Transferrin
Transferrin ist ein β1-Globulin (Transporteiweiß) und dient als zentrales Transportprotein für Eisen (Bluteisen) im Blutplasma (flüssiger Bestandteil des Blutes). Es zählt zu den negativen Akute-Phase-Proteinen (entzündungsabhängige Eiweiße mit erniedrigter Konzentration im Blut bei Entzündung) und reguliert maßgeblich die Eisenverfügbarkeit für zelluläre Prozesse (Eisenversorgung der Körperzellen), insbesondere für die Erythropoese (Blutbildung). Transferrin bindet zweiwertiges Eisen (Fe²⁺) reversibel und transportiert es zu Geweben mit spezifischen Transferrinrezeptoren (Eisenaufnahmestellen), vor allem zu Knochenmark, Leber und Milz (blutbildende und eisenverwertende Organe).
Synonyme
- Tf
- Siderophilin
- β1-Globulin (eisenbindend)
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit ohne Gerinnungsfaktoren)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Entzündungen (krankhafte Reaktionen des Immunsystems) – verminderte Transferrinsynthese
- Schwangerschaft (physiologisch erhöhter Eisenbedarf) – erhöhte Konzentrationen
- Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) – mögliche Einflussnahme auf begleitende Eisenparameter
- Methode
- Turbidimetrie (Trübungsmessung)
- Nephelometrie (Lichtstreuungsmessung)
- Immunologische Verfahren (z. B. ELISA = Enzym-gebundener Immunoassay)
- Elektrophorese (Trennverfahren für Eiweiße im Blut)
Normbereiche (je nach Labor)
Transferrin – Erwachsene
Methode | Referenzbereich (mg/dl) |
---|---|
Turbidimetrisch | 200-400 |
Nephelometrisch | 212-360 |
Transferrin – Kinder
Alter | Referenzbereich (mg/dl) |
---|---|
< 2 Wochen | 158–268 |
< 6 Monate | 202–302 |
> 1 Jahr | 261–353 |
> 14 Jahre | 240–360 |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik bei Eisenmangel (zu wenig Eisen im Körper)
- Differentialdiagnostik bei Anämien (Blutarmut)
- z. B. Eisenmangelanämie, Tumoranämie
- Abklärung von Proteinverlustsyndromen (Eiweißverluste durch Erkrankungen)
- z. B. exsudative Enteropathie (Eiweißverlust über den Darm), nephrotisches Syndrom (Eiweißverlust über die Niere)
- Verlaufskontrolle bei chronischen Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose)
- Begleitparameter bei Akute-Phase-Reaktionen (körperliche Entzündungsreaktionen)
- Tumoranämien und Hämoglobinopathien (angeborene Bluterkrankungen wie Thalassämie)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Eisenmangel (latenter oder manifester) – gesteigerte Transferrinsynthese
- Schwangerschaft (physiologische Veränderung)
- Östrogeneinfluss (z. B. durch Pille)
- Erniedrigte Werte
- Akute oder chronische Entzündungen (z. B. Infektionen, Autoimmunerkrankungen)
- Proteinverlustsyndrome
- Exsudative Enteropathie (Eiweißverlust über den Darm)
- Nephrotisches Syndrom (Eiweißverlust über die Niere)
- Leberzirrhose (fortgeschrittene Lebererkrankung mit verminderter Eiweißbildung)
- Tumoranämien (Blutarmut bei Krebserkrankungen)
- Hämoglobinopathien (Störungen des roten Blutfarbstoffs, z. B. Thalassämie)
- Spezifische Konstellationen
- Transferrin reagiert gegensätzlich zu Ferritin (Eisenspeicherprotein): Bei Entzündungen kann der Transferrinwert zu niedrig sein, obwohl Eisenmangel vorliegt.
- Daher sollte Transferrin immer zusammen mit dem C-reaktiven Protein (CRP, Entzündungsmarker) bestimmt werden.
Weiterführende Diagnostik
- Ferritin (Eisenspeicher) – zur Beurteilung der Eisenvorräte
- C-reaktives Protein (CRP, Entzündungsmarker) – zur Einordnung entzündlicher Prozesse
- Gesamteiweiß und Albumin (Bluteiweiße) – zur Beurteilung von Eiweißverlusten
- Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR) – zur Unterscheidung zwischen Eisenmangel und Entzündungsanämie
- Hepcidin (Eisenregulationshormon) – bei speziellen Formen von Eisenmangel oder -speicherung
Literatur
- von Haehling S, Ebner N, dos Santos MR, Springer J, Anker SD. Eisenmangel – Erkennen und behandeln. Internist. 2017;58(6):627-638. https://doi.org/10.1007/s00108-017-0242-z
- Camaschella C. Iron-deficiency anemia. N Engl J Med. 2015;372(19):1832-1843. https://doi.org/10.1056/NEJMra1401038