Medizingerätediagnostik bei Infektionserkrankungen

Die Medizingerätediagnostik bei Infektionserkrankungen ermöglicht die morphologische (strukturelle) und funktionelle (funktionsbezogene) Erfassung infektiöser Prozesse sowie deren Ausbreitung, Komplikationen und systemische Beteiligung. Die Auswahl der Methoden richtet sich nach klinischer Fragestellung, Schweregrad, Organsystem und Verlauf. Die Diagnostik erfolgt stufenweise – von der Basisdiagnostik bis zu weiterführenden Bildgebungen und nuklearmedizinischen Verfahren.

1. Basisdiagnostik – zur Erstbeurteilung und Verlaufskontrolle:

  • Fiebermessung (inkl. Fiebertypen)
    Erfassung von Temperaturverläufen bei akuten oder prolongierten Infektionen; Grundlage der Infektklassifikation
  • Lymphknotensonographie (Ultraschall der Lymphknoten)
    Differenzierung zwischen reaktiver, entzündlicher oder abszedierender Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung)
  • Abdomensonographie (Bauchultraschall)
    Beurteilung von Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung), intraabdominellen Abszessen oder Darmwandveränderungen (z. B. bei Typhus abdominalis, Amöbenruhr)
  • Röntgen-Thorax
    Standardverfahren bei pulmonalen Infekten (Lungeninfektionen) zur Erkennung von Infiltraten (Entzündungsherden), Pleuraergüssen (Flüssigkeitsansammlungen im Brustfell) oder Hiluslymphknotenvergrößerungen

2. Weiterführende Diagnostik – bei unklaren Befunden oder Komplikationen:

  • Echokardiographie
    Indiziert bei Fieber unklarer Genese mit Herzgeräusch, Bakteriämie (Bakterien im Blut) oder V.a. Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
  • Computertomographie (CT)
    Hohe Sensitivität zur Detektion retroperitonealer (hinter dem Bauchfell gelegener), thorakaler (den Brustraum betreffender) oder zerebraler (das Gehirn betreffender) Infekte
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
    Goldstandard zur Darstellung von Weichteilinfekten (Infektionen der Muskulatur, des Binde- oder Fettgewebes), ZNS-Beteiligungen (zentralnervöse Infektionen, z. B. Enzephalitis)

3. Spezialisierte Verfahren – bei spezifischer Fragestellung oder fehlender Befundklärung:

  • Thermographie
    Funktionelle Detektion von Entzündungsarealen bei rheumatologischer (entzündlich-rheumatischer), infektiöser oder posttraumatischer (nach Verletzungen auftretender) Genese
  • Kapillarmikroskopie
    Bei Verdacht auf septische Mikroangiopathien (Entzündungen kleinster Blutgefäße) oder bei systemischen Infektionen mit Mikrozirkulationsbeteiligung (gestörte Durchblutung feinster Gefäße)
  • Immunstimulationsszintigraphie
    Nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung aktivierter Immunzellen (Abwehrzellen) bei chronischen oder subakuten Infektionsprozessen
  • Leukozytenszintigraphie
    Sensitives Verfahren zum Nachweis okkulter Infektherde (versteckter Entzündungsherde) durch radioaktiv markierte autologe Leukozyten (körpereigene weiße Blutkörperchen)