Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen (Arzneimittelinduzierter Kopfschmerz) – Labordiagnostik

Die Labordiagnostik dient vorrangig der differentialdiagnostischen Abklärung anderer Ursachen von Kopfschmerzen und zur Erfassung möglicher Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) oder Nebenwirkungen durch die übermäßig eingenommenen Substanzen.

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – zur Erfassung unspezifischer Begleitbefunde wie Anämie (Blutarmut) oder Infektzeichen
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – zur Abgrenzung entzündlicher Kopfschmerzursachen
  • Elektrolyte – Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid, Phosphat – bei Verdacht auf metabolische Ursachen oder bei Analgetika-Übergebrauch mit gastrointestinalen (Magen-Darm-) Nebenwirkungen
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C – zur Beurteilung einer möglichen medikamentös bedingten Nierenschädigung (Nierenschwäche)
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT, GGT), Bilirubin, alkalische Phosphatase (AP) – zur Erfassung möglicher lebertoxischer (leberschädigender) Arzneimittelwirkungen

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Drogenscreening im Urin – bei Verdacht auf Mischintoxikationen (Vergiftungen durch verschiedene Substanzen), Schmerzmittelabusus (Missbrauch) oder komorbiden Substanzgebrauch (Begleitkonsum)
  • Vitamin-B12- und Folsäurespiegel – bei neurologischen Zusatzsymptomen (Nervenerkrankungen, z. B. Polyneuropathie oder kognitive Einschränkungen)
  • Schilddrüsenparameter – TSH, fT3, fT4 – zur Abgrenzung endokriner (hormonbedingter) Ursachen von Kopfschmerzen
  • Cortisol im Serum – zur Abklärung iatrogener (durch Medikamente verursachter) Nebennierenrindeninsuffizienz (Unterfunktion der Nebennierenrinde) bei chronischer Glucocorticoid-Einnahme (Kortisontherapie)
  • Rheumadiagnostik – ANA (antinukleäre Antikörper), Rheumafaktor, CCP-Antikörper – wenn Hinweise auf entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen bestehen
  • Liquorpunktion (Entnahme von Nervenwasser durch Punktion des Rückenmarkkanals; nach vorgängiger Bildgebung mit Computertomographie (CT) bzw. Magnetresonanztomographie (MRT)) – nur bei Verdacht auf sekundäre Kopfschmerzursachen (z. B. Infektion, Blutung, entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems)

Red Flags (Warnzeichen) bei arzneimittelinduziertem Kopfschmerz (durch Medikamente verursachtem Kopfschmerz)

  • Neu aufgetretener Kopfschmerz nach dem 50. Lebensjahr
  • Zunehmend progrediente (fortschreitende) Kopfschmerzintensität oder -frequenz
  • Kopfschmerz mit neurologischen Ausfällen (z. B. Paresen (Lähmungen), Sprachstörungen, Sehstörungen)
  • Fieber, Meningismus (Nackensteife) oder systemische Entzündungszeichen
  • Kopfschmerz im Rahmen einer Immunsuppression (Abwehrschwäche) oder nach Malignomdiagnose (bösartige Tumorerkrankung)
  • Akuter Vernichtungskopfschmerz („thunderclap headache“; plötzlich einsetzender extrem starker Kopfschmerz)