zeigen, dass ein geringeres Volumen des Hippocampus und Polymorphismen von Rezeptoren oder Neurotransmittertransportern, die Reaktionen beeinflussen, von Bedeutung sind. Zudem liegt eine Störung der Emotionsregulation vor, die sich in einer Hypoaktivität im präfrontalen Kortex (Teil des Frontallappens der Großhirnrinde) und in einer korrespondierenden Hyperaktivität in der Amygdala ("Mandelkernkomplex"; Hirnkomplex im limbischen System; beeinflusst Emotion und Erinnerung) zeigt [2].

Trauma, schlechter Schlaf und die Entstehung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) scheinen eng zusammenhängen: Die Schlafdauer war in einer Studie in der Trauma-Gruppe reduziert, der Non-Rem-Schlaf signifikant reduziert und die Wachphasen in der Nacht waren länger [5].

Die Wahrscheinlichkeit eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zu entwickeln beträgt 8-15 %, d. h. von 100 traumatisierten Personen haben 8 bis 15 eine PTBS-Diagnose. 

Das Risiko für eine PTBS steigt, wenn das Trauma absichtlich herbeigeführt wurde. Nach einer Vergewaltigung entwickeln ca. 50 % eine posttraumatische Belastungsstörung [1].

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • Polymorphismen von Rezeptoren oder Neurotransmittertransportern, die Reaktionen beeinflussen
  • Trauma bzw. Traumata (siehe unter "Klassifikation")
  • Frühere Traumatisierung
  • Frühe Trennungserlebnisse
  • Geringere Ressourcen (Intelligenz, Bildungsstatus, sozialökonomischer Status)
  • Berufe: Ärzte, die im Bereich Gynäkologie/Geburtshilfe tätig sind (insb. in der Geburtshilfe) – in einer Umfrage mit über 1.000 Klinikärzten wiesen 30 % nachweislich Symptome einer PTBS auf; bei jeweils 18 % der Assistenz- und Fachärzte mit traumatischen Erfahrungen waren diese Symptome klinisch manifest (gemäß der "Impact-of-Event-Skala“) [6].
    Einschränkung: Umfrage mit geringem Rücklauf (18 %)

Krankheitsbedingte Ursachen (Traumatisierungen durch Erkrankungen)

  • Angststörungen
  • Alkoholerkrankungen
  • Bipolare Störung
  • Depression
  • Krebserkrankung
  • Psychosen

Weitere Ursachen

  • Kognitive, psychische und körperliche Langzeitfolgen nach intensivmedizinischer Behandlung ("Post-Intensive Care Syndrome" und "Post-Intensive Care Syndrome – Family"): ca. 20 % der Patienten einer Intensivtherapiestation (ITS) entwickeln im ersten Jahr nach der Behandlung eine PTBS [3]; bis zu 69 % der Angehörigen entwickeln nach der ITS-Behandlung PTBS-Symptome [4].

Literatur

  1. Resnick H, Acierno R, Waldrop A et al.: Randomized controlled evaluation of an early intervention to prevent post-rape psychopathology. Behav Res Ther 2007; 45: 2432-47 doi: 10.1016/j.brat.2007.05.002
  2. Etkin A, Wager T: Functional neuroimaging of anxiety: a meta-analysis of emotional processing in PTSD, social anxiety disorder, and specific phobia. Am J Psychiatry 2007; 164: 1476-88 doi: 10.1176/appi.ajp.2007.07030504
  3. Parker AM et al.: Posttraumatic stress disorder in critical illness survivors: a metaanalysis. Crit Care Med 2015 May;43(5):1121-9. doi: 10.1097/CCM.0000000000000882.
  4. Petrinec AB, Daly BJ: Post-traumatic stress symptoms in post-ICU family members: review and methodological challenges. West J Nurs Res 2016 Jan;38(1):57-78. doi: 10.1177/0193945914544176. Epub 2014 Jul 23.
  5. Sopp MR et al.: REM theta activity predicts re-experiencing symptoms after exposure to a traumatic film. Sleep Medicine Volume 54, February 2019, Pages 142-152 https://doi.org/10.1016/j.sleep.2018.10.030
  6. Slade P et al.: Work-related post-traumatic stress symptoms in obstetricians and gynaecologists: findings from INDIGO a mixed methods study with a crosssectional survey and in-depth interviews. BJOG 2020; https://doi.org/10.1111/1471-0528.16076
     
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