Medikamentöse Therapie
Bakterielle Hirnhautentzündung (bakterielle Meningitis)

Therapieziele

  • Eliminierung der Erreger
  • Vermeidung von Komplikationen

Therapieempfehlungen

  • Bei Verdacht sofortige Einweisung ins Krankenhaus (Notfall) → Entnahme von zwei Blutkulturen
  • Bakterielle Meningitis: Antibiose (Antibiotikatherapie) nach Erregerbestimmung und Resistogramm (Test auf Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika)
    Vor endgültiger Diagnosestellung muss mit einer sofortigen kalkulierten bzw. empirischen Antibiotikatherapie + Dexamethason 10 mg i.v. begonnen werden! (maximal 30 min nach Krankenhausaufnahme); Therapie wie folgt:
    • ambulant erworbene Infektion (N. meningitidis, L. monocytogenes, H. influenzae, Streptokokken, koagulase-negative Staphylokokken, aerobe gramnegative Bakterien): Ceftriaxon 2-mal 2 g/Tag (mit 4 g als Startdosis) plus Ampicillin 12-15 g/Tag, idealerweise in 4-stündigen Intervallen
    • nosokomial (im Krankenhaus erworben) erworbene oder per continuitatem ("auf die Nachbarschaft übergreifend") erfolgte Infektion: Vancomycin 2-mal 1 g/Tag plus Meropenem 3-mal 2 g/Tag.
    • Wirkstoffgruppen in Abhängigkeit vom Alter 
    • nach neurochirurgischen Eingriffen oder posttraumatisch ("nach einer Verletzung", z. B. nach offenem Schädel-Hirn-Trauma) (Pneumokokken, Staphylokokken, Pseudomonas aeroginosa, gram. Bakterien) bei Shunts (koagulase-negative Staphylokokken, Propionibacterium acnes, gramneg. Bakterien) (spezifische Antibiotikatherapie)
    Nach Antibiogramm sollte dann deeskaliert werden.
  • Therapiedauer: 
    • Meningokokken: 10 Tage
    • Pneumokokken: 14 Tage
    • Enterobakterien oder Listerien: 3 Wochen
    • Mycobacterium tuberculosis: 12-monatige Chemotherapie und begleitende immunmodulatorische Therapie mit Steroiden (s. u. Tuberkulose)
  • Epileptische Anfälle in der Akutphase: Lorazepam (Benzodiazepin) 2-4 mg i.v.
  • Postexpositionsprophylaxe: Meningokokkeninfektion und H. influenzae-Infektion (spezifische Antibiotikatherapie)
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

*Beachte: Pro Stunde Verzögerung bei der Antibiotikatherapie steigt die Mortalität (Sterblichkeit) um ca. 12,5 %.

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Meningokokken-Infektion

Unter einer Postexpositionsprophylaxe versteht man die Versorgung mit Medikamenten zur Vermeidung einer Erkrankung bei Personen, die gegen eine bestimmte Krankheit nicht durch Impfung geschützt sind, dieser aber ausgesetzt waren.

Personen mit engem Kontakt zu einem Erkrankten mit einer invasiven Meningokokken-Infektion – hierzu zählen (gemäß STIKO):

  • alle Haushaltskontaktmitglieder
  • Personen mit Kontakt zu oropharyngealen Sekreten (Absonderungen aus Mund- und Rachenhöhle) eines Patienten
  • Kontaktpersonen in Kindereinrichtungen mit Kindern unter 6 Jahren (bei guter Gruppentrennung nur die betroffene Gruppe)
  • Personen mit engen Kontakten in Gemeinschaftseinrichtungen mit haushaltsähnlichem Charakter (Internate, Wohnheime sowie Kasernen)

Rifampicin-Prophylaxe wie folgt:

  • Bei Personen, die im engen Kontakt mit erkrankten Personen in letzten 7 Tagen vor dessen Erkrankungsbeginn stehen wird eine Prophylaxe mit Rifampicin
    • Neugeborene: 10 mg/kg/Tag in 2 ED p. o. für 2 Tage
    • Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 60 kg: 20 mg/kg/Tag in 2 ED p. o. für 2 Tage (maximale ED 600 mg)
    • Jugendliche und Erwachsene ab 60 kg: 2 x 600 mg/Tag für 2 Tage, Eradikationsrate: 72-90 %) oder die einmalige Gabe von Ciprofloxacin (ab 18 Jahre: einmal 500 mg p. o., Eradikationsrate (Zahl der Fälle, in der eine Therapie die vollständige Beseitigung eines Erregers bewirkt): 90-95 %), ggf Ceftriaxon 2-12 Jahre: 125 mg i.m., ab 12 Jahre: 250 mg i.m. in einer ED, Eradikationsrate: 97 % 
  • Bei Schwangeren ist die Gabe von Rifampicin und Gyrasehemmern kontraindiziert (verboten)! Sie erhalten zur Prophylaxe (Vorbeugung) ggf. Ceftriaxon.Bei Schwangeren ist die Gabe von Rifampicin und Gyrasehemmern kontraindiziert! Sie erhalten zur Prophylaxe ggf. Ceftriaxon (250 mg einmalig i.m.)

Haemophilus infuenzae-Infektion

  • Bei engem Kontakt zu einer Person, die an einer Hib-Infektion erkrankt ist, sollte als Prophylaxe Rifampicin (Dosierung: ab 1 Monat: 20 mg/kg/Tag (maximal 600 mg), in 1 ED für 4 Tage; Erwachsene: 600 mg p. o. in 1 ED für 4 Tage) eingenommen werden.
  • Bei Schwangeren wird statt des Rifampicin Ceftriaxon (Antibiotikum) verordnet.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Meningoenzephalitis im Erwachsenenalter, ambulant erworbene bakterielle (eitrige). (AWMF-Registernummer: 030-089), Dezember 2015 Langfassung

     
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