Einleitung
Alkoholabhängigkeit

Von einer Alkoholabhängigkeit (Synonyme: Alcohol Abuse; Alcoholism; Alkoholabstinenzsyndrom; Alkoholabusus; Alkoholdelirium; Alkoholentzugsdelirium; Alkoholentzugserscheinungen; Alkoholentzugskrampf; Alkoholentzugssyndrom; Alkoholisches Prädelirium; Alkoholismus; Alkoholkrankheit; Alkoholmissbrauch; Äthylismus; Binge Drinking; C2H5OH-Abusus; chronisches Potatorium; Craving; Delirium alcoholicum; Delirium tremens; Entzugssyndrom mit Delir; Flatrate-Trinken; Periodische Trunksucht; Potatorium; Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol: Entzugssyndrom; ICD-10-GM F10.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol; ICD-10-GM F10.0: Akute Intoxikation [akuter Rausch]; ICD-10-GM F10.2: Abhängigkeitssyndrom; ICD-10-GM F10.3: Entzugssyndrom; ICD-10-GM F10.4: Entzugssyndrom mit Delir) spricht man, wenn von den folgenden Kriterien mindestens drei über einen Zeitraum von einem Jahr bei einer Person auftreten:

  • Starker Wunsch, Alkohol zu trinken (sog. Craving)
  • Verminderung der Kontrolle über den Alkoholkonsum
  • Entwicklung einer Toleranz gegenüber Alkohol
  • Auftreten von Entzugserscheinungen bei Alkoholkarenz
  • Eingeengtes Verhaltensmuster
  • Vernachlässigung anderer Lebensinhalte für den Alkohol
  • Weiteres Trinken von Alkohol trotz offensichtlicher Folgeschäden (körperlicher, psychischer und/oder sozialer Art)

Liegt ein problematischer Alkoholkonsum, aber keine Alkoholabhängigkeit vor, so spricht man von einem Alkoholmissbrauch.

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 3 : 1 (bei Frauen wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen).

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 3. und 5. Lebensjahrzehnt auf.

Die Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit während des gesamten Lebens) liegt für Männer bei ca. 10-15 % und für Frauen bei ca. 5-8 % (in Deutschland). Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 3 % (in Deutschland). Man geht davon aus, dass derzeit in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig sind. In den osteuropäischen Ländern ist die Prävalenz bis zu fünfmal höher.
Die Prävalenz für Alkoholmissbrauch liegt bei 5 % (in Deutschland).

Verlauf und Prognose: Unbehandelt führt Alkoholabhängigkeit zu einer um 15 Jahre verminderten Lebenserwartung. Durch eine adäquate Therapie können immerhin 70 % der Erkrankten rehabilitiert werden.

Beachte: 

  • Es gibt keine risikofreie Alkoholmenge: Es besteht eine lineare Beziehung zwischen der Menge konsumierten Alkohols und dem Mortalitätsrisiko (Sterberisiko). Dieses gilt auch bei geringen Mengen Alkohol
  • Die WHO-Behörde betrachtet alkoholische Getränke und insbesondere den Metaboliten Acetaldehyd als Klasse 1-Karzinogen (s. u. Folgeerkrankungen/Neubildungen – Tumorerkrankungen).

Bereits der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche – das entspricht ca. fünfeinhalb Gläsern Wein oder 2,5 Litern Bier – erhöht das Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) sowie das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Die Lebenserwartung von Teilnehmern im Alter von 40 Jahren reduziert sich mit einem Konsum von bis zu 200 g Alkohol um 6 Monate, von bis zu 350 g um 1 bis 2 Jahre und über 350 g pro Woche um 4  bis 5 Jahre [1].

Es gibt keine risikofreie Alkoholmenge: Es besteht eine lineare Beziehung zwischen der Menge konsumierten Alkohols und dem Mortalitätsrisiko.

Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt bei Männern 30 pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland und bei Frauen 10. Die häufigste Ursache ist die Leberzirrhose (Leberschrumpfung).

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Angststörungen und Depressionen.

Anmerkung: In den nachfolgenden Unterthemen wird die Alkoholabhängigkeit, das Entzugssyndrom und das Entzugssyndrom mit Delir dargestellt. 

Literatur

  1. Wood AM et al.: Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data for 599 912 current drinkers in 83 prospective studies. The Lancet, 2018; Vol: 391, Issue: 10129, Page: 1513-1523 doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)30134-X

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Fetale Alkoholspektrumstörungen, FASD - Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 022-025), Februar 2016 Kurzfassung Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Delir und Verwirrtheitszustände inklusive Alkoholentzugsdelir. (AWMF-Registernummer: 030-006), Dezember 2020 Langfassung
  3. S3-Leitlinie: Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen. (AWMF-Registernummer: 076-001), Januar 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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