Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen (Arzneimittelinduzierter Kopfschmerz) – Einleitung

Arzneimittelinduzierter Kopfschmerz (Medication Overuse Headache, MOH) bezeichnet einen Kopfschmerz, der durch übermäßigen Gebrauch von Medikamenten zur Schmerzbehandlung verursacht wird. Er tritt auf, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden [S1-Leitlinie]. Für Triptane gilt die Einnahme an mehr als 10 Tagen im Monat als Kriterium für Medikamentenübergebrauch.

Synonyme und ICD-10: Arzneimittelinduzierte Kopfschmerzen; Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch; Kopfschmerzen durch Arzneimitteleinwirkung; medikamenteninduzierte Kopfschmerz (MIK); Medikamentenübergebrauchskopfschmerz; ICD-10-GM G44.4: Arzneimittelinduzierter Kopfschmerz, anderenorts nicht klassifiziert

Klassifikation und diagnostische Kriterien

Nach den IHS-Kriterien (International Headache Society) wird unterschieden zwischen:

  • Medication Overuse: Häufige Medikamenteneinnahme verschlechtert die primären Kopfschmerzen nicht.
  • Medication Overuse Headache: Bei häufiger Medikamenteneinnahme zur Therapie akuter Kopfschmerzen kommt es zur Chronifizierung (sekundäre Kopfschmerzen).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, da sie häufiger unter Migräne leiden und entsprechend häufiger Schmerzmedikamente einnehmen.

Häufigkeitsgipfel: Der häufigste Altersbereich für das Auftreten von MOH liegt zwischen 30 und 50 Jahren.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit liegt die Prävalenz zwischen 0,7 % und 1 %. In Deutschland wird sie auf etwa 0,2 % bis 2 % geschätzt.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die genaue Inzidenz ist nicht einheitlich dokumentiert, da sie stark von der Region und der Bevölkerung abhängt.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die Behandlung von arzneimittelinduziertem Kopfschmerz beginnt in der Regel mit einer Reduktion oder vollständigen Unterbrechung der Einnahme der auslösenden Medikamente. Dieser Entzug führt häufig zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Kopfschmerzen, gefolgt von einer allmählichen Besserung.

  • Akute Phase: Kann mehrere Tage bis Wochen dauern, während der die Kopfschmerzen sich intensivieren können.
  • Übergangsphase: Nach der akuten Phase beginnen die Kopfschmerzen abzunehmen.
  • Langzeitphase: Bei erfolgreicher Behandlung kann die Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen erheblich reduziert werden.

Prognose

  • Erfolgsrate: Bei etwa 70 bis 80 % der Patienten wird eine wesentliche Verbesserung der Symptomatik durch eine strukturierte Entzugs- und Prophylaxetherapie erreicht.
  • Rückfallquote: Die Angaben zu Rückfällen variieren, liegen aber im Durchschnitt bei etwa 32 %. Das größte Risiko für Rückfälle besteht im ersten Jahr nach einem Medikamentenentzug.
  • Langfristige Prävention: Durch strukturierte Edukation (Beratung und Schulung) und konsequente Nachbehandlung lässt sich das Risiko eines erneuten Medikamentenübergebrauchs weiter reduzieren.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache = MOH). (AWMF-Registernummer: 030 - 131), Dezember 2021 DGN