Blindheit – Einleitung

Blindheit bezeichnet die hochgradige Verminderung des Sehvermögens auf Werte unter fünf bzw. zwei Prozent, je nach Definition. Blindheit kann angeboren oder erworben sein. Abgegrenzt werden muss die Sehbehinderung, bei der das Sehvermögen weniger als 30 %, aber mehr als fünf bzw. zwei Prozent beträgt.

Blindheit kann angeboren oder erworben sein.

Formen der Sehbehinderung

Nach dem ICD-10

  • Blindheit und hochgradige Sehbehinderung, binokular (ICD-10-GM H54.0), monokular (ICD-10-GM H54.4)
  • Schwere Sehbeeinträchtigung, binokular (ICD-10-GM H54.1), monokular (ICD-10-GM H54.5)
  • Mittelschwere Sehbeeinträchtigung, binokular (ICD-10-GM H54.2), monokulaur (ICD-10-GM H54.6)
  • Leichte Sehbeeinträchtigung, binokular (ICD-10-GM H54.3)
  • Nicht näher bezeichnete Sehbeeinträchtigung, binokular (ICD-10-GM H54.9)

Klassifikation nach dem Grad der Sehbehinderung und Blindheit

  • Absolute Blindheit (Amaurose): Vollständiger Verlust des Sehvermögens, auch als Vollblind oder selten als Schwarzer Star bezeichnet.
  • Blindheit im Sinne des Gesetzes: Sehvermögen weniger als 1/50 auf dem besseren Auge oder starke Gesichtsfeldausfälle. Dies bedeutet, der Betroffene kann eine Zahl, die ein Gesunder auf 50 m lesen kann, nicht einmal auf einem Meter lesen.

WHO-Kriterien

  • Sehbehinderung: Visus des besseren Auges < 0,3
  • Blindheit: Visus < 0,05

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der Blindheit liegt jenseits des 60. Lebensjahres.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Sehbehinderung: 0,37 % (95-%-Konfidenzintervall [0,28; 0,49]) gemäß der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS). Prävalenz bei Frauen: 0,44 %, bei Männern: 0,31 %. Ab dem 65. Lebensjahr: 0,79 %, dreimal so hoch wie in jüngeren Altersgruppen [1].
  • Blindheit: 0,05 % [0,03; 0,11] gemäß der Gutenberg-Gesundheitsstudie [1].
  • In Deutschland leben etwa 145.000 blinde Menschen. Weltweit sind es circa 39 Millionen.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 12,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf der Blindheit hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Blindheit kann angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Häufig resultiert sie aus fortschreitenden Augenerkrankungen wie Glaukom, diabetischer Retinopathie, altersbedingter Makuladegeneration oder Katarakt.

  • Angeborene Blindheit: Tritt bei der Geburt oder kurz danach auf und bleibt in der Regel unverändert.
  • Erworbene Blindheit: Entwickelt sich im Laufe der Zeit, oft durch chronische Erkrankungen oder Verletzungen des Auges. Der Verlauf kann progredient sein, wobei das Sehvermögen schrittweise abnimmt.

Prognose

Die Prognose der Blindheit hängt ebenfalls von der Grunderkrankung ab:

  • Behandelbare Ursachen: Einige Ursachen der Blindheit, wie Katarakte oder bestimmte Formen der diabetischen Retinopathie, können durch medizinische oder chirurgische Interventionen behandelt werden, was zu einer teilweisen oder vollständigen Wiederherstellung des Sehvermögens führen kann.
  • Unbehandelbare Ursachen: Bei irreversiblen Schädigungen, wie bei fortgeschrittener altersbedingter Makuladegeneration (AMD) oder Glaukom (grüner Star), ist die Prognose schlechter, und das Sehvermögen kann dauerhaft beeinträchtigt bleiben.

Beachte: Bei der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) zeigte sich, dass bei 54,5 % der Sehbehinderten mehr als eine ophthalmologische Pathologie (augenärztliche Erkrankung) ursächlich war [1].

Literatur

  1. Wolfram C, Schuster AK, Elflein HM, Nickels S, Schulz A, Wild PS, Beutel ME, Blettner M, Münzel T, Lackner KJ, Pfeiffer N: The prevalence of visual impairment in the adult population – insights from the Gutenberg Health Study. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 289-95. doi: 10.3238/arztebl.2019.0289