Ursachen
Entzündung des äußeren Genitales (Vulvitis)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Entsprechend der sehr unterschiedlichen Ursachen der Vulvitis gibt es keine einheitliche Pathophysiologie. Aber auch für die häufigsten Ursachen, die Infektionen, kann es sehr unterschiedlich sein, bzw. ist es sehr häufig unklar, wann, unter welchen Bedingungen, ein Erreger zur Erkrankung bzw. zu Symptomen führt oder nicht. Gleiches gilt für viele andere Ursachen z. B. Allergien, Dermatosen (Hauterkrankungen), Dysplasien (Krebsvorstufen), Hautbeschädigungen u.a. Insgesamt bleibt die Pathogenese vieler Erkrankungen der Vulva unklar.

Ätiologie (Ursachen)

 Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung kann Ursache atrophischer Veränderungen im Vulvabereich sein (Kraurosis vulvae)
  • Lebensalter – Während die Kindheit weitgehend frei von Erkrankungen der Vulva sind (Oxyuren/Madenwürmer, Vulvitis durch Streptokokken der Gruppe A) treten während der Geschlechtsreife die meisten Infektionen, Hauterkrankungen und Präneoplasien (Tumorvorstufen) auf, im Klimakterium und Senium ("Greisenalter") sind es bevorzugt atrophische und Karzinomerkrankungen.
  • Hormonelle Faktoren – Mykosen (Pilzinfektionen) treten bevorzugt in Phasen des Östrogeneinflusses (Schwangerschaft, Geschlechtsreife) auf

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) kann die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von HPV Infektionen erhöhen
  • Körperliche Aktivität
    • mechanische Belastung z.. B. durch Fahrradfahren, Reiten u.a.
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) (Schwitzen)
  • Intimhygiene
    • falsche (Abwischen nach dem Stuhlgang von hinten nach vorne)
    • übertriebene Verwendung/Maßnahmen (Deodorantien, Desinfektionsmittel, Spülungen, Waschungen etc.)
    • Verletzung der Vulva durch ein übertriebene Reinlichkeit (übertriebenes Waschen)
    • Unsauberkeit
  • Sexualpraktiken 
    • Geschlechtsverkehr (z. B. Wechsel von vaginalem zu analem oder oralem Koitus)
    • Promiskuität (sexueller Kontakte mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern)
  • Varia: Selbsterkundsdrang beim kleinen Mädchen; zu enge Kleidung

Krankheitsbedingte Ursachen

 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 

  • Adipositas
  • Diabetes mellitus
  • Östrogenmangel (vor allem bei Kindern, postmenopausal, Stillzeit)  
  • Schilddrüsenerkrankungen (Hyper-, Hypothyreose/Schilddrüsenüber- bzw. -unterfunktion)

Haut und Unterhaut

  • Abszess
  • Akne conglobata, inversa
  • Allergien
  • Dermatitis (entzündliche Reaktion der Haut)
  • Ekzem
  • Lichen ruber planus (Knötchenflechte)
  • Lichen sclerosus (LS) (et atrophicus) (Synonyme: Lichen albus; Lichen atrophicus; Lichen sclerosus; Lichen sclerosus et atrophicans; Lichen sclerosus et atrophicus; Morphoeid scleroderma; Weißfleckenkrankheit; White spot diseas) – eine chronisch, entzündliche, vernarbende Hauterkrankung, die durch eine lymphatische Reaktion gekennzeichnet ist und beide Geschlechter bevorzugt im Genitalbereich betrifft.
  • Pemphigus vulgaris (blasenbildende Hautkrankheit)
  • Pemphigoid (blasenbildende Hautkrankheit)
  • Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Toxische Reaktion
  • Verletzung 

Infektiöse und parasitäre Krankheiten

  • Bakterien
    • Bartholinitis (bes. Kolibakterien, Neisseria gonorrhoeae, Staphylococcus aureus, Anaerobier): Abszess, bzw. Pseudoabszess der Bartholinischen Drüse durch Verschluss der Ausführungsgänge
    • Lymphogranuloma venereum (inguinale) (Chlamydia trachomatis)
    • Gonorrhoe (Neisseria gonorrhoeae)
    • Hidradenitis (Pyodermia fistulans) (bes. Staphylococcus epidermidis, Streptokokken
    • Pyodermien (eitrige Entzündung der Haut):
      • Abszess (bes. Staphylococcus aureus)
      • Erysipel (bes. A-Streptokokken)
      • Erythrasma (Corynebacterium minutissimum)
      • Folliculitis (Staphylococcus aureus)
      • Furunkel und Karbunkel (Staphylococcus aureus)
      • Impetigo contagiosa (Borkenflechte; Eiterflechte) – durch Streptokokken der Serogruppe A (GAS, Gruppe A-Streptokokken) ausgelöste hochinfektiöse, nicht an die Hautanhangsgebilde (Haarfollikel, Schweißdrüsen) gebundene, eitrige Infektion der Haut (Pyodermie).
      • Vulvitis durch A-Streptokokken (bes. bei Kindern)
      • Vulvitis pustulosa (Staphylococcus aureus)
    • Syphilis (Treponema pallidum)
    • Ulcus molle (Haemophilus ducreyi)
    • Vulvitis plasmazellularis (unbekanntes Bakterium)
  • Mykosen/Pilze (bes. Candida) [Mykosen sind präpubertär eine Seltenheit]
  • Parasiten:
    • Endoparasiten:
      • Oxyuren (Madenwürmer)
      • Trichomonaden
    • Ektoparasiten:
      • Filzläuse (Pediculi pubis)
      • Scabies (Krätze)
    • Viren
      • AIDS-Viren
      • HPV (Human Papillomaviren)
        • Kondylome
        • Neoplasien/Präneoplasien
      • Herpes-Viren
        • Herpes genitalis
        • Herpes zoster
      • Pockenvirus (Molluscum contagiosum)
      • Varizella-Zoster-Virus (Windpocken)

Leber

  • Lebererkrankungen  

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99) 

  • Morbus Behçet (Synonym: Morbus Adamantiades-Behçet; Behçet-Krankheit; Behçet-Aphthen) – Multisystemerkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis, die mit einer rezidivierenden, chronischen Vaskulitis (Gefäßentzündung) der kleinen und großen Arterien sowie mit Schleimhautentzündungen einhergeht; als typisch für die Erkrankung wird in der Literatur die Trias (das Auftreten von drei Symptomen) aus Aphthen (schmerzhafte, erosive Schleimhautveränderungen) im Mund und aphthösen Genitalulzera (Geschwüre in der Genitalregion) sowie einer Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut, die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht) angegeben; man vermutet einen Defekt der zellulären Immunität

Neubildungen – Tumorerkrankungen

  • Klitoriskarzinom ‒ bösartige Neubildung der Klitoris
  • Morbus Bowen Hauterkrankung, die zu den Präkanzerosen (Krebsvorstufen) gehört
  • Morbus Hodgkin – maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) des lymphatischen Systems
  • Vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN I, II, III) (Vorstufe eines Vulvakarzinoms)
  • Vulvakarzinom ‒ bösartige Neubildung im Bereich der Vulva

Psyche – Nervensystem

  • Depression
  • Partnerkonflikt
  • Psychosomatische Störungen - vor allem bei sexuellen Konflikten (Sexualstörung)
  • Vulväres Vestibulitis Syndrom (VVS) (Synonyme: Burning Vulva, schmerzhafte Vulva, Vestibulodynie, Vestibulitis, Vulvodynie, Vestibulitissyndrom, Vestibulitis Vulvae Syndrom) – Missempfindungen und Schmerzen der äußeren primären Geschlechtsorgane, die länger als drei Monate ohne identifizierbarer Ursache andauern; Beschwerden sind lokalisiert bzw. generalisiert über den gesamten Perinealbereich (Gewebebezirk zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen); ggf. auch als gemischte Form vorliegend; Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der essenziellen Vulvodynie: 1-3 %

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

  • Infektionen  des Genitaltraktes in der Schwangerschaft 
  • Infektionen des Genitaltraktes im Wochenbett 
  • Infektionen nach operativen geburtshilflichen Eingriffen (z. B. Episiotomie (Dammschnitt), Dammriss)

Symptome und abnorme klinische Befunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind

  • Hyperhidrosis
  • Stuhlinkontinenz

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane)  

  • Blasen-Scheidenfistel
  • Harninkontinenz
  • Nierenerkrankungen
  • Rektum-Scheidenfistel
  • Zystitis

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen  

  • Fremdkörper in der Vulva (z. B. Piercing) und in der Vagina
  • Sexueller Missbrauch
  • Spezielle Sexualpraktiken
  • Traumen/Verletzungen im Genitalbereich (z. B. Defloration, Kohabitation, Masturbation, Pruritusfolgen (Kratzen, Reiben, Scheuern), Verletzungen (Fall, Stoß, Instrumente u.a.)

Medikamente

  • Allergische- oder Unverträglichkeitsreaktionen auf Medikamente (lokal und/oder systemisch)

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen) 

  • Epithelschädigung durch:
    • chemische Einwirkungen z. B. Deodorantien, Desinfektionslösungen, Intimspray Scheidenspülungen, Waschungen
    • Mazeration (Aufweichung des Gewebes) der Haut z. B. Fluor (Ausfluss), Fisteln, Menstrualblut, Schweiß, Sekret (Harn-, Stuhlinkontinenz (Unfähigkeit Harn bzw. Stuhl zu halten), Karzinomsekret)
    • mechanische Irritation: z. B. enge Hosen, Monatsbinden, Wäsche

Weitere Ursachen

  • Sitzendes Radfahren (mittelbar – chronisch)
  • Vulvovaginaler Reflux beim kleinen Mädchen 
     
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