Lichttherapien in der Medizin

Das Kapitel Lichttherapien beschreibt verschiedene therapeutische Verfahren, die gezielt unterschiedliche Spektren des Lichts zur Behandlung von Erkrankungen einsetzen. Lichttherapie umfasst den Einsatz von ultravioletter Strahlung, sichtbarem Licht sowie infraroter Wärmestrahlung, die über spezifische biologische Mechanismen entzündungshemmend, stimmungsaufhellend, stoffwechselanregend oder schmerzlindernd wirken können.

Historisch reichen die Anwendungen bis in die Antike zurück, als Sonnenlicht (Heliotherapie) bereits zur Linderung körperlicher Leiden genutzt wurde. Heute kommen überwiegend künstliche Lichtquellen zum Einsatz, die eine präzise Dosierung und Spektralanpassung ermöglichen.

Moderne Lichttherapien finden vor allem in der Dermatologie, bei psychischen Störungen (insbesondere saisonaler Depression) sowie bei ausgewählten Stoffwechselerkrankungen Anwendung. Die Verfahren lassen sich in mehrere Untergruppen gliedern, die im Folgenden detailliert dargestellt werden.

Die Verfahren

Lichttherapien nutzen verschiedene Spektren des Lichts zur Behandlung von Haut-, Stoffwechsel- und psychischen Erkrankungen. Je nach Wellenlänge und Anwendungsmethode können sie entzündungshemmend, stimmungsaufhellend, stoffwechselanregend oder schmerzlindernd wirken. Die Verfahren lassen sich in folgende Kategorien unterteilen:

Phototherapien zur Behandlung von Hauterkrankungen

  • Balneophototherapie: Diese Therapieform kombiniert Wasser- und UV-Lichtbehandlung zur effektiven Behandlung von Hauterkrankungen wie Psoriasis und Ekzeme, indem sie entzündliche Prozesse reduziert und die Hautregeneration fördert.
  • Lichttherapie bei Schuppenflechte: Die Behandlung der Psoriasis erfolgt mit therapeutischem UV-Licht und ist eine sehr erfolgreiche Methode. Es kommen Breitspektrum-UVB, Schmalspektrum-UVB und die PUVA-Therapie (UVA-Licht in Kombination mit Psoralen), die auch als Photochemotherapie bezeichnet wird, zum Einsatz.
  • PUVA-Therapie: PUVA kombiniert UVA-Licht mit Psoralen zur Behandlung von Psoriasis, Ekzemen und Vitiligo. Es wird bei resistenten Fällen angewendet, wobei Psoralen oral oder topisch vor der UVA-Exposition eingenommen wird. Diese Therapie erfordert eine sorgfältige Überwachung wegen des erhöhten Hautkrebsrisikos.
  • UV-Lichttherapie: UV-Licht wird unter anderem speziell zur Behandlung von Vitamin-D-Mangel und seinen Folgen eingesetzt.
  • UVB 311 nm-Lichttherapie: Dieses Teilgebiet der Phototherapie behandelt Hauterkrankungen (speziell Psoriasis – Schuppenflechte) effektiv mit einer sogenannten UVB-Schmalspektrum-Lampe, die ein ultraviolettes Licht mit einer Wellenlänge von genau 311 nm ausstrahlt. Dieses Verfahren erzielt unter geringerer Erythembildung (Bildung von Rötungen) einen besseren Erfolg als konventionelle UVB-Breitspektrum-Lampen.
  • UVB 311 nm-Lichttherapie bei Mycosis fungoides: Die UVB 311 nm-Lichttherapie ist eine effektive Behandlung für Mycosis fungoides, ein kutanes T-Zell-Lymphom. Durch die gezielte Anwendung einer spezifischen UVB-Wellenlänge werden krankhafte Hautzellen behandelt, während gesundes Gewebe geschont wird. Diese Methode reduziert Nebenwirkungen und verbessert das Hautbild bei minimaler Erythembildung, besonders in den Frühstadien der Erkrankung.

Lichttherapien für Stoffwechsel und Vitamin-D-Regulation

  • Heliotherapie: Die Heliotherapie nutzt Sonnenlicht zur Behandlung von Vitamin-D-Mangel, Hauterkrankungen und psychischen Störungen wie saisonaler affektiver Störung (SAD). Sie fördert die Vitamin-D-Produktion, verbessert die Stimmung und reguliert den zirkadianen Rhythmus.

Lichttherapien bei psychischen Störungen und Depressionen

  • Bright-Light-Therapie: Diese Therapieform dient der Behandlung depressiver Verstimmung durch Eingreifen in den Biorhythmus des Organismus, der unter anderem durch die Dunkelheit bzw. das Tageslicht beeinflusst wird.
  • Lichttherapie bei Winterdepressionen: Diese Therapieform ähnelt formal der Bright-Light-Therapie und ist speziell auf die Behandlung der Winterdepression, auch als saisonabhängige Depression (SAD) bezeichnet, abgestimmt.

Lichttherapien mit Wärme- oder Laseranwendung

  • Rotlichttherapie/Ultrarotlichttherapie: Diese Formen der Lichttherapie erzielen durch Rotlicht bzw. Infrarotlicht eine Wärmeentwicklung, die einen großen therapeutischen Nutzen hat. Deswegen werden die Verfahren auch zum Gebiet der Wärmetherapie gezählt.
  •  Low-Level-Lasertherapie bzw. Soft-Laserbehandlung: Die Softlasertherapie ist ein schonendes Verfahren, das mit einem Laser niedriger Leistungsdichte Schmerzen, Verspannungen und Verletzungen unterschiedlicher Genese und eine Vielzahl anderer Leiden effektiv therapiert.

Lichttherapien für spezifische Indikationen außerhalb der Dermatologie

  • Blaulichttherapie: Die Blaulichttherapie wird vornehmlich zur Behandlung des Ikterus neonatorum (Neugeborenengelbsucht) verwendet und gehört hier zur Standardtherapie. Außerdem kann diese Therapie auch bei einigen dermatologischen Erkrankungen (Hauterkrankungen) eingesetzt werden.

Die Verfahren, die unter dem Begriff Lichttherapien zusammengefasst werden, stellen äußerst vielfältig einsetzbare und auf ihrem jeweiligen Gebiet sehr spezialisierte Therapiemöglichkeiten dar. Sie ermöglichen dem Patienten eine individuell gestaltbare Behandlung seiner Krankheit und können das Wohlbefinden steigern bzw. die Gesundheit wiederherstellen.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: UV-Phototherapie und Photochemotherapie. (AWMF-Registernummer: 013 - 029), August 2015 Langfassung