Aphthe – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Verkürzung der Erkrankungsdauer
  • Reduktion der Anzahl und der Größe der Läsionen
  • Verringerung der Schmerzhaftigkeit

Therapieempfehlungen bei oralen Aphthen

Lokale Therapie

  • Lokalanästhetika (örtlich betäubende Mittel)
    • Benzocain (Lutschtabletten, Mundspülung mit Cetylpyridiniumchlorid)
    • Lidocain (1 % Creme, Gel oder Spray)
  • Antiseptika / Antiphlogistika (desinfizierende / entzündungshemmende Mittel)
    • Triclosan-Mundspülung (0,15 % in Ethanol (Alkohol) und Zinksulfat)
    • Diclofenac (3 % in 2,5 %igem Hyaluron-Gel) – symptomatische Schmerzlinderung
  • Adstringentien (zusammenziehende Mittel)
    • Tinctura Myrrhae oder Tinctura Ratanhiae
  • Kauterisierung (Verödung)
    • Wasserstoffperoxidlösung 0,5 %
    • Silbernitratlösung 1-2 %
  • Lokale Antibiotika (örtlich angewendete bakterienhemmende Mittel)
    • Tetracyclin-Mundspülung (z. B. 5 % Lösung bei Major-Aphthen; 250 mg in 5 ml Trinkwasser)
    • Chlortetracyclin (2,5 %-Mundspülung)
    • Minocyclin (nur ab dem 8. Lebensjahr)
  • Lokale Glucocorticoide (örtlich angewendete Kortisonpräparate)
    • Triamcinolonacetonid (0,1 %-Haftsalbe; 3 × täglich, bevorzugt abends)
    • Dexamethason (0,1 %-Haftsalbe; 4 × täglich)

Stufentherapie bei habituellen Aphthen

Therapiestufe 1

  • Filmbildende Präparate (z. B. AphtoFix)
  • Sucralfat-Suspension
  • Bei Major-Aphthen: 5 %ige Tetracyclin-Mundspülung
  • Optional: Lasertherapie

Therapiestufe 2

  • Triamcinolonacetonid (0,1 %-Haftsalbe)

Empfehlung bei unzureichender Wirkung:

  • Überweisung zur spezialisierten Diagnostik und Therapie in ein Fachzentrum (z. B. Oralmedizin, Dermatologie (Hautheilkunde), Gastroenterologie (Magen-Darm-Heilkunde))

Therapiestufe 3

  • Colchicin (pflanzliches Zellgift aus der Herbstzeitlosen)

Therapiestufe 4 – Akutintervention (zeitlich begrenzt):

  • Prednisolon (Cortisonpräparat; z. B. 10-30 mg/d p.o.)
  • Bei Colchicinresistenz: Dapson oder Apremilast*

Therapie bei therapieresistenten, schweren Aphthosen

  • Dapson* (antibakterieller Wirkstoff aus der Lepra-Therapie): 100 mg/d p.o.
  • Apremilast* (entzündungshemmender Wirkstoff, PDE4-Hemmer)
  • Ciclosporin A* (Immunsuppressivum – Mittel zur Dämpfung des Immunsystems): 1-10 mg/kg KG/d p.o.
  • Azathioprin* (zellhemmendes Immunsuppressivum)
  • Interferon-α* (körpereigener Immunbotenstoff zur Hemmung von Entzündungen)
  • TNF-α-Inhibitoren* (blockieren einen zentralen Entzündungsstoff des Immunsystems)

Therapie bei M. Behçet (orogenitale Aphthosen)

  • Erstlinientherapie:
    • Apremilast* (zugelassen bei Morbus Behçet mit oralen Ulzerationen (Schleimhautgeschwüren))
  • Bei Therapieversagen oder UAW (unerwünschten Arzneimittelwirkungen):
    • Azathioprin*
    • Ciclosporin A*
    • Dapson*
    • TNF-α-Inhibitoren* (z. B. Infliximab)
    • Interferon-α*

Genitale Aphthen/Genitalulcera (Geschwüre im Genitalbereich)

  • Lokal: Sucralfat-Suspension
  • Systemisch:
    • Thalidomid (100 mg/d; mittlere Anwendungsdauer: bis 5 Monate)*
    • Interferon-α bei rezidivierenden orogenitalen Aphthen*

Hinweise

  • *Off-Label-Use: Die Anwendung erfolgt außerhalb der Zulassung – nur bei schwerwiegenden Verläufen und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung.
  • Bei Therapieversagen oder komplexen Verläufen sollte immer eine fachärztliche Weiterbehandlung (z. B. Oralmedizin, Hautarzt, Rheumatologe) erfolgen.

Weitere Hinweise

  • Der Phosphodiesterase 4 (PDE4)-Hemmer Apremilast, der zur Behandlung der Psoriasis zugelassen ist, hat in einer Phase 3-Studie die Abheilung von oralen Ulzera bei Patienten mit Morbus Behçet gefördert [1]. Apremilast reduziert die Zahl oraler Aphthen in 12 Wochen signifikant und auch damit verbundene Schmerzen. Bereits in der ersten Woche ist dieser Effekt deutlich sichtbar. Im April 2020 wurde die Zulassung erweitert auf die Behandlung von erwachsenen Patienten mit oralen Aphthen in Zusammenhang mit einem Behçet-Syndrom, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Hatemi G et al.: Trial of Apremilast for Oral Ulcers in Behçet’s Syndrome N Engl J Med 2019; 381:1918-1928 doi: 10.1056/NEJMoa1816594

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapieoptionen von Aphthen und aphtoiden Läsionen der Mund- und Rachenschleimhaut. (AWMF-Registernummer: 007 - 101), April 2023 Langfassung