Mundgeschwür (Mundulkus) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – zur Erfassung einer Anämie (Blutarmut), Leukopenie (verminderte weiße Blutkörperchen) oder Thrombozytopenie (verminderte Blutplättchen) (hämatologische Erkrankungen, Autoimmunprozesse, medikamentös-toxische Ursachen)
- Differentialblutbild – zur Beurteilung entzündlicher oder infektiöser Veränderungen (bakterielle, virale, autoimmunologische Ursachen)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑] bei infektiöser oder systemischer entzündlicher Genese
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Blut), Sediment – Glukosurie (Zuckerausscheidung im Urin) als Hinweis auf Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Begleitnephritis (Nierenentzündung) bei systemischer Erkrankung
- Vitamin-B12-Spiegel [↓] – zur Erfassung einer perniziösen Anämie (Form der Blutarmut durch Vitaminmangel) oder Malabsorptionssyndrom (Aufnahmestörung im Darm)
- Folsäure-Spiegel [↓] – bei nutritivem Mangel (ernährungsbedingtem Mangel) oder Malabsorption
- Eisenstatus (Serum-Eisen, Ferritin, Transferrinsättigung) [↓] – zur Erkennung einer Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel) als mögliche Ursache rezidivierender Aphthen (wiederkehrender Schleimhautgeschwüre)
- Infektionsserologie – TPHA/VDRL bei Verdacht auf Syphilis (Geschlechtskrankheit); HIV-Serologie bei rezidivierenden, therapierefraktären Ulzera (nicht abheilende Geschwüre)
- Zöliakie-Screening – Transglutaminase-Antikörper, Endomysium-Antikörper (EMA), Gesamt-IgA; bei IgA-Mangel Nachweis der zöliakieassoziierten HLA-DQ-Genkonstellation (erbliche Veranlagung)
- Rheumadiagnostik – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit); Rheumafaktor (RF), CCP-AK (cyclische Citrullin-Peptid-Antikörper), ANA (antinukleäre Antikörper), ggf. HLA-B27 – bei Verdacht auf systemische Autoimmunerkrankung (z. B. Morbus Behçet, Lupus erythematodes, reaktive Arthritis (Gelenkentzündung nach Infektion))
- Haut-/Schleimhautabstrich oder Biopsie (Gewebeprobe) – bei persistierendem Ulkus (dauerhafte Schleimhautverletzung), atypischer Morphologie (ungewöhnlichem Erscheinungsbild) oder unklarer Ätiologie (Ursache) (Verdacht auf Neoplasie (bösartige Neubildung), Autoimmunbullöse Dermatosen (bläschenbildende Autoimmunerkrankungen), Pilz- oder Virusinfektion)
Red Flags (Warnzeichen) bei Mundulkus (Mundgeschwür)
- Schmerzlose, indurierte (verhärtete) Ulzera (Geschwüre) mit fester Basis und persistierendem Verlauf → Verdacht auf Plattenepithelkarzinom (bösartiger Tumor der Schleimhaut)
- Multiple (mehrere) schmerzhafte Ulzera mit Fieber, Arthralgien (Gelenkschmerzen), Augen- oder Genitalbeteiligung → Verdacht auf Morbus Behçet (entzündliche Systemerkrankung)
- Rezidivierende oder therapieresistente Ulzera mit Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung), Nachtschweiß oder Gewichtsverlust → Verdacht auf maligne Systemerkrankung (z. B. Lymphom (Lymphdrüsenkrebs), HIV-assoziierte Neoplasie (Tumorerkrankung))
- Ulzera im zeitlichen Zusammenhang mit neu begonnener Medikation → Verdacht auf medikamentös-toxische Genese (z. B. Methotrexat, Nicorandil, Chemotherapeutika (Krebsmedikamente))
- Nekrotisierende (absterbende), hochschmerzhafte Ulzerationen mit Fieber und starkem Krankheitsgefühl → Verdacht auf bakterielle Superinfektion (Zweitinfektion) oder Agranulozytose (starker Abfall der Granulozyten/Form der weißen Blutkörperchen)