Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik Cervixinsuffizienz (Gebärmutterhalsschwäche) dar.
Familienanamnese
- Sind in Ihrer Familie Fälle von Bindegewebsschwächen oder genetisch bedingten Erkrankungen bekannt?
- Wurde bei Familienmitgliedern das Ehlers-Danlos-Syndrom diagnostiziert? Dabei handelt es sich um eine sehr seltene angeborene Erkrankung des Bindegewebes, bei der auch der Gebärmutterhals unzureichend ausgebildet sein kann.
Sozialanamnese
- Sind Sie aktuell beruflich oder privat einer starken körperlichen oder emotionalen Belastung ausgesetzt?
- Müssen Sie im Alltag schwere Lasten tragen oder körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführen?
- Wie gestalten sich Ihre Möglichkeiten zur körperlichen Schonung im Alltag, insbesondere während einer Schwangerschaft?
- Besteht psychosozialer Stress, z. B. durch belastende Lebensumstände, Partnerschaftsprobleme oder frühere belastende Geburtserfahrungen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
Diese Symptome und Befunde können auf eine Cervixinsuffizienz hinweisen. Der Verdacht ergibt sich insbesondere im Verlauf einer Schwangerschaft (typischerweise zwischen der 14. und 20. Schwangerschaftswoche), wenn bestimmte Veränderungen ohne Wehentätigkeit auftreten:
- Klinische Symptome:
- Druckgefühl nach unten (Vaginal- oder Beckenbodendruck)
- Menstruationsähnliche Schmerzen oder krampfartige Unterbauchschmerzen
- Ziehen in der Leistenregion oder im unteren Rücken
- Unklare, diffuse Unterbauchbeschwerden
- Vermehrter vaginaler Ausfluss
- Schmierblutungen oder brauner Ausfluss
- Objektivierbare Befunde:
- Spekulumeinstellung: Sichtbarer Vorfall der Fruchtblase (Blasenvorfall) im Bereich der Scheide
- Vaginaler Ultraschall: Verkürzung der Zervixlänge (< 25 mm vor der 24. SSW), Trichterbildung, Eröffnung des inneren Muttermundes
- Vaginale Tastuntersuchung: Eröffnung des Gebärmutterhalskanals (Zervikalkanal) auf Fingerdurchgängigkeit
- Fehlen von Wehentätigkeit bei gleichzeitigem Fortschreiten der Zervixveränderung
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Infektionen oder chronisch-entzündliche Erkrankungen des Gebärmutterhalses
- Zustand nach medizinischer Behandlung einer Cervixinsuffizienz (z. B. Zervixcerclage, Pessar)
- Gynäkologische Operationen:
- Operationen am Gebärmutterhals (z. B. Konisation (Gewebeentnahme oder kegelförmige Ausschneidung am Gebärmutterhals), LEEP, Laserablation) wegen:
- entzündlicher Veränderungen
- prämaligner Veränderungen (z. B. zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN))
- neoplastischer Veränderungen (Zervixkarzinom-Vorstufen oder -Frühstadien)
- Operative Korrektur von Fehlbildungen des Uterus oder des Gebärmutterhalses (z. B. Uterus subseptus, Doppelcervix)
- Operationen am Gebärmutterhals (z. B. Konisation (Gewebeentnahme oder kegelförmige Ausschneidung am Gebärmutterhals), LEEP, Laserablation) wegen:
- Schwangerschaftsanamnese:
- Gab es bei früheren Schwangerschaften Komplikationen durch einen vorzeitigen Blasensprung oder eine Frühgeburt im zweiten Trimenon?
- Haben Sie in der Vergangenheit Gebärmutterhalsrisse (z. B. Emmet-Riss) bei vaginalen Geburten erlitten?
- Kam es nach einer Fehlgeburt zu Komplikationen oder Infektionen im Bereich des Gebärmutterhalses?
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.