Bei der zystischen Nierenkrankheit (polyzystische Nierenerkrankung; ICD-10-GM Q61.-: Zystische Nierenkrankheit) handelt es sich um Nierenerkrankungen, die durch das Vorkommen vieler Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) gekennzeichnet sind.
Man kann die folgenden Formen unterscheiden:
- Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD; autosomal dominant polycystic kidney disease)
- Autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD; autosomal recessive polycystic kidney disease)
- Bardet-Biedl-Syndrom (BBS; Synonym: Laurence-Moon-Biedl-Bardet-Syndrom, LMBBS) – ein autosomal-rezessiv vererbbare Genmutation
- Medullary cystic kidney disease (MCKD)
- Nephronophthise (NPH) – autosomal-rezessive Form einer tubulointerstitiellen Nephritis; Folge der Krankheit sind Zystennieren an der kortikomedullären Grenze der Nieren
- Orofasziales, digitales Syndrom mit polyzystischen Nieren (OFD) – X-chromosomal vererbt
- Seltene polyzystische Nierenerkrankung
- Weitere zystische Nierenerkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang wie Von-Hippel-Lindau-Syndrom oder tuberöse Sklerose
- Zystische Nierenerkrankungen mit unbekanntem Erbgang
Häufigkeitsgipfel: In der Regel beginnt die ADPKD zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der ADPKD liegt bei < 1 : 2.000 (Europa).
Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD) beträgt ca. 1:500-1:1.000 Einwohner pro Jahr. Es sind circa fünf Millionen Menschen weltweit betroffen.
Die Inzidenz der ADPKD liegt bei 1 : 500 bis 1 : 1 000 Einwohner pro Jahr.
Die Inzidenz der ARPKD liegt bei 1 : 20.000 Einwohner pro Jahr.
Die Inzidenz der NPH liegt bei 1 : 10.000 Einwohner pro Jahr.
Die Inzidenz der MCKD liegt bei < 1 : 10.000 Einwohner pro Jahr.
Verlauf und Prognose: Die polyzystische Nierenerkrankung ist bislang nicht heilbar. Mehr als 50 % der Patienten mit einer autosomal-dominant vererbten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD) erreicht im Alter von 60 Jahren das Stadium der Dialysepflichtigkeit. Allerdings gibt es große individuell Unterschiede im Risiko für eine Progression der Niereninsuffizienz (chronische Nierenschwäche; Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt) bis hin zur Dialysepflichtigkeit.
Komorbiditäten (Begleiterkrankung): Bei der ADPKD finden sich häufig neben Nierenzysten auch Leberzysten (bei > 90 % der über 35-jährigen Patienten) [1].
Literatur
- Torres VE, Harris PC, Pirson Y: Autosomal dominant polycystic kidney disease. Lancet 2007; 369: 1287-301
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Nierenzysten und zystische Nierenerkrankungen bei Kindern. (AWMF-Registernummer: 166 - 003), März 2020 Kurzfassung Langfassung