Einleitung
Scheidenentzündung (Vaginitis/Kolpitis)

Bei der Vaginitis (lat.) bzw. Kolpitis (griech.) – umgangssprachlich Scheidenentzündung genannt – (Plural: Kolpitiden; Synonyme: bakterielle Vaginitis; bakterielle Vulvovaginitis; bakterieller Fluor; chronische Kolpitis; Candidose der Vagina; genitale Dermatose; Kolpitis; Soorkolpitis; Vaginalmykose; Vaginalsoor; Vulvitis; Vulvitis allergica; Vulvitis mit Vaginitis; Vulvokolpitis; vulvovaginale Candidose; vulvovaginale Kandidomykose; vulvovaginale Ulzeration; Vulvovaginitis; Vulvovaginitis candidomycetica; colpitis; vaginale Candidiasis; ICD-10-GM N76.-: Sonstige entzündliche Krankheit der Vagina und Vulva) handelt es sich um eine Infektion der Vagina (Scheide).

Kolpitiden (Scheidenentzündungen) treten sehr häufig in Verbindung mit einer Vulvitis (Entzündung des äußeren weiblichen Genitale) und umgekehrt auf. Oft ist nicht klar, welche die primäre Ursache ist. Deswegen werden Vulvitis und Vaginitis im ICD 10 sozusagen als Oberbegriff „Vulvovaginitis“ gemeinsamen genannt und dann weiter differenziert. Klinisch sind Symptome und Krankheitsbilder im Bereich des äußeren Genitales, also Vulvitiden, sehr viel häufiger als Kolpitiden. Deshalb werden beide Krankheitsbilder – obwohl sie häufig gemeinsam auftreten – getrennt dargestellt (s. Kap. Vulvitis). Da die Grundlagen der Kolpitis/Vaginitis z. T. sehr komplex sind, sollen einige Grundlagen dargestellt werden (siehe in diesem Kapitel unter dem Subthema "Anatomie – Physiologie").

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt häufig beim Geschlechtsverkehr. Auch mangelnde Hygiene kann eine Kolpitis bedingen.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) ist abhängig vom Erreger. Bei einer bakteriellen Vaginitis beträgt die Inkubationszeit in der Regel weniger als eine Woche.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der Kolpitis/Vaginitis liegt bei 10 % in der Allgemeinbevölkerung sowie bei 10-35 % bei Schwangeren (in Deutschland). Fast jede Frau hat einmal in ihrem Leben eine Kolpitis.

Verlauf und Prognose: Bis zu 40 % der Frauen mit einer Kolpitis/Vaginitis sind asymptomatisch (sie haben keine Beschwerden). Charakteristisch ist der vermehrte Fluor vaginalis (Ausfluss aus der entzündeten Vagina (Scheide)). Die Therapie ist abhängig von den Ursachen.
Die Prognose einer Kolpitis bzw. Vaginitis ist bei adäquater und konsequenter Therapie gut. Bei einem ungünstigen Verlauf kann es zu Komplikationen wie Cervicitis (Gebärmutterhalsentzündung), Endometritis (Gebärmutterentzündung) sowie einer Adnexitis (Eileiter- und Eierstockentzündung) kommen. Im Rahmen einer Gravidität (Schwangerschaft) kann eine Kolpitis zu einem erhöhten Risiko für eine Frühgeburt
und/oder ein Amnioninfektionssyndrom (AIS; Infektion der Eihöhle, Plazenta, Eihäute und eventuell des ungeborenen Kindes während der Schwangerschaft oder Geburt mit Gefahr der Sepsis (Blutvergiftung) für das Kind) führen.

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen eine unspezifische bakterielle Vaginitis und Candidose ist verfügbar (Gynatren-Impfung).

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Petersen EE: Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe. Lehrbuch und Atlas.Thieme Verlag 2010
  2. Mylonas I.: Infektionserkrankungen der Vulva und Vagina, Extrakta gyn.1, 2011 (4), 31-39. doi 10.1007/s12556-010-0267-0
  3. Mendling W: Gynäkologische Infektionen. Frauenheilkunde up2date 2019, 13: 123-14. doi 10.1055/a-0820-9192

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapien von Candida-Infektionen. (AWMF-Registernummer: 082 - 005), Juli 2020 Langfassung

     
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