Urologische Operationen: Verfahren und Indikationen im Überblick
Die operative Urologie umfasst ein breites Spektrum chirurgischer Eingriffe zur Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Nieren, ableitenden Harnwege, Prostata und männlichen Geschlechtsorgane. Die Bandbreite reicht von minimalinvasiven endoskopischen Techniken bis zu radikalen Organentfernungen und rekonstruktiven Maßnahmen.
Die nachfolgenden urologischen Eingriffe lassen sich thematisch in fünf Hauptbereiche gliedern: Prostataoperationen, Operationen an Harnblase und Harnleitern, Nieren- und Steintherapie, fertilitätsbezogene Eingriffe beim Mann sowie chirurgische Maßnahmen an der männlichen Genitalhaut.
Prostataoperationen
Eingriffe an der Prostata (Vorsteherdrüse) dienen der Diagnostik bei Verdacht auf ein Karzinom (Krebserkrankung) oder der Therapie benigner (gutartiger) und maligner (bösartiger) Erkrankungen. Neben bildgestützten Biopsieverfahren kommen operative Resektionen und radikale Exstirpationen zum Einsatz.
- 3-D live MRT-gesteuerte Prostatabiopsie (Gewebeprobe der Vorsteherdrüse mit Magnetresonanztomographie)
Bildgestütztes, präzisionsbasiertes Biopsieverfahren mit Echtzeit-Navigation zur gezielten Entnahme verdächtigen Prostatagewebes bei suspekten Läsionen (verdächtigen Veränderungen). - Ultraschallgesteuerte Prostatapunktion (Gewebeentnahme aus der Vorsteherdrüse mit Ultraschallkontrolle)
Transrektale oder transperineale Biopsie (Gewebeprobe durch den Mastdarm oder den Damm) unter sonographischer Führung (Ultraschall) zur histologischen (feingeweblichen) Abklärung bei PSA-Erhöhung oder tastbaren Befunden. - Transurethrale Prostataresektion (TURP) (Ausschälung der Vorsteherdrüse (Prostata) durch die Harnröhre (Urethra))
Standardverfahren zur Entfernung von Prostatagewebe bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) mit Obstruktion – endoskopisch über die Harnröhre. - Radikale Prostatektomie (vollständige Entfernung der Vorsteherdrüse)
Komplette Entfernung der Prostata einschließlich der Samenblasen (Vesiculae seminales) bei lokal begrenztem Prostatakarzinom – offen chirurgisch oder roboterassistiert (z. B. da Vinci-System). Je nach Risikoprofil erfolgt zusätzlich eine pelvine Lymphadenektomie (operative Entfernung der Beckenlymphknoten).
Operationen an Harnblase und Harnleitern
Diese Verfahren dienen der Diagnostik und Therapie von Tumoren oder Stenosen im Bereich der Harnblase und oberen Harnwege. Endoskopische Techniken sind Standard.
- Endoskopische Harnblasenbiopsie (Gewebeentnahme aus der Harnblase durch die Harnröhre)
Transurethrale Gewinnung von Gewebe aus der Harnblase zur Abklärung urothelialer Läsionen unter direkter Sichtkontrolle. - Harnblasenentfernung (Zystektomie) (operative Entfernung der Harnblase)
Radikale Entfernung der Harnblase bei muskelinvasivem Blasenkarzinom – häufig mit Anlage einer Harnableitung (z. B. Ileum-Conduit oder Neoblase). - Harnleiter- und Nierenspiegelung (Ureterorenoskopie) (endoskopische Untersuchung von Harnleiter und Nierenbecken)
Endoskopische Darstellung und Intervention im Bereich von Ureter und Nierenbecken – z. B. zur Steinextraktion oder Tumorabtragung.
Nieren- und Steintherapie
Bei komplexen Nephrolithiasisformen (Nierensteinleiden) oder nicht funktionserhaltbaren Nierenerkrankungen werden interventionelle oder resektive Verfahren eingesetzt.
- Perkutane Nephrolithotomie (Steinentfernung aus der Niere durch die Haut)
Minimalinvasives Verfahren zur Entfernung großer oder staghornförmiger Nierensteine über einen Hautzugang in das Nierenbecken. - Nierenentfernung (Nephrektomie) (operative Entfernung der Niere)
Radikale Entfernung der Niere bei malignen Tumoren, funktionslosem Organ oder schwerer Traumaeinwirkung – offen oder laparoskopisch.
Fertilitätsbezogene Operationen beim Mann
Diese Eingriffe betreffen die Reproduktion – entweder zur definitiven Empfängnisverhütung oder zur Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit.
- Sterilisation des Mannes (Vasektomie) (Durchtrennung der Samenleiter)
Durchtrennung und Ligatur der Samenleiter zur dauerhaften Unterbindung der Fertilität – in der Regel ambulant durchführbar. - Refertilisierung des Mannes (Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach Sterilisation)
Mikrochirurgische Rekanalisierung der Samenleiter nach vorausgegangener Vasektomie – indiziert bei erneutem Kinderwunsch.
Operation am Präputium (Vorhaut)
Diese Maßnahme dient funktionellen, hygienischen oder medizinischen Zwecken im Bereich der Vorhaut.
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Vorhautbeschneidung (Zirkumzision) (Entfernung der Vorhaut)
Teilweise oder vollständige Entfernung der Vorhaut – z. B. bei Phimose (Vorhautverengung), rezidivierenden Entzündungen oder aus religiösen Gründen.
Fazit
Die operative Urologie bietet ein breites Spektrum präziser, leitlinienbasierter Eingriffe zur Diagnostik, Therapie und Prävention urologischer Erkrankungen. Abhängig von Befund, anatomischer Situation und Patientenvoraussetzungen wird individuell die optimale Technik gewählt – stets unter Berücksichtigung funktioneller Erhaltung und langfristiger Lebensqualität.