Atemnot (Dyspnoe) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Dyspnoe (Atemnot) auftreten:

Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit Atemnot:

  • Dyspnoe (Atemnot): Ein subjektives Gefühl von Kurzatmigkeit, Atemnot oder Lufthunger; betrifft ca. 80-90 % der Patienten, die über Atemnot klagen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Erkrankungen, die mit Atemnot assoziiert sind:

  • Vermehrte Anstrengung beim Atmen: Betroffene müssen häufig mehr Kraft aufwenden, um zu atmen, was als unangenehm empfunden wird und ca. 60-70 % der Betroffenen betrifft.
  • Tachypnoe: Eine erhöhte Atemfrequenz von mehr als 20-25 Atemzügen pro Minute bei Erwachsenen; dies betrifft ca. 50-60 % der Patienten mit Dyspnoe
  • Hyperpnoe: Vertiefte, verstärkte Atmung, die bei ca. 30-40 % der Patienten auftritt, um den Sauerstoffbedarf des Körpers zu decken

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Beklemmungsgefühl: Ca. 40-50 % der Betroffenen berichten von einem Gefühl der Enge oder Beklemmung in der Brust, was die Atemnot verstärkt.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Durch die vermehrte Anstrengung beim Atmen fühlen sich ca. 30 % der Betroffenen schnell erschöpft.

Beachte: Da im Vergleich zu den Männern Frauen eine niedrigere absolute FEV1 (2,7 vs. 3,7 Liter) haben, wird das Symptom einer Belastungsdyspnoe (mMRC ≥ 1/Dyspnoe bei schnellem Gehen oder bei leichten Anstiegen) in der allgemeinen Bevölkerung von 27 % der Frauen, jedoch nur von 14 % der Männer angegeben [1].

Warnzeichen (red flags)

  • Anamnestische Angaben:
    • Gewichtsverlust → denken an: Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
    • Herzinsuffizienz
    • Tumorerkrankung (höchste Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) zeigen Patienten mit Bronchialkarzinom (74,3 %))
  • Akute Dyspnoe + Hypertonie (Bluthochdruck) + Thoraxschmerz (Brustschmerzen) → denken an: akutes Koronarsyndrom (AKS bzw. ACS, acute coronary syndrome; Spektrum von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das von der instabilen Angina pectoris (iAP; engl unstable angina, UA; "Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend bei inkonstanter Symptomatik) bis zu den beiden Hauptformen des Myokardinfarkts (Herzinfarkt), dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und dem ST-Hebungsinfarkt (STEMI), reicht), Aortenaneurysma (Aussackung (Aneurysma) der Hauptschlagader (Aorta)) oder Lungenembolie (Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien durch ein Blutgerinnsel)
  • Atemsynchroner Schmerz mit Ruhedyspnoe (Auftreten einer Atemnot in Ruhe) → denken an: Lungenembolie
  • Zunahme der Dyspnoe nach dem Hinlegen (Orthopnoe) → denken an: Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder toxisches Lungenödem (Wassereinlagerung in die Lunge)
    Hinweis: Da Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sich häufig im Bett wenden (griech.: trepo), um Luft (pneuma) zu bekommen, wird das Symptom auch als Trepopnoe bezeichnet.
  • Dyspnoe beim Herunterbeugen (Bendopnoe) → denken an: Herzinsuffizienz 
  • Allgemeine Schwäche oder Müdigkeit, die durch andere Befunde nicht ausreichend erklärt werden können → denken an: pulmonale Hypertonie (PH; Erhöhung des Gefäßwiderstandes und damit des Blutdruckes im Lungenkreislauf)
  • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, Nasenflügeln, eventuell interkostale Einziehungen → schwere respiratorische Störung
  • Bellender, trockener Reizhusten → denken an: Epiglottitis (Kehldeckelentzündung), die zu einer lebensbedrohlichen Atemnot führen kann
  • Inspiratorischer Stridor (Atemgeräusch/Zischen bzw. Pfeifen bei der Einatmung) + akute Dyspnoe → denken an: Verlegung der oberen Atemwege (Dyspnoe kann sich bis zur Asphyxie (drohender Erstickungszustand) steigern; Einziehungen im Jugulum (kleine Vertiefung im vorderen Halsbereich) und Epigastrium (Bauchregion zwischen Rippenbogen und Bauchnabel) und zunehmende Zyanose)
  • Exspiratorischer Stridor + akute Dyspnoe → denken an: Bronchospasmus (verkrampfen der Muskeln, welche die Atemwege umspannen); falls zudem Hauterscheinungen (Rötung, Quaddeln etc.), Hypotension (Blutdruckabfall) und Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) → denken an: anaphylaktische Reaktion
  • Biphasischer Stridor → Obstruktion, die sich sowohl auf den extrathorakalen als auch intrathorakalen Bereich erstreckt. Dies spricht für eine Läsion oder Obstruktion in der Nähe der Glottis (Stimmbänder) oder im subglottischen Bereich, wodurch sowohl der Luftstrom in die Lunge als auch aus der Lunge behindert wird. Häufige Ursachen umfassen:
    • Subglottische Stenosen: Angeborene oder erworbene Verengungen unterhalb der Stimmbänder.
    • Laryngospasmus: Plötzlicher krampfartiger Verschluss der Stimmritze, der sowohl die Ein- als auch die Ausatmung behindert.
    • Larynxtrauma oder Fremdkörper: Mechanische Ursachen können zu einer dualen Atemwegsobstruktion führen.
  • Seitendifferentes Atemgeräusch → Fremdkörperaspiration
  • Plötzliche Bradypnoe (verlangsamte Atmung)/Apnoe (Atemstillstand)
  • Akute Verwirrtheit → Zeichen einer schweren Hypoxie (Sauerstoffmangel)
  • Chronische Dyspnoe (> 4 Wochen) → denken an: Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck), interstitielle Lungenerkrankungen oder Pleuraergüsse
  • Zyanose (bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute) → akuter Notfall

Akut lebensbedrohliche pulmonale Dyspnoeursachen

  • Akute Lungenembolie – partielle (teilweise) oder vollständige Verlegung einer Lungenarterie, die vor allem durch eine Becken-Bein-Thrombose (ca. 90 % der Fälle) bedingt ist
  • Exazerbationen (deutliche Verschlimmerung eines Krankheitsbildes) der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung („chronic obstructive pulmonary disease“, COPD) oder Asthma bronchiale
  • Obstruktionen der oberen Atemwege
  • Pneumothorax – Kollaps der Lunge, der durch eine Luftansammlung zwischen der Pleura viszeralis (Lungenfell) und der Pleura parietalis (Brustfell) bedingt ist.
  • Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Pulmonale Hämorrhagie – Blutung aus den Atemwegen

Literatur

  1. Ekström M, Schiöler L, Grønseth R et al.: Absolute values of lung function explain the sex difference in breathlessness in the general population. Eur Respir J. 2017 May 25;49(5). pii: 1602047. doi: 10.1183/13993003.02047-2016