Blut im Stuhl (Hämatochezie, Meläna) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild
  • Differentialblutbild
  • Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl* (soweit Zweifel an der Diagnose bestehen)

Laborparameter 2. Ordnung ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Stuhluntersuchung auf enteropathogene Keime, Pilze, Parasiten und Wurmeier
  • Untersuchung der Biopsien (Gewebeprobe) der Koloskopie (Darmspiegelung)
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) 
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C
  • Gerinnungsparameter – PTT, Quick
  • Tumormarker:
    • Ösophagus (Speiseröhre): Squamous Cell Carcinoma Antigen (SCC), CEA   
    • Magen: CEA, CA 19-9,
    • Kolon (Dickdarm): CEA, Tissue polypeptid antigen (TPA), Septin9-Test  

Hämatochezie/Melena – typische Konstellationen in der Differentialdiagnostik 


Ursache Typische Symptome Laborwerte Charakteristische Befundkonstellation
Divertikelblutung (Blutung aus Ausstülpungen der Darmwand) Akute Hämatochezie (frisches Blut im Stuhl), meist schmerzlos Hb ↓, Anämiezeichen (Blutarmut), Stuhl positiv auf Blut Akute Hämatochezie + endoskopisch sichtbare Divertikel → Divertikelblutung
Kolorektales Karzinom (Dickdarm- oder Mastdarmkrebs) Blut im Stuhl (okkult oder sichtbar), Gewichtsverlust, veränderte Stuhlgewohnheiten CEA ↑, TPA ↑, Septin9-Test positiv Blut im Stuhl + Tumormarker ↑ + Endoskopie-Befund → kolorektales Karzinom
Magenkarzinom (Magenkrebs) Melena (schwarzer Teerstuhl), Gewichtsverlust, Oberbauchbeschwerden CEA ↑, CA 19-9 ↑ Melena + Tumormarker ↑ + Histologie positiv → Magenkarzinom
Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs) Hämatemesis (Bluterbrechen) + Melena, Dysphagie (Schluckstörung), Gewichtsverlust SCC ↑, CEA ↑ Dysphagie + Blutung + Tumormarker ↑ → Ösophaguskarzinom
Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Blutige Diarrhoe (Durchfall), Bauchschmerzen, Fieber CRP ↑, Hb ↓, Stuhlentzündungsmarker ↑ Blutige Diarrhoe + CRP ↑ + Koloskopie mit entzündlichen Veränderungen → CED
Infektiöse Kolitis (Darmentzündung durch Erreger, z. B. Shigellen, EHEC, Amöben, Clostridien) Blutiger Durchfall, Fieber, Bauchschmerzen CRP ↑, Leukozytose (erhöhte weiße Blutkörperchen), Erregernachweis im Stuhl Blutige Diarrhoe + positiver Stuhlnachweis → infektiöse Kolitis
Hämorrhoiden (erweiterte Blutgefäße am After) / Analfissuren (Einrisse am After) Hellrotes Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, Schmerzen beim Stuhlgang (Fissur), Juckreiz Hb meist normal Hellrote Blutung + proktologischer Befund → anorektale Blutungsquelle

Testverfahren zum Nachweis von okkultem Blut im Stuhl:

  • Haemoccult-Test (Guajak-Test) – Nachweis von Hämoglobin;
    Sensitivität
    (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) 30-60 %; Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) 70-85 %; Nachweisgrenze circa 100 µg/g Stuhl
    3 Tage vor und während des Tests ist eine fleischfreie Ernährung erforderlich!
    Der prädiktive Vorhersagewert liegt bei 40-73 %, das heißt, 
    bei 40-73 % der Patienten wurde mittels des Hämoccult-Testes das Kolonkarzinom (Darmkrebs) – gesichert durch eine Koloskopie (Darmspiegelung) – richtig erkannt.
  • Immunologischer Test
    • Schnelltest – Sandwich-Immunoassay (Nachweis von Hämoglobin)
      Sensitivität
      76 %
      ; Spezifität 92 %; Nachweisgrenze circa 10 µg/g Stuhl
      Keine Diät erforderlich vor dem Test!
    • Immunologischer Stuhltest – Immunoluminometrischer Assay (Nachweis von Hämoglobin)
      Sensitivität 96 %; Spezifität > 99 %; Nachweisgrenze circa 1 µg/g Stuhl
      Keine Diät erforderlich vor dem Test!

Störfaktoren

  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, Säureblocker) [1]:
    • Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) bei 43,0 % (PPI) bzw. 65,6 % (non-PPI)
    • Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) bei 86,9 % (PPI) bzw. 92,3 % (non-PPI)
    • PPI-Nutzer hatten zudem ein 63 % erhöhtes Chancenverhältnis für ein falsch positives Stuhltestergebnis (möglicherweise wg. Magensäure-bedingter Dysbiose der Dünndarmschleimhaut, mehr unverdautes Hämoglobin aus oberen Abschnitten des Gastrointestinaltrakts oder NSAR-bedingte Dünndarmläsionen)

Literatur

  1. Rodriguez-Alonso L et al.: Proton pump inhibitors reduce the accuracy of faecal immunochemical test for detecting advanced colorectal neoplasia in symptomatic patients. PLoS ONE 13(8): e0203359 https://doi.org/10.1371/journal.pone.0203359