Knieschmerzen (Gonalgie) – Labordiagnostik

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung (ärztliche Untersuchung) und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Entzündungsparameter
    • CRP (C-reaktives Protein) – geeignet zur Detektion akuter und subakuter systemischer Entzündungsreaktionen; sensitiv für septische Arthritis (Gelenkinfektion), akute bakterielle Infekte, akute Schübe entzündlich-rheumatischer Erkrankungen (rheumatische Erkrankungen).
    • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) – wertvoll bei chronisch-entzündlichen Prozessen (z. B. rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung), Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen)); weniger sensitiv bei Akutprozessen als CRP.
  • Harnsäure
    • Zum Ausschluss bzw. Nachweis einer Gichtarthritis (Gichtgelenkentzündung) – allein nicht beweisend, aber relevant bei typischer Klinik; Normalwerte schließen akuten Gichtanfall nicht sicher aus.
  • Rheumaserologie
    • Rheumafaktor (RF), anti-CCP-Antikörper, ANA (antinukleäre Antikörper) – indiziert bei Verdacht auf chronisch-entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung), Spondyloarthritiden (Wirbelsäulenrheuma) (indirekt), Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen); anti-CCP mit hoher Spezifität für RA.
  • Infektionsserologie
    • Antikörpertests bei Verdacht auf bakterielle oder virale Infekte, z. B.:
      • Borreliose-Titer (IgM, IgG) – sinnvoll bei persistierender, mono- oder oligoartikulärer Arthritis (Gelenkentzündung); PCR aus Gelenkpunktat ist sensitiver als Serologie.
      • Chlamydien-Antikörper – indiziert bei reaktiver Arthritis (reaktive Gelenkentzündung) nach Urethritis (Harnröhrenentzündung) oder gastrointestinaler Infektion (Magen-Darm-Infektion).
      • Hepatitis B/C, HIV – nur bei klinischer Indikation; wichtig bei unklarer Polyarthritis (mehrgelenkige Entzündung) oder vor geplanter immunsuppressiver Therapie.
  • Gelenkpunktat-Analyse (bei Erguss (Flüssigkeitsansammlung))
    • Makroskopisch: serös, bernsteinfarben, trüb, blutig – erste Einordnung degenerativ-entzündlich-septisch (abnutzungsbedingt–entzündlich–infektiös).
    • Mikroskopisch: Gesamtzellzahl, Differenzierung, Nachweis von Kristallen (Uratkristalle bei Gicht, Calciumpyrophosphat-Kristalle bei Pseudogicht (falsche Gicht)/Chondrokalzinose (Knorpelverkalkung)).
    • Bakteriologie:
      • Grampräparat – rascher Hinweis auf bakterielle Genese.
      • Kultur (aerob/anaerob) – Goldstandard zur Identifikation des Erregers.
      • ggf. PCR-Diagnostik – besonders bei schwer kultivierbaren Erregern (z. B. Borrelia (Borrelien), Kingella (Kingella-Bakterien), Gonokokken (Gonorrhoe-Erreger)).

Wichtiger Hinweis: Die Punktion (Gelenkflüssigkeitsentnahme) und mikrobiologische Diagnostik des Kniegelenks muss stets vor einer Antibiotikagabe erfolgen, um einen Erregernachweis nicht zu kompromittieren.

Red Flags (Warnzeichen) bei Gonalgie (Knieschmerz)

  • Starke, akut einsetzende Schmerzen mit rascher Progredienz (schnellem Fortschreiten)
  • Ruheschmerz oder nächtlicher Schmerz
  • Fieber, Schüttelfrost oder allgemeines Krankheitsgefühl – Verdacht auf septische Arthritis (Gelenkinfektion)
  • Überwärmung, ausgeprägte Rötung, deutliche Schwellung – Infekt oder akute Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Trauma in der Anamnese mit Unfähigkeit, das Bein zu belasten – Verdacht auf Fraktur (Knochenbruch) oder schwere Bandverletzung
  • Gelenkblockierung oder mechanisches „Hängenbleiben“ – Verdacht auf Meniskusläsion (Meniskusriss) oder freier Gelenkkörper
  • Ausgeprägter Gelenkerguss mit Spannungsgefühl – akute intraartikuläre Pathologie
  • Neu aufgetretene Fehlstellung oder Achsabweichung
  • Neurologische Ausfälle oder vaskuläre Symptome (z. B. Blässe, Kälte, Pulslosigkeit)
  • Schwere nächtliche Schmerzen, ungewollter Gewichtsverlust, B-Symptomatik (Allgemeinsymptome) – Verdacht auf Tumor oder systemische Erkrankung