Schilddrüsenvorsorge
Die Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle in der Regulation des Energiestoffwechsels, der Thermoregulation und des Herz-Kreislauf-Systems. Eine gezielte Vorsorge ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Funktionsstörungen (z. B. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)) sowie strukturellen Veränderungen (z. B. Knoten, Zysten) und trägt zur Vermeidung systemischer Folgeerkrankungen bei.
Medizinische Vorsorgeuntersuchungen
- Anamnese und klinische Untersuchung (Krankengeschichte/ärztliches Gespräch und körperliche Untersuchung)
- Erhebung unspezifischer Symptome wie Leistungsminderung, Gewichtsschwankungen, Kälte- oder Wärmeintoleranz, Zyklusstörungen.
- Palpation (Abtasten) zur Erkennung von Schilddrüsenvergrößerungen, Knoten oder Druckdolenz (Druckschmerz).
- Schilddrüsensonographie (Schilddrüsenultraschall)
- Nicht-invasive Bildgebung zur Erfassung von Größe, Volumen und Gewebestruktur.
- Früherkennung von Knoten, Zysten, echogenen Veränderungen und Verdichtungen.
Fakultative ergänzende Vorsorgemodule
- Jodstatus (Messung der Jodausscheidung im Urin)
- Bestimmung der Jodausscheidung im Spontanurin (Jod-Kreatinin-Quotient) zur Abschätzung der Jodversorgung.
- Präventivmedizinisch sinnvoll in Risikogruppen (z. B. Jugendliche, Schwangere, Senioren, Menschen mit vegetarischer Ernährung).
- Autoimmunserologie (Nachweis von Autoantikörpern im Blut)
- TPO-Antikörper (TPO-Ak) (Antikörper gegen schilddrüsenspezifische Enzyme) – Nachweis autoimmuner Prozesse, insbesondere bei Hashimoto-Thyreoiditis.
- TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) (Antikörper gegen Steuerungshormon-Rezeptoren) – Screeningparameter bei latent klinischen Konstellationen für Morbus Basedow.
- Thyreoglobulin-Antikörper (TAK) (Antikörper gegen Speicherprotein der Schilddrüse) – Ergänzender Marker bei unklarer Autoantikörperlage.
- Calcitonin (Tumormarker bei medullärem Schilddrüsenkrebs)
- Tumormarker zur Früherkennung eines medullären Schilddrüsenkarzinoms.
- Bei knotiger Schilddrüse oder positiver Familienanamnese (z. B. MEN-Syndrome (Multiple endokrine Neoplasie)) präventiv gerechtfertigt.
Supplementierung im Rahmen der Schilddrüsenvorsorge
Die Schilddrüse ist ein zentrales hormonproduzierendes Organ, dessen Funktion eng mit dem Status bestimmter Mikronährstoffe, Spurenelemente und Vitamine verknüpft ist. Eine gezielte Supplementierung kann zur Prävention funktioneller Störungen wie Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) sowie autoimmunbedingter Erkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis beitragen – vorausgesetzt, die Zufuhr erfolgt evidenzbasiert und labordiagnostisch begleitet.
- Mikronährstoffe (Vitamine)
- Vitamin A (Retinol) (Vitamin A) – Reguliert die Schilddrüsenhormonbiosynthese und fördert die Umwandlung von Thyroxin (T4) in Trijodthyronin (T3).
- Vitamin D3 (Cholecalciferol) (Vitamin D) – Immunmodulatorisch bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere bei Hashimoto-Thyreoiditis.
- Vitamin B2 (Riboflavin) (Vitamin B2) – Unterstützt redoxaktive Prozesse in der Schilddrüsenperoxidase.
- Vitamin B6 (Pyridoxin) (Vitamin B6) – Cofaktor in der Umwandlung von Jodid zu organisch gebundenem Jod.
- Vitamin B12 (Cobalamin) (Vitamin B12) – Wichtig für die Schilddrüsenfunktion bei autoimmunen Krankheitsprozessen.
- Folsäure (Vitamin B9) (Folsäure) – Fördert die Zellproliferation und ist essenziell für Geweberegeneration der Schilddrüse.
- Mineralstoffe und Spurenelemente
- Magnesium (Magnesium) – Cofaktor bei ATP-abhängigen Enzymreaktionen, auch in der Schilddrüsenzelle
- Selen (Selen) – Cofaktor der Dejodinasen, beteiligt an der Umwandlung von T4 in T3; antioxidativer Schutz der Schilddrüse.
- Zink (Zink) – Beteiligung an der Transkription schilddrüsenrelevanter Gene; wichtig für die Schilddrüsenhormonbindung.
- Jod (Jod) – Grundbaustein der Schilddrüsenhormone, essenziell für die Synthese von T3 und T4; zu beachten: individuelle Bedarfsanpassung bei Autoimmunthyreoiditis.
- Eisen (Eisen) – Notwendig für die Funktion der Schilddrüsenperoxidase, dem jodierenden Enzym in der Hormonbiosynthese.
- Kupfer (Kupfer) – Beteiligt an antioxidativen Prozessen und Schilddrüsenstoffwechsel über Superoxiddismutase.
- Weitere bioaktive Substanzen
- Myo-Inositol (Myo-Inositol) – Nach Studienlage förderlich für die TSH-Regulation und Schilddrüsenvolumenreduktion bei subklinischer Hypothyreose.
- L-Tyrosin (L-Tyrosin) – Aminosäuregrundbaustein für die Synthese von T3 und T4.
Eine gezielte Supplementierung sollte stets labordiagnostisch überwacht werden (z. B. TSH, fT3, fT4, Anti-TPO, Selen, Zink, Jod im Urin). Eine Überversorgung – insbesondere mit Jod – kann iatrogen pathologische Prozesse induzieren. Die Anwendung sollte ärztlich indiziert und individuell angepasst erfolgen.
Laborleistungen zur Vorsorge
- Primäre Funktionsdiagnostik (Bestimmung der Hormonwerte im Blut)
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) (Steuerhormon aus der Hirnanhangsdrüse) – empfindlichster Screeningmarker zur Detektion hypo- oder hyperfunktioneller Zustände.
- freies T3 (fT3) (Trijodthyronin) – aktives Hormon zur Beurteilung der peripheren Stoffwechsellage.
- freies T4 (fT4) (Thyroxin) – Reservehormon zur Beurteilung der Schilddrüsenleistung.
- Autoantikörper (Immunologische Marker im Blut)
- TPO-Ak, TRAK, TAK – serologische Marker zur Früherkennung autoimmuner Schilddrüsenerkrankungen.
- Jod im Urin
- Einschätzung der individuellen Jodzufuhr zur Beurteilung einer potenziellen Mangelversorgung.
- Optional als Trendbestimmung bei mehreren Messpunkten.
- Calcitonin
- Einsatz als Frühmarker bei familiärer Belastung oder klinischem Verdacht auf medulläres Karzinom.
Medizingerätediagnostik zur Vorsorge
- Schilddrüsensonographie (Schilddrüsenultraschall)
- Einsatz zur morphologischen Früherkennung bei asymptomatischen Personen oder familiärer Disposition.
- Basismodul in der Schilddrüsenvorsorge zur Erfassung struktureller Veränderungen vor dem Auftreten klinischer Symptome.