Einleitung
Fazialisparese

Bei der Fazialisparese – umgangssprachlich Gesichtslähmung genannt – (Fazialislähmung; Synonyme: Bell-Fazialisparese; Bell-Lähmung; Bell-Paralyse; Bell-Syndrom; Fazioplegie; Gesichtsnervenparalyse; Gesichtsparese; Lähmung des Hirnnerven VII; Paralyse des Nervus facialis; Parese des Nervus facialis; Periphere Fazialisparese; Prosopodiplegie; Prosopoplegie; Zentrale Fazialisparese; ICD-10-GM G51.0: Fazialisparese) handelt es sich um eine Parese (Lähmung) von Muskeln, die durch den Nervus facialis innerviert werden, folglich ist ein Teil der Gesichtsmuskulatur gelähmt.

Der Nervus facialis ist der VII. Hirnnerv (Gesichtsnerv). Er hat sensible, sensorische, motorische und parasympathische Fasern und innerviert weite Teile des Kopfes. So versorgt er die mimische Muskulatur des Gesichts und ist an der Geschmacksempfindung beteiligt, an der Tränen- und Speichelsekretion und versorgt den kleinsten Muskel des Menschen, welcher sich im Ohr befindet, den Musculus stapedius.

Die idiopathische Fazialisparese (unklarer Ursache der Fazialisparese; "Bell’s palsy") ist die häufigste Hirnnervenläsion. Nicht-idiopathischer Genese sind laut Leitlinie 24 bis 40 % aller Fazialisparesen.

Man kann die zwei folgenden Formen der Fazialisparese nach dem Ort der Schädigung unterscheiden:

  • zentrale (supranukläre) Fazialisparese – oberhalb des Nervenkerns (Gyrus praecentralis, Tractus corticonuclearis) befindliche Schädigung; häufig ist ein Apoplex (Schlaganfall) oder Hirntumor Ursache
  • periphere (nukleäre, infranukleäre) Fazialisparese (Bell-Lähmung) – Schädigung im Nervenkern bzw. im peripheren Verlauf; in 60-75 % der erworbenen peripheren Fazialisparesen lässt sich keine Ursache finden (= idiopathische Fazialisparese; Bell's palsy)

Bei Auftreten der peripheren Fazialisparese in der Schwangerschaft mit Degeneration und unvollständiger Regeneration des VII. Hirnnervs spricht man vom Mona-Lisa-Syndrom

Geschlechterverhältnis der idiopathischen Fazialisparese: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Bei Frauen ist das Risiko einer Fazialisparese in der Schwangerschaft dreifach erhöht.

Häufigkeitsgipfel: Die idiopathische Fazialisparese tritt mit steigendem Alter gehäuft auf.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt 20-40 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Die idiopathische Form kommt mit einer Inzidenz von 7-40 Fällen auf 100.000 Einwohner pro Jahr vor.
Die idiopathische Fazialisparese in der Gruppe der Schwangeren betrug gemäß einer Metaanalyse 0,05 %, der Anteil Schwangerer an der Gesamtheit der Erkrankten 6,62 % [1].

Verlauf und Prognose: Handelt es sich um eine leichte Form der Fazialisparese, ist die Symptomatik nur schwach ausgeprägt. Schwerere Formen der Fazialisparese gehen in der Regel mit Veränderungen der Mimik (Gesichtsausdruck) einher.
D
ie Prognose der idiopathischen Fazialisparese ist gut, wobei es bei über 80 % der Fälle innerhalb weniger Wochen nach Symptombeginn zu einer Rückbildung (bei > 70 % vollständig) kommt. In etwa 13 % der Fälle ist die Rückbildung unvollständig, wobei die Betroffenen dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt sind. Bei 16 % ist die Reinnervation (Nachwachsen des Nervs) so unvollständig, dass beispielsweise Synkinesien (unwillkürlicher Lidschluss beim Sprechen), Kontrakturen (ständige Spannung der Gesichtsmuskeln) und/oder autonome Störungen wie das Krokodilstränenphänomen (gustatorisches Weinen; einseitiger Tränenfluss, der in der Regel während der Nahrungsaufnahme) auftreten.
In der Schwangerschaft verläuft die idiopathische Fazialisparese insgesamt ungünstiger, d. h. Defektheilungen kommen häufiger vor. Die Spontanremissionsraten liegen bei 50-80 %, bei inkompletter Fazialisparaese bei ca. 90 %.
Postvirale ("nach einer Virusinfektion") Fazialisparesen heilen häufig mit Defekten aus.
Borrelien-induzierte Fazialisparesen haben nahezu immer eine gute Prognose.

Beachte: Da 24 bis 40 % aller Fazialisparesen nicht idiopathischer Genese sind, ist die Bedeutung der Differentialdiagnose hervorzuheben.

Literatur

  1. Carmel Neiderman NN et al. Bell's palsy and pregnancy: Incidence, comorbidities and complications. A meta-analysis and systematic review of the literature. Clin Otolaryngol 2023; https://doi.org/10.1111/coa.14042

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Idiopathische Fazialisparese (Bell's Palsy). (AWMF-Registernummer: 030 - 013), März 2017 Langfassung

     
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