Clusterkopfschmerz – Labordiagnostik
Der Clusterkopfschmerz (anfallsartiger, heftigster einseitiger Kopfschmerz) gehört zu den primären Kopfschmerzerkrankungen aus der Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Er ist gekennzeichnet durch streng einseitige, sehr starke Kopfschmerzattacken im Bereich der Orbita (Augenhöhle), Supraorbita (Bereich über der Augenhöhle) oder Schläfe, die mit autonomen Begleitsymptomen auf der gleichen Seite einhergehen (z. B. Tränenfluss, Nasenlaufen, Ptosis (Herabhängen des Oberlids), Miosis (Pupillenverengung)). Die Attacken treten typischerweise in Serien (Clustern) über Wochen auf, gefolgt von symptomfreien Intervallen.
Diagnosestellung
Die Diagnose wird klinisch anhand der Kriterien der International Classification of Headache Disorders (ICHD-3) gestellt:
- Mindestens 5 Attacken
- Sehr starke oder extrem starke einseitige Schmerzen im orbitalen (Augenhöhlen-), supraorbitalen (über der Augenhöhle) und/oder temporalen (Schläfen-) Bereich
- Dauer 15-180 Minuten (unbehandelt)
- Begleitend mindestens eines der folgenden autonomen Symptome auf der betroffenen Seite: Konjunktivale Injektion (gerötete Bindehaut), Tränenfluss, nasale Kongestion (verstopfte Nase), Rhinorrhö (laufende Nase), Lidödem (Schwellung des Augenlids), Stirn-/Gesichtsschweiß, Miosis (Pupillenverengung), Ptosis (Herabhängen des Oberlids)
- Frequenz: 1 alle 2 Tage bis 8 pro Tag
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
Da der Clusterkopfschmerz (anfallsartiger, heftigster einseitiger Kopfschmerz) eine primäre Kopfschmerzerkrankung ist, sind Laboruntersuchungen bei typischem Verlauf ohne klinischen Verdacht auf sekundäre Ursachen in der Regel nicht erforderlich.
Obligate Laboruntersuchungen sind nur angezeigt, wenn anamnestisch, klinisch oder bildgebend Hinweise auf eine sekundäre Kopfschmerzursache bestehen:
- Kleines Blutbild
- CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – bei Verdacht auf entzündliche oder infektiöse Genese
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) – zum Ausschluss einer Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) oder unerkannter Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker) als Trigger
- Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat – bei Verdacht auf metabolische Trigger
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
Nur indiziert, wenn ein atypischer Verlauf, therapierefraktäre Kopfschmerzen oder Zusatzsymptome vorliegen:
- Schilddrüsenparameter – TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), fT3 (freies Trijodthyronin), fT4 (freies Thyroxin) – bei Verdacht auf endokrine Störungen
- Borrelien-Serologie – bei anamnestischem Hinweis auf Zeckenexposition und neurologische Zusatzsymptomatik
- Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) – bei Verdacht auf entzündliche oder neoplastische Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Hormonstatus (z. B. Cortisol, Testosteron, Wachstumshormon) – bei Verdacht auf Hypophysenpathologie (Erkrankung der Hirnanhangsdrüse)
- MRT (Magnetresonanztomographie) des Schädels mit und ohne Kontrastmittel (einschließlich Sellaregion (Bereich der Hirnanhangsdrüse)) – zum Ausschluss struktureller Läsionen
Bildgebung
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Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns mit besonderem Fokus auf Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und paraselläre Region – obligat bei atypischem Verlauf oder erstmaligem Auftreten jenseits des 50. Lebensjahres
Wichtig
- Bei Erstmanifestation oder unklaren Symptomen muss immer eine sekundäre Kopfschmerzursache ausgeschlossen werden (z. B. Karotisdissektion (Riss in der Halsschlagaderwand), Sinus-cavernosus-Thrombose (Blutgerinnsel in einer großen Hirnvene), Hypophysenadenom (gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse)).
- Eine Abklärung in einer spezialisierten Kopfschmerzambulanz ist bei unklaren oder therapierefraktären Fällen empfohlen.