Apparative Diagnostik bei Blutkrankheiten: Bildgebung, Funktionstests und Organdiagnostik in der Hämatologie

Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe erfordern eine umfassende Diagnostik, die über klassische Laborparameter hinausgeht. Apparative Verfahren ermöglichen die Erfassung struktureller und funktioneller Organveränderungen, die durch hämatologische (blutbildende) Grunderkrankungen verursacht werden oder als deren Folge auftreten. Dazu zählen insbesondere Lymphome (Lymphknotenkrebs), Leukämien (Blutkrebs), Plasmazellneoplasien (bösartige Erkrankungen der Plasmazellen) und hämolytische Syndrome (krankhafte Auflösung roter Blutkörperchen) mit Organmanifestationen in Leber, Milz, Lymphknoten oder Knochen.

Die eingesetzten Verfahren lassen sich stufenweise gliedern – von der orientierenden Basisdiagnostik über weiterführende Schnittbildverfahren bis zu spezialisierten Funktionstests und nuklearmedizinischer Diagnostik. Nachfolgend ist die Stufendiagnostik systematisch dargestellt. Jedes Verfahren wird über einen eigenen Fachartikel abgebildet.

Stufendiagnostik bei Blut- und blutbildenden Erkrankungen

1. Basisdiagnostik

  • Röntgen-Thorax (Röntgen der Brustorgane)
    Zur Beurteilung mediastinaler (zwischen den Lungen liegender) Lymphknoten, Infiltrate (Gewebeveränderungen) oder Pleuraergüsse (Flüssigkeitsansammlungen im Brustfell)
  • Lebersonographie (Leberultraschall)
    Standarduntersuchung zur Beurteilung von Lebergröße, Parenchymstruktur (Gewebestruktur), Raumforderungen (Gewebeverdrängungen) und portaler Stauung (Blutflussstörung)
  • Milzsonographie (Ultraschall der Milz)
    Erfassung von Splenomegalie (Milzvergrößerung), Infarkten (Gewebeuntergang) oder fokalen Läsionen (umschriebenen Veränderungen)
  • Lymphknotensonographie (Lymphknotenultraschall)
    Sonographische Beurteilung oberflächlicher Lymphknotenregionen (zervikal, axillär, inguinal) bei Lymphomen oder Leukämien

2. Weiterführende Bildgebung

  • Computertomographie (CT)
    Schnittbildverfahren zur Detektion retroperitonealer (hinter dem Bauchfell liegender) Lymphknoten, parenchymatöser (das Gewebe betreffender) Organveränderungen und ossärer (knochenbezogener) Läsionen
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
    Weichteilsensitives Verfahren zur Darstellung von Knochenmarkinfiltrationen, zentralnervöser Beteiligung oder fokalen Organmanifestationen
  • Positronenemissionstomographie/Computertomographie (PET-CT)
    Kombination aus metabolischer (stoffwechselabhängiger) und anatomischer Bildgebung, v. a. zur Beurteilung der Aktivität und Ausbreitung bei aggressiven Lymphomen und Plasmazellerkrankungen
  • Skelettszintigraphie (Knochenszintigraphie)
    Darstellung osteolytischer (knochenauflösender) oder osteoblastischer (knochenaufbauender) Herde, insbesondere bei Multiplem Myelom oder lymphoproliferativen Erkrankungen (übermäßige Vermehrung von Lymphozyten) mit Knochenaffektion

3. Funktionelle Organdiagnostik

  • Elastographie der Leber
    Nicht-invasive Quantifizierung der Lebersteifigkeit zur Fibrosediagnostik (Erkennung von Leberverhärtung) bei hämatologischen Systemerkrankungen mit Leberbeteiligung
  • Elastographie der Milz
    Beurteilung der Milzhärte zur Einschätzung portaler Hypertension (erhöhter Druck in der Pfortader) oder systemischer Infiltration
  • Duplexsonographie der Milzvene und Pfortader
    Hämodynamische (den Blutfluss betreffende) Beurteilung der portalen Zirkulation bei Splenomegalie oder gestörter Leberperfusion (Durchblutung)

4. Immunologische und resorptive Funktionsdiagnostik

  • Immunszintigraphie
    Szintigraphischer Nachweis von Immunzellverteilung, inflammatorischer Aktivität (Entzündung) oder Tumorinfiltration mit markierten Antikörpern
  • Schilling-Test
    Funktionstest zur Untersuchung der intestinalen (den Darm betreffenden) Vitamin-B12-Resorption bei Verdacht auf perniziöse Anämie (besondere Form der Blutarmut) oder Funktionsstörung des terminalen Ileums (letzter Abschnitt des Dünndarms)

Diese strukturierte apparative Diagnostik ermöglicht eine gezielte Abklärung hämatologischer Erkrankungen auf Organebene, unterstützt die Stadienklassifikation (Einstufung des Krankheitsausmaßes), die Therapieentscheidung sowie das Monitoring (Verlaufsbeobachtung) von Krankheitsverläufen. Alle hier aufgeführten Verfahren sind im Rahmen einzelner Fachartikel dokumentiert und werden gemäß aktueller Evidenzlage dargestellt.